Fußballfans kommen in Katar an

FIFA WM 2022 Fanfestival in Katar - Generalprobe mit Bier

Stand: 17.11.2022 15:16 Uhr

Vor dem WM-Start am Sonntag gab es ein erstes Fanfest in Doha - als Testlauf. Wer genau die Fans sind, die hier feiern, bleibt unklar.

Von Anna Klär (Doha)

Ob 2006 vor dem Brandenburger Tor oder 2014 an der Copacabana in Rio: Das Fanfest gehört mittlerweile zu einer Fußball-Weltmeisterschaft. Vor dem offiziellen WM-Start am Sonntag gab es in Doha einen Testlauf.

Die Bässe wummern inmitten der katarischen Hauptstadt. Im Al-Bidda Park haben die Veranstalter eine Bühne mit einer riesigen Leinwand aufgestellt, und genau da legt ein beliebter lokaler DJ auf. 20.000 Menschen hat der Veranstalter erwartet – ganz so viele sind es zwar nicht, aber es ist ganz gut gefüllt.

"Ein Fest von diesem Ausmaß gab es hier noch nicht", sagt Marion aus der Schweiz, die hier lebt und sich dieses Event nicht entgehen lassen will. "Die Welt kommt für die WM hierher", erzählt eine Mazedonierin, die in Doha arbeitet und sich eine Deutschlandflagge auf die Wange gemalt hat, "und wir sind froh, neue Gesichter zu sehen. Das ist eine wunderschöne Zeit für uns alle hier."

Wenige ausländische Fans beim Testlauf

Am Mittwoch aber war "die Welt" noch nicht wirklich in Doha. Die meisten Fans auf dem Festival leben und arbeiten hier. Viele stammen eigentlich aus asiatischen Ländern und freuen sich jetzt, Teil dieser Weltmeisterschaft zu sein. Trotzdem sieht man viele bekannte Trikots. Weil Indien, Pakistan oder Sri Lanka nicht dabei sind, werden viele einfach kurzerhand Fans anderer bekannter Nationen.

"Die Leute genießen die Stimmung hier. Die ziehen ein Leibchen an und kommen, egal für welches Land", erzählt Marion. Überprüfen lassen sich diese Aussagen nicht. Denn zuletzt gab es vermehrt Berichte über von der katarischen Regierung bezahlte Fans, die für Stimmung im Gastgeberland sorgen sollen.

Auf dem Fanfestival trifft man indische Menschen, die Brasilien-Fans sind und sogar einige Worte portugiesisch reden können, aber es gibt auch einen Mann aus Sri Lanka, der eine Deutschland-Fahne schwenkt, die falsch herum ist. Auf die Frage, warum er Deutschland-Fan ist, antwortet er: "Ich mag die Trikots, besonders die weiße Farbe".

Bier in der Öffentlichkeit

Nichtsdestrotz: Die Stimmung ist gut. Überall tanzen Menschen, jubeln dem DJ zu und trinken Bier. Denn das ist auf dem Fanfest erlaubt. Drei Stunden lang wird ausgeschenkt, die Schlange vor dem Getränkestand ist, trotz des üppigen Preises, lang: 50 katarische Ryal kostet ein halber Liter Bier – das sind umgerechnet rund 13,20 Euro. "Das ist das erste Mal in Katar, bei dem wir nicht in einem Hotel trinken müssen", sagt ein niederländischer Fan, "und ich muss sagen, das ist sehr erfrischend. Es ist ein Fortschritt und eine gute Sache."

So sieht es auch ein Mann aus Singapur, der für eine katarische Airline arbeitet: "Es fühlt sich gut an. Zum ersten Mal kann ich draußen Bier trinken. Das ist wirklich toll." Sonst ist das während der WM nur vor den Stadien möglich und auch nur unmittelbar vor und nach den Spielen.

Der Testlauf ist in Sachen Stimmung so verlaufen, wie es sich die Veranstalter gewünscht haben. Ob an diesem Ort aber ab Sonntag (20.11.2022) tatsächlich 40.000 Menschen feiern und die Spiele anschauen werden, bleibt offen. Zumal auch die Temperaturen tagsüber noch bei über 30 Grad liegen - und einen Sonnenschutz gibt es nicht wirklich. Möglicherweise aber zieht die Aussicht auf ein kühles Bier den einen oder anderen Fan an.