Die Mannschaft des FV Illertissen nach dem Gewinn des Landespokals Bayern.

Außenseiter im DFB-Pokal Die schönsten Geschichten schreiben doch die kleinsten Klubs

Stand: 12.08.2023 11:07 Uhr

In Illertissen ist ein Vater Chef seines Sohnes. In Walldorf war einer Balljunge im DFB-Pokal, jetzt könnte er selbst spielen. In Oberachern hoffen sie auf einen Hopser. Geschichten über kleine Klubs, die große ärgern möchten.

Das Tor wird man so schnell nicht vergessen, auch wenn es für das Ergebnis des bislang größten Spiels in der Vereinsgeschichte des gar nicht so großen SV Oberachern nicht entscheidend war. Am letzten Tag im Juli 2022 lief Oberacherns Nico Huber nach einem langen Ball zwei Verteidigern von Borussia Mönchengladbach davon, er pflückte den Ball mit dem Außenrist aus der Luft, dann traf er genau ins lange Eck. Es war die 1. Runde des DFB-Pokals, und Huber erzielte beim 1:9 das einzige Tor für den Außenseiter.

Über den SV Oberachern und den Torjäger Nico Huber, 30, ist rund um dieses Spiel manchmal berichtet worden. Huber, man weiß das jetzt, hat Maschinenbau studiert, er war währenddessen in Australien und davon ganz begeistert. Er kam trotzdem zurück. Für Oberachern hat er schon einige Tore erzielt, 64 in 188 Oberligaspielen. Nach wichtigen Toren, auch nach dem gegen Gladbach, macht er manchmal einen Hopser, der nicht nur die "Badischen Neuesten Nachrichten" (BNN) an den großen Gerd Müller erinnerte.

Nico Huber (l.) vom SV Oberachern im Zweikampf mit Nico Elvedi von Borussia Mönchengladbach in der ersten Runde des DFB-Pokals 2022/23.

Nico Huber (l.) konnte in der ersten Runde des DFB-Pokals 2022/23 das einzige Tor für seine Oberacherner im Duell mit Borussia Mönchengladbach erzielen.

Und die Hoffnung bei allen, die es mit Oberachern halten, ist nun, dass Huber auch am Sonntag (13.08.2023) gegen Freiburg hopst. Dass er wieder ein Tor erzielt, es müsste gar kein so schönes sein. Sein Trainer Fabian Himmel hält das durchaus für möglich. Den "BNN" sagte er über Huber: "Vor dem Tor ist er ein Killer, ein Vollblutstürmer. Egal, ob mit links, rechts oder dem Kopf."

FV Illertissen im DFB-Pokal - wenn der Vater mit dem Sohne

Vor vielen Jahren, noch in einem anderen Jahrtausend, hatte Karl-Heinz Bachthaler das Traineramt beim FV Illertissen übernommen. Er blieb dreizehn Jahre, stieg von der Landesliga über die Verbandsliga bis in die Oberliga auf, einer seiner Spieler war Holger, sein Sohn.

Als Karl-Heinz Bachthaler, 71, 2012 das Traineramt abgab, als eine Ära endete, begann direkt eine neue. Verantwortlich für die Mannschaft war fortan Holger Bachthaler, er führte den FVI in der Regionalliga Bayern auf Rang drei und in den DFB-Pokal. Nach knapp vier Jahren endete die Zeit von Holger Bachthaler, sein Vater Karl-Heinz war da schon Sportvorstand.

Holger Bachthaler, 48, trainierte dann die Jugend von RB Salzburg, später den SSV Ulm, Karl-Heinz Bachthaler blieb in Illertissen. Als der Verein im Herbst 2022 in einer sportlichen Krise war, fanden beide wieder zusammen. Nun ist der Vater wieder Chef seines Sohnes, und das ist nun wirklich eine besondere Konstellation. Und eine erfolgreiche: Illertissen gelang der Klassenerhalt und gewann den Landespokal in Bayern, im Endspielt besiegte der Viertligist den FC Ingolstadt.

Holger Bachthaler trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals mit seinem FV Illertissen auf Fortuna Düsseldorf.

Holger Bachthaler trifft in der ersten Runde des DFB-Pokals mit seinem FV Illertissen auf Fortuna Düsseldorf.

Und nun spielt der FV Illertissen also DFB-Pokal, der Gegner am Sonntag ist Zweitligist Fortuna Düsseldorf.

Astoria Walldorfs Arion Erbe - erst Balljunge im DFB-Pokal, nun als Spieler dabei

Zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte nimmt Astoria Walldorf an der 1. Runde des DFB-Pokals teil. Einmal, in der Saison 2014/15, verlor der Klub gegen Hannover 96 und war gleich wieder raus. Aber in der Saison 2016/17 überstand Walldorf nicht nur die erste Runde, sondern kam sogar bis ins Achtelfinale. Dort unterlag man nach Elfmeterschießen Arminia Bielefeld.

Arion Erbe, 22, war damals schon dabei. An einem Abend Anfang Februar 2017 stand er am Spielfeldrand, er trug Jacke, Mütze, Handschuhe, es war kalt. Erbe war Balljunge, zitterte mit und sah, wie Astoria Walldorf nah dran war an einer Sensation und doch scheiterte. Nun, wo der Klub sich erneut für den DFB-Pokal qualifiziert hat, ist er wieder dabei, nur ist er längst kein Balljunge mehr. Als Mittelfeldspieler ist Erbe Teil der ersten Mannschaft von Walldorf.

Zuletzt aber hat Erbe manchmal zuschauen müssen, er war verletzt, ein Bänderanriss im Sprunggelenk. Doch pünktlich zum Duell mit dem 1. FC Union Berlin am Sonntag ist er wieder fit. In einem Interview auf der vereinseigenen Homepage sagte Erbe: "Ich hoffe sehr, dass ich es gegen Union in den Kader schaffe."

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