Friedhelm Funkel streckt die Meisterschale in die Luft

Triumph gegen Kaiserslautern Funkel, Uth, Lemperle - Kölns kitschige Aufstiegsparty

Stand: 18.05.2025 19:34 Uhr

Ein furioses Spiel und schöne Geschichten: Der 1. FC Köln schießt sich gegen den 1. FC Kaiserslautern zum Meister der 2. Fußball-Bundesliga und feiert ausgiebig.

Wenn sich ein Fan des 1. FC Köln einen Tag malen könnte, sähe er wohl aus wie der letzte Spieltag der Zweitliga-Saison 2024/25: Heimspiel in Müngersdorf, ausverkauftes Haus, angenehme Temperaturen und eine Meisterschale in der Hand. Dass es "nur" die Schale für den Zweitligameister ist - geschenkt. Die Fans stürmen den Platz, liegen sich in den Armen, schwenken Fahnen, schießen Selfies mit Rasenstücken.

Mehrere Zutaten ergeben eine kölsche Wohlfühlparty. Da ist zum einen der sportliche Auftritt: Mit einer in dieser Saison selten gesehenen Selbstverständlichkeit dominiert der FC den 1. FC Kaiserslautern, gewinnt auch in der Höhe verdient mit 4:0 (2:0). Erik Martel (14. Minute), Luca Waldschmidt (29.), Florian Kainz (76.) und Mark Uth (87.) schießen die Tore.

Funkels nächstes Meisterstück mit Köln

Da ist der Publikumsliebling auf der Trainerbank: Friedhelm Funkel, 71 Jahre alt, steigt zum sagenhaften siebten Mal in die Bundesliga auf. "Aufstiegsretter" ist eine neue, schöne Bezeichnung für ihn. Er hat die schwächelnde Mannschaft zwei Saisonspiele vor Schluss gefestigt und zu zwei Siegen geführt.

Viele schwärmen von der souveränen Aura des Menschenfängers Funkel, wie er dem Team Sicherheit gibt - schließlich hat er auch schon alles erlebt und das mehrfach. Aber auch Funkels personelle Entscheidungen funktionieren: Er verzichtet auf den abwandernden Dejan Ljubicic, stellt erfahrene Spieler auf ihre Lieblingspositionen und setzt auf sein Lieblingssystem 4-2-3-1. So belebt er das oft lahmenden Offensivspiel.

Funkel lobt Struber - und will weitermachen

"Ich bin erleichtert und die Freude ist natürlich auch sehr, sehr groß", sagt Funkel der Sportschau. "Die Mannschaft hat in den zwei Spielen wirklich ihr Potenzial abgerufen." Funkel würdigt seinen Vorgänger Gerhard Struber ausgiebig. "Er hat hier gute Arbeit geleistet, 32 Spieltage hinter sich gebracht und war Zweiter, das darf man nicht vergessen. Er hat aus meiner Sicht einen viel größeren Anteil daran, dass die Mannschaft aufgestiegen ist."

Nesrin Elnabolsy, Sportschau, 18.05.2025 17:45 Uhr

Im Trainingsanzug und von Bierduschen gezeichnet, sieht Funkel sehr glücklich aus, als er mit Team und Meisterschale feiert. FC-Spieler Dominique Heintz sagt bei "Sky", er hätte nichts dagegen, wenn Funkel Trainer bleibe - und ist damit sicher nicht der einzige in Köln.

Und tatsächlich könnte aus dem Wunsch Wirklichkeit werden, denn Funkel selbst ist bereit. "Ich fühle mich stark genug, ich bin fit und habe einen unglaublich guten Trainerstab. Ich schließe das für mich nicht aus, es spricht nichts dagegen."

Martel und Waldschmidt treffen für Köln gegen Lautern

Passend ist auch die Reihe der Torschützen. Martel war neben Marvin Schwäbe wohl der wertvollste Spieler der Saison, ist als Abräumer vor der Abwehr selten im Mittelpunkt, aber immer eine tragende Säule. Gegen den FCK verwertete er eine perfekte Flanke von Leart Pacarada mit einem schulbuchmäßigen Kopfball, ebnete so den Weg zur Party.

Kölns Eric Martel bejubelt seinen Treffer

Kölns Eric Martel bejubelt seinen Treffer

Dann Waldschmidt, das ewige Talent. Als ehemaligen Nationalspieler begleiten ihn hohe Erwartungen, selten kann er sie erfüllen. Aber in der Liga-Crunchtime ist er da, trifft in den letzten zehn Saisonspielen fünf Mal, bereitet dazu drei Tore vor. Gegen Kaiserslautern vollendete er einen schönen Angriff über Denis Huseinbasic und Damion Downs. Dass er noch einen selbst herausgeholten Foulelfmeter verschoss (57.), ist verschmerzbar.  

Kainz blüht auf

Wer den Funkel-Effekt in Zahlen ausgedrückt haben will, sollte auf Kainz schauen. Der Österreicher hat eine schwierige Saison hinter sich, kam oft von der Bank, musste zeitweise als Sechser aushelfen. Unter Funkel, den er noch aus dessen zweiter Kölner Amtszeit kennt, durfte er zweimal auf seiner Lieblingsposition im linken Mittelfeld durchspielen.

Das Ergebnis: Kainz schoss in diesen zwei Spielen drei seiner fünf Saisontore. Gegen den FCK schnappte er sich gedankenschnell einen abgefälschten Schuss von Waldschmidt und grätschte ihn ins Netz.

Der Platzsturm im Kölner Stadion

Der Platzsturm im Kölner Stadion

Beim Uth-Tor wird es kitschig in Köln

Und natürlich Uth. Gebürtiger Kölner, Profi geworden beim FC, andernorts zum Nationalspieler gereift, seit seiner Rückkehr von Verletzungen geplagt. Sein Karriereende vor Augen, darf der 33-Jährige noch einmal für ein paar Minuten spielen - und erzielt mit seinem starken linken Fuß sein einziges Saisontor. "Das war vielleicht sogar ein Stück weit zu kitschig", meint Sportdirektor Thomas Kessler.

Nesrin Elnabolsy, Sportschau, 18.05.2025 17:45 Uhr

Eine weitere Pointe aber blieb aus. Nämlich die eines Spielers, der am vergangenen Sonntag volltrunken auf einem Partyboot in einen Streit geriet, sich schwere Gesichtsverletzungen zuzog. Es geht um Tim Lemperle, der den FC im Sommer verlassen wird, wohl Richtung Hoffenheim. In Fankreisen kursiert das Gerücht, er habe im Alkoholrausch gesagt, ihm sei ein FC-Aufstieg egal. Das kölsche Herz ist getroffen, die Aufregung in der Stadt riesig.

Lemperle-Tor zurückgepfiffen

Funkel aber beruhigt selbst dieses Chaos, gibt Lemperle einen Platz im Kader, wechselt in ihn der 71. Minute für Downs ein. Nur vereinzelt sind Pfiffe zu hören. "Er hat sich voll in den Dienst der Mannschaft gestellt, Die Mannschaft stand voll hinter ihm, auch wenn sie ihn kritisiert hat", sagt Funkel über Lemperle.

Fünf Minuten vor Schluss taucht Lemperle (mit Gesichtsmaske) frei vor dem Tor auf, trifft souverän ins Netz - aber ein Abseitspfiff verhindert einen denkwürdigen Treffer.

Linton Maina verkündet Vertragsverlängerung

Auch so reichen die Zutaten für ein rauschendes Fest. Weil der Hamburger SV als feststehender Aufsteiger 2:3 gegen Fürth verlor, feiern die Kölner neben der Bundesligarückkehr auch den Zweitliga-Meistertitel. Leistungsträger Linton Maina ruft euphorisiert ins Mikrofon, dass er seinen Vertrag vor einigen Wochen verlängert habe.

Zum kölschen Festtag gehört auch, dass die U19 des FC am Morgen mit einem spektakulären 5:4-Finalsieg bei Bayer Leverkusen die A-Jugend-Meisterschaft gewonnen hat. Es ist erst ein Jahr her, dass die FC-Zukunft düster erschien. Der Klub war abgestiegen, verschuldet und mit einer Transfersperre belegt. Jetzt liegen sich die Fans wieder in den Armen, singen "Weltmeister vom Rhing" und "Deutscher Meister ist nur der FC Köln".