Olivier Giroud jubelt mit seinen Teamkollegen über seinen zweiten Treffer gegen Australien

FIFA WM 2022 4:1 gegen Australien - Weltmeister Frankreich startet standesgemäß

Stand: 22.11.2022 22:30 Uhr

Frankreich hat die Mission Titelverteidigung in Katar erfolgreich eingeläutet. Außenseiter Australien ging gegen den Weltmeister zwar in Führung, war aber hoffnungslos unterlegen.

Frankreich schickt sich an, den Weltmeister-Fluch der vergangenen Turniere zu brechen. Der Titelverteidiger gewann sein Auftaktspiel bei der WM in Katar am Dienstagabend (22.11.2022) im Al-Janoub Stadium in Al-Wakrah gegen wacker kämpfende Australier nach einer kalten Dusche zu Beginn noch souverän mit 4:1 (2:1). Auch ohne ihre zahlreichen Verletzten um Real-Star Karim Benzema hat die Équipe Tricolore in der Gruppe D das Tor zum Achtelfinale schon weit aufgestoßen. Bei den vergangenen drei Weltmeisterschaften hatte der Titelverteidiger jeweils schon nach der Vorrunde die Segel streichen müssen: 2010 traf es Italien, 2014 Spanien und 2018 Deutschland.

"So, wie es angefangen hat, kann man am Ende nur zufrieden sein", sagte Doppeltorschütze Olivier Giroud. "Effektiv waren wir in jedem Fall. Der Sieg ist gut für die Dynamik, die Zuversicht und die Moral im Team." In der Gruppe D setzte sich Frankreich an die Spitze vor Dänemark und Tunesien, die sich am Nachmittag 0:0 getrennt hatten. Am Samstag (16.11.2022 / 17 Uhr ) bekommt es Frankreich im vermeintlichen Topspiel der Gruppe mit den Dänen zu tun. Australien spielt gegen Tunesien (11 Uhr MEZ).

Sieben Weltmeister in Startelf - Aussies mit Irvine und Leckie

Trotz großer Verletzungssorgen brachte der Titelverteidiger eine Elf mit klangvollen Namen an den Start - darunter Starstürmer Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain, Offensiv-Ass Antoine Griezmann von Atletico Madrid, Weltmeister-Keeper Hugo Lloris von Tottenham Hotspur und die Abwehrreihe mit den drei Bayern-Verteidigern Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Lucas Hernández. Didier Deschamps vertraute zum Auftakt insgesamt sieben Weltmeistern von 2018 - die Australier mit St.-Pauli-Kapitän Jackson Irvine und dem früheren Bundesliga-Stürmer Mathew Leckie müssen sich wie "Fußball-Zwerge" vorgekommen sein.

Frühstücksüberraschung für australische Fans

Trainer Graham Arnold war in den vergangenen Tagen nicht müde geworden, seine Kicker aus diesem Gedankengefängnis zu befreien. "Wir spielen gegen eine Mannschaft mit blauen Trikots, mehr ist es nicht", hatte der 59-Jährige seinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Was seine Mannschaft den Landsleuten in Down Under dann kurz nach dem Anstoß zum Frühstück servierte, dürfte zwischen Sydney und Perth für Spontan-Partys bei Baked Beans und Vegemite-Sandwich gesorgt haben.

Goodwin bringt Australien in Führung - Hernández verletzt

Denn Australien ging dank eines klug vorgetragenen Entlastungsangriffs überraschend in Führung. Leckie nahm auf der rechten Seite einen Diagonalball gekonnt auf und passte scharf auf den zweiten Pfosten, wo Craig Goodwin die Kugel aus acht Metern unter die Latte knallte (9.). Bei dem Versuch, Leckies Flanke zu unterbinden, verletzte sich Bayern-Profi Hernández ohne gegnerische Einwirkung derart am rechten Knie, dass er ausgewechselt werden musste. Bitter für den 26-Jährigen, der erst im September einen Muskelbündelriss erlitten hatte. Sein Bruder Theo wurde für ihn eingewechselt.

Der französische Nationalspieler Lucas Hernandez muss verletzungsbedingt das Feld verlassen

Der verletzte Lucas Hernández (M.) verlässt, gestützt von zwei französischen Betreuern, das Spielfeld.

Rabiot und Giroud drehen das Spiel

Der Verteidiger vom AC Mailand war sogleich an zwei entscheidenden Szenen beteiligt. Zunächst vertändelte er den Ball gegen Mitchell Duke, der aus 25 Metern sofort abzog und haarscharf am rechten Pfosten vorbeischoss (22.). Fünf Minuten später bereitete Theo den längst verdienten Ausgleich vor. Sein weiter Flugball aus dem linken Halbfeld fand Adrien Rabiot, der aus sechs Metern zum 1:1 einköpfte (27.). Nach einem krassen Abwehrfehler der Australier rückte Giroud die Kräfteverhältnisse mit dem 2:1 auf Vorlage von Rabiot schließlich zurecht (32.).

Mbappé vergibt spektakulär - Irvine trifft den Pfosten

Frankreich kam dank seiner schnellen und trickreichen Außenspieler noch zu zahlreichen Chancen, um das Ergebnis schon vor der Pause klarer zu gestalten, doch vornehmlich Mbappé schien das Pech an den Stiefeln zu kleben. Geradezu spektakulär versemmelte er die beste Möglichkeit zum 3:1, als er im Vollsprint in eine halbhohe Hereingabe von Griezmann rauschte und den Ball über das Tor jagte (45.). Mbappé selbst quittierte die Aktion mit einem ironischen Grinsen.

Fast wäre diese Nachlässigkeit noch bestraft worden. Wie aus dem Nichts kamen die Australier in der Nachspielzeit der ersten Hälfte noch zu einer Chance. Nach einer Flanke von Riley McGee köpfte Irvine im Zentrum mustergültig gegen die Laufrichtung von Lloris, doch sein Aufsetzer landete am Pfosten (45.+2).

Mbappé wird erlöst - Giroud zieht mit Henry gleich

Auch nach der Pause steckten die "Socceroos" nicht auf und lauerten auf ihre Chance, während die "Blauen" hier und da Fußball fürs Auge boten. Girouds Kunstwerk - ein Seitfallzieher aus zehn Metern - blieb jedoch unvollendet, weil der Aufsetzer am linken Pfosten vorbeitrudelte (50.). Die großartigen französischen Individualisten spielten ihre Überlegenheit nun nach allen Regeln der Kunst aus. Das 3:1 lag in der Luft, doch bei Griezmanns Flachschuss nach feiner Kombination über links rettete Aziz Behich noch auf der der Linie (67.).

Kurz darauf entglitt die Partie dem Außenseiter vollends. Mbappé belohnte sich mit einem Kopfball, der vom Innenpfosten ins Tor flog, für sein unermüdliches Anrennen (68.). Drei Minuten später legte er seinem Sturmkollegen Giroud noch das 4:1 auf. Der 36-Jährige erreichte damit einen Meilenstein in seiner Karriere: Mit nun 51 Länderspieltoren schloss er zu Frankreichs Rekordschützen Thierry Henry auf. Die Australier akzeptierten das letztlich klare Ergebnis klaglos. Es war eine Niederlage gegen eine Mannschaft mit blauen Trikots - mehr nicht.