Fans im Vorfeld der WM in Katar 2022 - dem sogenannten "Fan Leader Network" wurde das Taschengeld gestrichen

FIFA WM 2022 Katar streicht geladenen Fans das Taschengeld

Stand: 18.11.2022 22:18 Uhr

Katars WM-Organisatoren luden Hunderte Fans zur WM ein, damit diese für gute Stimmung vor Ort und in sozialen Netzwerken sorgen. Nach Medienberichten über das Programm ist den Fans nun das versprochene Taschengeld gestrichen worden.

Rund 450 Fans aus 59 Ländern sind an dem Programm "Fan Leader Network" beteiligt. Sie dürfen das Eröffnungsspiel und weitere große Teile des Turniers weitgehend auf Kosten der Organisatoren besuchen. Flüge, Unterkunft und Eintrittskarten für das Eröffnungsspiel stellte das Organisationskomitee (OK) den Fans bereit. Diese sollten dafür unter anderem einen Verhaltenskodex beachten, in dem eine positive Haltung zur WM und zum Gastgeber nahegelegt wird.

Ebenfalls vorgesehen war ein tägliches Taschengeld von 250 katarischen Riyal, etwa 70 Euro. "Eine aufgeladene Visa-Karte wird bei Ankunft ausgestellt", hieß es in einem Schreiben an die Fans, das der Sportschau vorliegt. Doch nun wird dieses Taschengeld gestrichen.

WM-OK will Fans "vor Behauptung schützen, bezahlt zu sein"

Das WM-OK macht die Berichterstattung in den Medien für die Maßnahme verantwortlich. Einige Medien hatten von "bezahlten Fans" gesprochen, weil den Fans die Flüge, Unterkunft und Eintrittskarten für das Eröffnungsspiel im Wert von mehreren Tausend Euro bereitgestellt werden.

In einer E-Mail, die der Sportschau vorliegt, schrieb das WM-OK am Dienstag (15.11.2022) an die "Fan Leader": Weil man nun die Gäste vor der "irrtümlichen, falsch informierten Behauptung schützen" wolle, dass sie "bezahlte Fans" seien, werde "das Taschengeld leider nicht mehr bereitgestellt".

In der E-Mail heißt es weiter: "Bringt Bargeld mit." Und: "Wir haben von Anfang an darum gebeten, dass alle Reisenden genug Geld zur Verfügung haben, um ihre Grundkosten zu bezahlen."

Organisatoren: "Wer das als Bezahlung sieht, stellt die Glaubwürdigkeit der Fans infrage"

Auf eine Anfrage der Sportschau bezog das WM-OK keine Stellung zum Taschengeld. Es bekräftigte aber, dass die Fans "freiwillig und unentgeltlich" zur WM reisen. Das OK stelle "Flüge, Unterkunft und Aufenthaltskosten" bereit, hieß es.

"Wenn man dies als Bezahlung für Dienstleistungen betrachtet, überschattet dies nicht nur den Kern des Programms, sondern stellt auch die Glaubwürdigkeit und die Motive der beteiligten Fans infrage", so das WM-OK.

DFB nicht am Programm beteiligt

Auch aus Deutschland sind Fans dabei. Der DFB teilte der Sportschau auf Anfrage mit, dass ihm das Programm des Organisationskomitees bekannt sei, es werde aber weder durch den DFB noch durch den Fan-Club Nationalmannschaft unterstützt.

Man wisse, dass "deutsche Fans teilgenommen haben/teilnehmen werden, aber wir wissen nicht, wie viele Fans sich daran beteiligen", so der DFB.

Deutscher Fan "will zur Völkerverständigung beitragen"

Ein beteiligter deutscher Fan ist Bernd Hofmann. Er ist Präsident des "FC Bayern Fanclubs Nabburg/Oberpfalz". In der "Mittelbayerischen Zeitung" formuliert er ein Ziel für seine Reise: Er wolle dort nicht Politik machen, "sondern Freundschaften pflegen und zur Völkerverständigung beitragen", zitiert ihn das Blatt. Eine frühere Interview-Anfrage der Sportschau lehnte er ab.

Arbeitsbedingungen seien "auch in anderen Ländern schwierig", so Hofmann in der "Mittelbayerischen". Den Angaben in der Zeitung zufolge hat Hofmann den FC Bayern mehrfach zu Trainingslagern nach Katar begleitet. Die Zeitung berichtet von einer 40-köpfigen Reisegruppe aus Deutschland, die sich gratis nach Katar aufmacht.

Verhaltenskodex für soziale Netzwerke

Die Sportschau und mehrere internationale Medien berichteten über einen Verhaltenskodex. Darin stimmen die Fans zu, die WM "durch liken und teilen" von Posts in sozialen Netzwerken zu unterstützen.

Das WM-OK schrieb den Fans, dass Social-Media-Beiträge beobachtet werden. Man behalte sich das Recht vor, Änderungen oder das Löschen von Posts zu verlangen. "Herabwürdigende Kommentare" sollen dem WM-OK gemeldet und gelöscht werden, alle anderen "positiven wie kritischen" Kommentare sollen stehen bleiben.

"Wir bitten Sie nicht, ein Sprachrohr für Katar zu sein. Aber es wäre offensichtlich unangebracht, Katar, das Organisationskomitee oder die WM zu verunglimpfen", heißt es in den sogenannten "Prinzipien für gute Postings". Nicht zugelassen bei dem Programm seien Fans "mit offensichtlicher politischer Gesinnung".