Borussia Mönchengladbach - FC Bayern München 5:0 Breel Embolo - Überragender unter Überragenden

Stand: 28.10.2021 10:52 Uhr

Borussia Mönchengladbachs Stürmer Breel Embolo zeigt gegen den FC Bayern München, dass er in Bestform einer der herausragenden Offensivspieler der Bundesliga ist.

Von Christian Steigels

Es war gar nicht so leicht, einen Spieler herauszuheben aus dem ausnahmslos starken Ensemble der Gladbacher beim 5:0-Sieg gegen den FC Bayern München. Den omnipräsenten Mittelfeldspieler Manu Koné, der den Reigen nach nicht einmal zwei Minuten eröffnet hatte? Den bärenstarken Schienenspieler Ramy Bensebaini, der hinten wie vorne physisch extrem präsent war und Manuel Neuer mit einem lässigen Elfmeter schulbubenhafte Züge verlieh? Den in Dauerbewegung befindlichen Jonas Hofmann, dessen tiefe Läufe für das Gelingen der Gladbacher Spielidee entscheidend waren? Oder Verteidiger Nico Elvedi, der vergessen ließ, dass Robert Lewandowski überhaupt mitspielte?

Starke Vorstellung auf dem Platz und am Mikrofon

Einer aber überragte all die Überragenden dann doch: Der Schweizer Stürmer Breel Embolo erzielte zwei Tore selbst, bereitete eines direkt und ein weiteres indirekt vor und wurde vor dem von Bensebaini so selbstbewusst verwandelten Elfmeter gefoult. "Das war ein perfekter Abend für alle Borussen", schwärmte Embolo, der die Stimmung im erstmals seit rund anderthalb Jahren wieder mit so vielen Fans gefüllten Stadion sichtlich genoss.

Seine starke Vorstellung setzte Embolo nach der Partie im Interview der ARD fort – seine Analyse wirkte erstaunlich nüchtern und sachlich im Vergleich zum Rausch, der in den 90 vorangegangenen Minuten zu sehen gewesen war: "Wenn man die letzten Spiele sieht, wie wir gestartet sind – wir hatten immer gute Phasen, aber in dieser Konsequenz haben wir kein Spiel  begonnen, außer vielleicht in Wolfsburg. Aber wir sehen, wenn wir in den letzten Reihen einen kühlen Kopf behalten und Chancen gut ausspielen, dann sind wir gefährlich."

Kein "Ich", sondern viel "Wir" – der Schweizer hat den Kollektivgedanken seines Trainers Adi Hütter verinnerlicht. Dabei hätte er in Bezug auf das angesprochene Spiel gegen Wolfsburg auch einmal in der ersten Person im Singular sprechen können – denn schon bei den Niedersachsen zeigte Embolo eine überragende Partie. Ein Fallrückziehertor, ein weiteres wunderschön vorbereitet, einen Elfmeter herausgeholt, einen Platzverweis provoziert.

Wanderer zwischen den Welten

Der 24-Jährige ist ein Wanderer zwischen den Welten. Es gibt Tage, da ist er mit seiner Körperlichkeit und Schnelligkeit nah an der Weltklasse. An anderen Tagen wirkt er überhastet, seine Laufwege wirken unkoordiniert und sein Abschluss ist mit überhastet noch freundlich beschrieben. Der Abend gegen die Bayern gehörte zur ersten Kategorie.

Verletzung bei der EURO im Sommer

Die aktuelle Saison hatte schwierig für Embolo begonnen. Von der EM kehrte er mit einer Sehnenverletzung zurück, verpasste weite Teile der Vorbereitung. Erst am 6. Spieltag beim Sieg gegen Borussia Dortmund stand er zum ersten Mal in der Startelf, seither in jeder Partie. Abgesehen von seiner Gala gegen Wolfsburg wusste er nie so wirklich zu überzeugen - was zugegebenermaßen auch schwierig war in einer in ihrer Gesamtheit nicht überzeugenden Gladbacher Mannschaft, die noch immer auf der Suche nach sich selbst zu sein scheint.

Wie dieses Selbst in der besten aller Welten aussehen könnte, zeigten Embolo und Co. gegen den FC Bayern. Das ließ natürlich auch Trainer Hütter strahlen. "Ich kann mich nicht erinnern, so etwas Gutes von einer eigenen Mannschaft schon einmal gesehen zu haben. Wie wir die Tore rausgespielt haben, das war absolute Weltklasse."

Maßstab für die kommenden Wochen

Die Pokal-Gala seines Teams mag der Österreicher nun als Maßstab nehmen: "Wir müssen uns jetzt messen lassen an so einem Spiel", forderte der Österreicher. "Die Mannschaft hat heute gezeigt, was in ihr steckt." Nächster Gegner der mit elf Punkten aus neun Spielen mau in die Liga gestarteten Borussen ist im Alltagsgeschäft am Sonntag der VfL Bochum.

Ob die Gladbacher dann wieder auf dem ungemütlichen Boden der Realität landen? Embolo glaubt das nicht. Im ARD-Interview hatte er auf die Feststellung, dass es schwierig werde, das Niveau des Gala-Abends in den kommenden Wochen zu halten, die ebenso simple wie passende Gegenfrage parat: "Warum?"