Der Pokal der Champions League - die Ligen fordern ab 2024 mehr Geld für kleine Klubs.

Geldverteilung der UEFA Champions League ab 2024 - mehr Geld für kleine Klubs gefordert

Stand: 21.04.2023 12:36 Uhr

Ab 2024 werden die Einnahmen der UEFA in der Champions League deutlich steigen. Die Verteilung des Geldes kann die Lücke zwischen großen und kleinen Klubs weiter verstärken - die europäischen Ligen fordern deshalb Änderungen.

Die Champions League wird 2024 reformiert. Der Modus, die Zuteilung der Startplätze und der Spielplan sind geklärt, das heiß umkämpfte Thema ist dagegen noch offen: Wer bekommt wie viel Geld?

Der europäische Ligenverband European Leagues hat bei seiner Generalversammlung am Freitag (21.04.2023) die UEFA aufgerufen, deutlich mehr Geld an die Klubs auszuzahlen, die nicht an den europäischen Wettbewerben teilnehmen. Damit soll eine weitergehende Spaltung zwischen den großen und reichen Spitzenklubs der nationalen Ligen auf der einen sowie den restlichen Klubs der Ligen auf der anderen Seite zumindest etwas abgebremst werden. "Diese Maßnahme wird das Wettbewerbsgleichgewicht sowohl bei nationalen als auch bei internationalen Wettbewerben fördern und schützen", teilten die Ligen mit. In dem Verband European Leagues ist die Deutsche Fußball Liga (DFL) genauso organisiert wie die Ligen aus England, Spanien, Italien und Frankreich sowie zahlreiche andere europäische Ligen.

Welche genauen Änderungen fordern die Ligen beim Geld?

Die European Leagues fordern eine deutliche Erhöhung der sogenannten Solidaritätszahlungen der UEFA an die Klubs, die nicht am Europapokal teilnehmen. Statt der bisher etwas mehr als vier Prozent der Gesamteinnahmen aus dem Europapokal sollen nach dem Willen des Ligen-Verbands ab 2024 mindestens zehn Prozent an die Klubs gezahlt werden, die nicht am Europapokal teilnehmen. "Die Ligen rufen die UEFA und alle Interessengruppen auf, die Erhöhung auf zehn Prozent mitzutragen", schreiben die Ligen.

Die Befürchtung in den Ligen: Wenn die Klubs, die nicht am Europapokal teilnehmen, immer weiter finanziell abgehängt werden, steigt die Langeweile noch weiter. Die großen Unterschiede sind längst eine akute Gefahr für den sportlichen und damit auch für den kommerziellen Wert der Ligen. Viele Ligen haben Dauermeister entwickelt, das gilt nicht nur für die Bundesliga mit Bayern München. Im Europapokal spielen in vielen Ligen oft dieselben Teams, die damit viel Geld einnehmen - und die Spaltung so weiter vertiefen.

Wie äußern sich die Unterschiede in den Ligen?

Die Klubs, die in den UEFA-Wettbewerben Champions League, Europa League und Conference League mitspielen, können vor allem in der Königsklasse mit sehr viel Geld rechnen. Beispiel Bundesliga: Bayern München nahm in der Saison 2021/22 von der DFL 88 Millionen Euro ein, von der UEFA kamen aus der Champions League 110 Millionen hinzu. Der VfL Bochum nahm dagegen 32 Millionen von der DFL ein und wurde so gut wie gar nicht an europäischen Einnahmen beteiligt. In ähnlichen Dimensionen läuft die Einnahmenverteilung jedes Jahr.

Saison 2021/22: Geldverteilung im Vergleich zwischen dem VfL Bochum und Bayern München

Saison 2021/22: Geldverteilung im Vergleich zwischen dem VfL Bochum und Bayern München

In den vergangenen zehn Saisons hat Bayern München zehnmal die Meisterschaft gewonnen und in dieser Zeit in der Champions League mehr als 750 Millionen in Europa eingenommen. Borussia Dortmund strich fast 500 Millionen Euro ein. Die nationalen Unterschiede wachsen durch das internationale Geld an, nicht nur in Deutschland. In anderen Ligen Europas ist das Problem oft noch größer: Nach Berechnungen des Ligen-Verbands ist die Ungleichheit im Wettbewerb durch das europäische Geld beispielsweise in Tschechien, den Niederlanden oder Irland besonders groß.

Deutsche Einnahmen am Europapokal 2012/13 - 2021/22 laut UEFA
Klub Summe in Euro
Bayern 754.514.000
Dortmund 494.326.654
Leverkusen 228.893.073
Leipzig 226.839.656
Schalke 173.304.363
M'gladbach 123.651.371
Wolfsburg 112.161.164
Frankfurt 87.302.109
Hoffenheim 62.046.675
Mainz 10.689.112
Union 8.430.000
Köln 8.127.675
Hertha 7.959.675
Stuttgart 5.690.187
Freiburg 5.150.079
Hannover 4.843.401

Um welche Zahlen geht es ab 2024?

Ab 2024 spielen 108 statt bisher 96 Klubs in der Champions League, der Europa League und der Conference League mit, die Zahl der Spiele wird deutlich erhöht. Die UEFA erhofft sich dann eine Steigerung der Einnahmen im Europapokal von den bisherigen 3,6 auf bis zu 5,0 Milliarden Euro pro Saison. Die Befürchtung der Ligen: Wenn dieser höhere Geldbetrag auf dieselbe Art und Weise verteilt wird wie bisher, vertiefen sich die finanziellen und sportlichen Unterschiede weiter.

"Wir sehen, dass die Kluft immer größer wird", sagte Jacco Swart, Generaldirektor der European Leagues, im März im Gespräch mit der Sportschau. "Das führt dazu, dass die nationalen Wettbewerbe vorhersehbarer und damit weniger attraktiv werden. Und das ist nicht gut für den Wert der nationalen Wettbewerbe." Hinzu kommt, dass die UEFA auf dem Markt für den Verkauf von TV-Rechten in Konkurrenz zu den Ligen tritt und dort dann noch mehr Geld an sich zieht, das die Sender dann möglicherweise nicht mehr für die Übertragung der nationalen Ligen ausgeben können.

Jacco Swart, Geschäftsführer der European Leagues

Jacco Swart, Geschäftsführer der European Leagues

Wie laufen diese Solidaritätszahlungen?

172 Millionen Euro - also rund 4,8 Prozent der Gesamteinnahmen - gingen vergangene Saison als Solidaritätszahlungen an die mehr als 700 Erstligaklubs in Europa, die nicht mitspielen. In Deutschland kamen 2021/22 etwa 8,3 Millionen Euro aus diesen Solidaritätszahlungen an. Diese 8,3 Millionen Euro wurden in der Bundesliga vergangene Saison auf die elf Klubs verteilt, die nicht mitspielten.

Während die Spitzenklubs hohe Summen kassieren, fällt das weitere Teilnehmerfeld in den Ligen mit dieser geringen Beteiligung finanziell und sportlich zurück. "Wir glauben, dass das kein gesundes Verhältnis ist", sagt Swart von den European Leagues.

Was wollen die großen Klubs?

Die mächtige Klubvereinigung ECA setzt sich als Lobbyverband der Spitzenvereine im Hintergrund nach Informationen der Sportschau für eine Beibehaltung des aktuellen Verteilungssystems ein. Bei dem Thema sei "noch Arbeit zu erledigen", hieß es offiziell lediglich von der ECA. Für die Spitzenklubs läuft die Argumentation natürlich anders als bei den Ligen: Die großen Klubs sind die entscheidenden Marken, die weltweit für Aufmerksamkeit vor den Empfangsgeräten sorgen - deshalb müssen sie auch weitgehend von den Einnahmen profitieren, so die Ansicht.

"Wir alle wissen, wo der Wert geschaffen wird, machen wir uns nichts vor", sagte Cliff Baty, Finanzchef von Manchester United, bereits 2022 zu den anstehenden Verhandlungen. "Der Grund, warum die Sender so viel Geld zahlen, ist das Produkt Champions League." Der Spaltung zwischen groß und klein wollte er sogar etwas Positives abgewinnen. "Die Spaltung gibt uns eine gewisse Sicherheit, die in Bezug auf die Stabilität hilft. Wenn wir das wegnehmen, wird es die Schwankungen erhöhen und es wird für uns schwieriger zu handhaben." Der Wunsch der großen Klubs ist also: unternehmerische Sicherheit statt sportliches Risiko.

Die Spitzenklubs profitieren vom aktuellen Modell - und wollen, dass das so bleibt.

Die Spitzenklubs profitieren vom aktuellen Modell - und wollen, dass das so bleibt.

Wer entscheidet über die Geldverteilung?

Die Vermarktungsrechte der Europapokal-Wettbewerbe vertreibt die UEFA bereits gemeinsam mit der ECA in einem gemeinsamen Marketingunternehmen. Das Mitspracherecht der ECA ist groß. Die UEFA hat in ihren Gremien zudem nun eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die über die Geldverteilung ab 2024 berät. Beteiligt sind nach Informationen der Sportschau neben dem UEFA-Schatzmeister und dem Geschäftsführer der ECA die Vertreter folgender Klubs:

  • Bayern München
  • Paris Saint-Germain
  • Manchester City
  • AS Rom
  • PSV Eindhoven
  • HJK Helsinki
  • FC Kopenhagen
  • Malmö FF

Der Einfluss für viele Branchengrößen ist also gegeben, die Ligen und andere Interessengruppen sind offiziell außen vor und können nur informell mitdiskutieren. Erst in den Gremien selbst haben die Ligen ein Mitspracherecht, das aber vom Stimmgewicht kleiner als das der Klubs ist und erst dann zur Geltung kommt, wenn die Klubs längst einen Vorschlag als Verhandlungsbasis erarbeitet haben werden. Für die UEFA als Dachverband ist es ein wichtiger Faktor, die finanziellen Bedürfnisse der Spitzenklubs zu bedienen - je zufriedener die Klubs sind, desto geringer ist der Bedarf am Thema Super League. "Aber die UEFA ist nicht für für die Ausrichtung von Wettbewerben zuständig", sagte Swart. "Sie muss als Dachverband des Fußballs in ganz Europa die Interessen aller im Blick haben."

Wie läuft das aktuelle Verteilungsmodell?

Unterschiede gibt es nicht nur national, sondern auch international zwischen den Klubs. Alleine zwei Milliarden verteilt die UEFA aktuell pro Saison an die Klubs der Champions League. So wird verteilt:

  • 15 Prozent je nach Größe des nationalen TV-Markts der Klubs
  • 25 Prozent Startgeld
  • 30 Prozent sportliche Leistung
  • 30 Prozent auf Grundlage einer Rangliste über zehn Jahre

Gerade das seit 2018 geltende Prinzip des Zehn-Jahres-Koeffizienten sorgt dafür, dass meist dieselben Klubs profitieren, oft auf Grundlage von Ergebnissen, die viele Jahre alt sind. Bayern München schied beispielsweise in der Saison 2021/22 im Viertelfinale gegen den FC Villarreal aus - kassierte aber deutlich mehr Geld als das Team, das eine Runde weiter kam. Paris Saint-Germain verdiente sogar als Verlierer im Achtelfinale mehr als Villarreal.

Einnahmen Champions League 2021/22 (Beispiele laut UEFA)
Klub Runde Einnahme
FC Villarreal Halbfinale 78 Mio. Euro
Bayern München Viertelfinale 110 Mio. Euro
Benfica Lissabon Viertelfinale 66 Mio. Euro
Paris Saint-Germain Achtelfinale 92 Mio. Euro