Granit Xhaka (Schweiz) jubelt im Trikot seines Teamkollegen Ardon Jashari nach dem Spiel

FIFA WM 2022 Xhakas Trikotaktion wird in Serbien als politisches Signal bewertet

Stand: 03.12.2022 13:35 Uhr

Der Schweizer Nationalspieler Granit Xhaka hat beim letzten WM-Gruppenspiel gegen Serbien im Jashari-Trikot gejubelt. Er sagt, dass das keinen politischen Hintergrund gehabt habe. In Serbien kam die Geste anders an.

Nach dem 3:2-Sieg der Schweizer und dem Erreichen des Achtelfinals (06.12., 20 Uhr MEZ, gegen Portugal) zog sich Granit Xhaka auf dem Rasen das Trikot seines Teamkollegen Ardon Jashari über. Und zwar so herum, dass der Name auf der Brust zu lesen war. Jashari vom FC Luzern gehört in Katar zum Aufgebot der Schweizer, kam in den drei Vorrunden-Spielen jedoch nicht zum Einsatz.

Jashari ist auch der Name eines Unabhängigkeitskämpfers, der als Mitbegründer der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK und als Symbolfigur des militärischen Widerstands gegen die Serben gilt. Bei einer Operation serbischer Polizisten und Spezialkräfte kamen Adem Jashari und ein Großteil seiner Familie 1998 ums Leben.

Granit Xhaka: "Das hat definitiv keinen politischen Hintergrund"

Auf das Trikot angesprochen, sagte Xhaka bei der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Das hat definitiv keinen politischen Hintergrund." Jashari sei ein junger Spieler, mit dem er jeden Tag trainiere und mit dem er sich sehr gut verstehe. "Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass ich sein Trikot anziehe, wenn ich ein Tor schieße oder wir gewinnen."

In Serbien und im Kosovo kam die Geste anders an: Als "kluger Weg", um sich zur Unabhängigkeit des Kosovo zu bekennen, ohne dafür eine Strafe der FIFA zu riskieren, wie die serbische Zeitung "Mondo" am Samstag schrieb. Und sie kommentierte weiter: "Das Spiel Schweiz - Serbien wurde wieder einmal zu mehr als nur Sport."

Das begann damit, dass Xhaka und sein Mitspieler Xherdan Shaqiri beim Verlesen der Mannschaftsaufstellungen von den serbischen Fans ausgepfiffen wurden. Shaqiri feierte sein Tor zum 1:0 dann, indem er sich den Finger auf die Lippen hielt. Nach dem zwischenzeitlichen 2:1 für die Serben brüllte ihr Trainer Dragan Stojković eine Beleidigung heraus. Als Xhaka in der zweiten Halbzeit mit der serbischen Bank aneinander geriet, griff er sich in den Schritt und kann nun nachträglich wohl nur noch für diese Szene belangt werden. 

Doppeladler-Geste bei der WM 2018

Spätestens seit der WM 2018 sind Fußballspiele zwischen Serbien und der Schweiz politisch aufgeladen. Xhaka und Shaqiri hatten ihre Tore zum Schweizer 2:1 im Vorrundenspiel gegen die Serben mit einer Doppeladler-Geste feierten. Auch sie ist ein Symbol der Abgrenzung des Kosovo von Serbien. 

Hintergrund ist der Kosovo-Konflikt, in den Xhaka und Shaqiri deshalb involviert sind, weil ihre Familien aus der mehrheitlich von Albanern bewohnten ehemaligen serbischen Provinz stammen. Seit 2008 ist das Kosovo eine eigenständige Republik, dessen Unabhängigkeit auch das Ergebnis eines blutigen Krieges in den Jahren 1998 und 1999 war. Serbien betrachtet sie als Teil ihres Territoriums.

Weitestgehend faires Aufeinandertreffen

Trotz dieser Vorgeschichte und der diversen Auseinandersetzungen und Ausraster auf dem Rasen blieb die Partie über weite Strecken gesehen fair. "Dass ein paar Emotionen hochkommen würden, war klar", sagte der Schweizer Stürmer Breel Embolo. "Aber wenn man sich danach fair die Hand gibt, ist es kein Problem. Und das ist der Fall gewesen nach dem Spiel."