Fußball | Champions League Paris gegen City - mehr als ein Scheich-Spiel

Stand: 27.09.2021 19:30 Uhr

Reich gegen reich, Scheich gegen Scheich, der eine Milliarden-Kader gegen den anderen. Stimmt ja alles. Trotzdem könnte das Champions-League-Duell zwischen Paris St. Germain und Manchester City am Dienstagabend (28.09.2021) auch ein geniales Fußballspiel werden.

Denn zum Glück spielt nicht Nasser Al-Khelaifi gegen Mansour bin Zayed Al Nahyan. Sondern Kevin De Bruyne gegen Lionel Messi, Riyad Mahrez gegen Kylian Mbappé und Raheem Sterling (wenn er es denn in die Startelf schafft) gegen Neymar.

Dass es zum Wiedersehen zwischen Messi und seinem väterlichen Freund und Förderer Pep Guardiola kommt, war zunächst unklar. Doch bei der Pressekonferenz vor dem großen Duell bestätigte PSG-Coach Mauricio Pochettino, dass der an einem Bluterguss im linken Knie leidende Superstar rechtzeitig fit geworden ist.

Lange beim Gegner im Gespräch

Im Sommer war sogar lange darüber spekuliert worden, dass sich Messi und Guardiola in der Champions League nicht gegenüberstehen würden, sondern künftig gemeinsam an der Beendigung der Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie von City in der Königsklasse arbeiten würden. Guardiola hatte diese Gerüchte nie dementiert, sondern auf die handelnden Personen in der Scheich-Etage verwiesen.

Letztlich hatte dann aber Paris-Eigner Al-Khelaifi offenbar die überzeugenderen Argumente gegenüber City-Investor Al Nahyan, der dann, vielleicht auch ein bisschen aus Trotz, mal kurz umgerechnet 117,5 Millionen Euro für den international noch wenig dekorierten Jack Grealish freigab.

Messi und Pep, das wäre eine Wiedervereinigung gewesen. In gemeinsamen Barca-Zeiten feierten die beiden zwischen 2008 und 2012 zusammen 14 Titel. Nur mit Messi gewann Guardiola zweimal die Champions League (2009 und 2011).

Für "La Pulga", den Floh, der seine Karriere vor 21 Jahren auf der rechten Außenbahn begann, erfand der Katalane die Position der falschen Neun. Und für ihn stutzte er einen in der Barca-Hierarchie aufbegehrenden Zlatan Ibrahimovic vorübergehend auf Normalmaß zurecht.

Druck für beide Trainer ist enorm

Weit über Normalmaß hinaus gehen jetzt die Erwartungen an die beiden Trainer. Was für ein Anspruch an Pochettino damit verbunden ist, Messi nach Paris zu holen und Mbappé trotz eines wahnwitzigen 190-Millionen-Euro-Angebots bei nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit nicht an Real Madrid abzugeben, ist klar.

Aber auch Guardiola muss eigentlich die Königsklasse gewinnen. Seit seiner Übernahme vor rund 13 Jahren hat Mansour bin Zayed Al Nahyan rund zwei Milliarden Euro in den Klub gepumpt. Mit dem zweimaligen Welttrainer (das bislang letzte Mal war allerdings vor elf Jahren) hat City zwar dreimal die nationale Meisterschaft geholt, aber nur einmal den Pokal und international: gar nichts.

Bitteres Aus - gegen Pochettino

Einen seiner alljährlich auftretenden Albträume in der Champions League hat Guardiola auch gegen Pochettino erlebt. Am 17. April 2019 vercoachte er sich, wie er später selbst zugab, beim Hinspiel gegen die Tottenham Hotspur und verlor auswärts mit einer Angsthasentaktik 0:1.

Beim Rückspiel versuchte es Pep dann mutiger, auch weil beim Gegner Harry Kane mit seiner schweren Knöchelverletzung aus dem ersten Duell fehlte. Es reichte dennoch nur zu einem 4:3 für City, sodass die "Spurs" wegen der mehr geschossenen Auswärtstore das Halbfinale erreichten.

Wie werden die Offensivstars in Szene gesetzt?

In der Fortsetzung dieses Trainerduells wird am Dienstagabend spannend zu beobachten sein, wie die Taktikfüchse ihre jeweiligen Offensivstars in Szene setzen. Fast noch interessanter ist aber, was sich Pochettino und Guardiola in den Bereichen Konterabsicherung und defensives Umschaltspiel überlegen.

Das Spiel ist zwar nicht wie vor zwei Jahren ein K.o.-Duell. Aber Paris ist nach dem überraschenden Auftakt-1:1 gegen den FC Brügge schon in der Bringschuld. City hat beim 6:3 gegen RB Leipzig gezeigt, was offensiv und defensiv bei dieser Mannschaft alles möglich ist. Das ganze Geld muss also einem großen Fußballspektakel gar nicht mal unbedingt im Wege stehen.