Achraf Hakimi feiert seinen Treffer gegen Spanien

FIFA WM 2022 Hakimi gegen Mbappé - Duell zweier Freunde ums WM-Finale

Stand: 12.12.2022 19:27 Uhr

Marokko steht sensationell im Halbfinale der WM 2022 in Katar. Dort wartet nun Titelverteidiger Frankreich. Für Achraf Hakimi und Kylian Mbappé wird es ein ganz besonderes Spiel.

Kaum war das Viertelfinale der WM 2022 in Katar zwischen Frankreich und England (2:1) abgepfiffen, da meldete sich Achraf Hakimi in den sozialen Netzwerken zu Wort. "See you soon my Friend", schrieb der Marokkaner, versehen mit einem Herz, zwei sich schüttelnden Händen - und einem Adressaten: Kylian Mbappé, Hakimis Mitspieler bei Paris St. Germain.

Direktes Duell zwischen Hakimi und Mbappé

Die Botschaft des 24-Jährigen bezog sich auf das WM-Halbfinale zwischen Marokko und Frankreich (14.12.2022, 20 Uhr). Dann kommt es zum direkten Duell zwischen Hakimi, dem Rechtsverteidiger der "Löwen vom Atlas", und Mbappé, dem Linksaußen der "Bleus". Ein Aufeinandertreffen zweier Topstars des Turniers in Katar.

Marokkos Abwehr fast unüberwindbar

Hakimi ist bei Marokko, dem ersten WM-Halbfinalisten aus Afrika überhaupt, einer der Leader - Leistungsträger ist er ohnehin. Als Außenverteidiger sorgt auch er dafür, dass seine Mannschaft bei der WM 2022 überhaupt erst einen Treffer kassiert hat - ein Eigentor in der Vorrunde gegen Kanada. Marokko hat damit bisher die beste Defensive aller 32 Teams in Katar.

Dass Hakimi defensiv so stark ist, war nicht immer so. Beim in Madrid geborenen Profi war bereits zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund (2018 bis 2020) ersichtlich, dass er ein absolutes Rohjuwel ist und für die Offensive alles mitbringt: Schnelligkeit, Beweglichkeit, Technik sowie ein gutes Pass- und Flankenspiel. Er agierte damals aber eher wie ein Außenstürmer denn wie ein Verteidiger, die Defensive vernachlässigte er auch gerne mal.

Hakimi ist zu einem der weltbesten Rechtsverteidiger gereift

Dieses Defizit dürfte auch seiner Jugend geschuldet gewesen sein, er war mit 19 Jahren per Leihe von Real Madrid zum BVB gewechselt. Der Hakimi von 2022 überzeugt auch defensiv - durch die Antizipation von Spielsituationen, gutes Stellungsspiel und Zweikampfstärke. Seine offensiven Waffen hat er indes beibehalten.

Man merkt ihm an: Bei Inter Mailand (2020/2021), vor allem aber bei Paris. St. Germain (seit Sommer 2021) ist er zu einem der weltbesten Rechtsverteidiger gereift. Sein Paket ist nun komplett.

Auch beim sensationellen 1:0-Erfolg der Marokkaner im WM-Viertelfinale gegen Portugal trumpfte Hakimi wieder auf und trug seinen Teil zum Halbfinaleinzug bei.

Erst der "Panenka", dann der "Pinguin"

In Erinnerung bleibt aber vom bisherigen Turnier vor allem eine andere Szene: Im Achtelfinale gegen Spanien (0:0, 3:0 i.E.) trat er zum entscheidenden Elfmeter im bis dahin wohl größten Spiel in der Geschichte seines Landes an. Alle Augen waren in diesem Moment auf ihn gerichtet. Und was machte Hakimi? Er lupfte den Ball in "Panenka-Manier" in aller Seelenruhe in die Tormitte, um seinen Treffer anschließend mit dem "Pinguin-Tanz" zu zelebrieren. Mehr Coolness geht nicht.

Mit dieser speziellen Art der Freude erinnerte Hakimi an einen mit Sergio Ramos, seinem Mitspieler bei Paris St. Germain, einstudierten Jubel. Hakimi hatte nach der Bekanntgabe des spanischen WM-Kaders über die sozialen Netzwerke kritisiert, dass Ramos nicht nominiert worden war. Nun durfte er Spaniens WM-Aus besiegeln - wohl eine besondere Genugtuung.

Mbappé mit starker Bilanz

In der Runde der besten vier geht es nun gegen einen anderen Mitspieler aus Paris, Mbappé. Der 23-Jährige ist bislang einer der Topstars der WM 2022. Der französische Linksaußen ist ein Mann der Superlative: Er vereint unfassbare Dynamik mit hervorragender Technik und einem überragenden Abschluss. Mbappé hat im Golfstaat nach fünf Spielen bereits fünf Treffer erzielt und zwei weitere Tore vorbereitet.

Kyle Walker macht es vor

Nach seinen starken Auftritten in der Gruppenphase und im französischen Achtelfinale gegen Polen (3:1) lautete die große Frage: Ist Mbappé überhaupt zu stoppen? Im Viertelfinale gegen England bekam der Ausnahmeangreifer allerdings seine Grenzen aufgezeigt. Der Rechtsverteidiger der "Three Lions", Kyle Walker, hatte den Flügelstürmer weitgehend im Griff und zeigte, wie man gegen Mbappé spielen muss.

Walkers Spiel dürfte auch eine Blaupause für Hakimi sein. Dazu gehören die Antizipation von Spielsituationen, also Aktionen vorab zu erahnen, und dem französischen Flügelstürmer erst gar keinen Raum lassen, um seine Athletik ausspielen zu können.

Sollte Mbappé den Ball haben, muss Hakimi zuallererst versuchen, seinen Gegenspieler nicht "aufdrehen" zu lassen. Er muss den Weg zum marokkanischen Tor zustellen. Dabei sind dann auch seine Mitspieler gefragt. Die marokkanische Defensive muss im Verbund funktionieren, um Mbappé und die französische Offensive zu stoppen.

Das Duell zweier Freunde

Das alles weiß Hakimi natürlich, er kennt Mbappé schließlich bestens. Die beiden sind seit knapp anderthalb Jahren Mitspieler - und Freunde.

Deshalb wird es für beide ein ganz besonderes Duell. "Sie sind beide absolute Weltklasse, sie sind beide Champions", befand der marokkanische Trainer Walid Regragui.

Und auch bei Mbappé ist die Vorfreude groß. Auf Hakimis Botschaft in den sozialen Medien antwortete er schlicht, aber vielsagend: mit drei Herzen.