Kölns Geschäftsführer Christian Keller

Debatte über Investor Kellers Wahl - ein Beleg für die Polarisierung in der DFL

Stand: 03.03.2023 18:50 Uhr

Kölns Geschäftsführer Christian Keller ist in den Aufsichtsrat der DFL gewählt worden. Die Wahl für Keller fiel knapp aus - ein Beleg für die Polarisierung bei der Investorenfrage.

Keller setzte sich bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Neu-Isenburg gegen Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry durch. Die 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Bundesliga sprachen sich nach Informationen der Sportschau bei zwei Enthaltungen/Nichtabstimungen mit 18:16 für den Geschäftsführer des 1. FC Köln aus, der Zuspruch für Keller aus der 2. Bundesliga war dabei besonders groß, dort bekam Keller zwölf Stimmen. Aus der Bundesliga stimmten fünf Klubs neben Köln für ihn.

Die Wahl war nötig geworden, nachdem Fredi Bobic im Zuge seiner Freistellung bei Hertha BSC auch den DFL-Aufsichtsrat verlassen hatte. Das knappe Ergebnis für Keller ist ein Beleg für die Polarisierung in der Liga in Bezug auf den Einstieg eines Investors.

Keller und der 1. FC Köln äußerten sich kritisch zu möglichem Investor

Keller hatte sich zuletzt kritisch geäußert. "Ich weiß bis heute nicht, wofür die Deutsche Fußball Liga eigentlich steht", sagte Keller in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wenn wir wüssten, was wir wollen, wäre zum Beispiel klar, ob wir wirklich immer höhere Medienerlöse brauchen. Oder ob die 1,1 Milliarden Euro pro Saison nicht vielleicht reichen."

Filbry steht für die Befürworter eines Investoreneinstiegs in der DFL. Er wurde von der Gruppe der "fanintensiven Vereine" ins Rennen geschickt. Köln gehörte der Gruppe früher an, heute sind es neun Klubs, darunter die Bundesligisten Bremen, Stuttgart, Hertha, Schalke, Bochum und Frankfurt.

Der DFL-Aufsichtsrat
Person Klub Position
Hans-Joachim Watzke Borussia Dortmund Vorsitzender
Oliver Leki* SC Freiburg Stellvertreter
Rüdiger Fritsch Darmstadt 98 Mitglied
Christian Keller 1. FC Köln Mitglied
Stephan Schippers** Bor. M'gladbach Mitglied
Ralf Huschen*** SC Paderborn Mitglied

* Oliver Lekis Amt ruht, da er seit Donata Hopfens Rückzug gemeinsam mit Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) interimsweise Geschäftsführer der DFL ist
** gewählt von der Teilversammlung der Bundesliga
*** gewählt von der Teilversammlung der 2. Bundesliga

Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry

Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Filbry

Investor: Was die DFL vorhat

Der Plan der DFL, dem die 36 Vereine bei einer Versammlung im April mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen müssten, sieht im Kern Folgendes vor:

  • Ein strategischer Partner zahlt der Liga 2,5 bis 3 Milliarden Euro.
  • Dafür erhält er für 25 bis 30 Jahre 15 Prozent der Erlöse aus dem Verkauf der TV-Rechte.
  • Die Hoffnung: Die Erlöse steigen insgesamt und für alle entsteht neben der hohen Einmalzahlung ein Gewinn.

Dabei geht es laut DFL ausdrücklich nicht um einen Verkauf von Anteilen, sondern nur um eine Minderheitsbeteiligung, bei der alle Entscheidungsgewalt bei der DFL verbleibt. Nach Informationen der Sportschau sind schon kommende Woche weitere Gespräche mit den Klubs geplant.

Strategisch klug oder eine Wette auf die Zukunft?

Einige Klubs stehen finanziell schlicht unter Druck und hoffen auf finanzielle Entlastung. Andere können der Idee der DFL durchaus etwas abgewinnen. Manche erhoffen sich strategisch einen Gewinn, die Rede ist von der Finanzierung einer digitalen Plattform zur besseren Verbreitung von Bundesligainhalten in der Welt. Es ist ein großes Problem der DFL: In der Auslandsvermarktung hinkt die Bundesliga vielen Ligen hinterher. Während die Premier League weit enteilt ist, bleibt die Bundesliga auch hinter der spanischen und der italienischen Liga zurück.

Kölns Vorstandsmitglied Eckard Sauren erteilte der Idee dagegen eine Absage. "Aus einem Hundert-Euro-Schein wird auf Dauer ein 85-Euro-Schein. Der Einmalzahlung stehen die 15 Euro gegenüber, die für Jahrzehnte verloren gehen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Wenn Geld fehlt, könne man es auch bei Banken leihen, statt künftige Einnahmen zu verpfänden. Ein weiterer Vorbehalt bei manchen Klubs ist die Befürchtung, dass auch ein Minderheitsgesellschafter zumindest versuchen wird, auf wichtige Themen Einfluss zu nehmen, beispielsweise die Spielplangestaltung. Fraglich bleibt für viele zudem, ob im Markt wirklich die erhoffte Wertsteigerung drin ist.

Das Geld: Wer bekommt wieviel und was passiert damit?

Offen sind wichtige Fragen:

  • Wie wird das Geld verteilt? Der aktuelle TV-Verteilungsschlüssel führt dazu, dass die Spitzenklubs das meiste Geld erhalten. Sollte ein solcher Schlüssel auch bei dem Investorengeld Anwendung finden, könnten kleinere Klubs eher dagegen sein. In Frankreich wurden bei einem solchen Deal 200 Millionen der 1,5 Milliarden Euro an Paris Saint-Germain weitergeleitet, danach folgten Marseille und Lyon mit 90 Millionen.
  • Welche Klubs können profitieren? Fraglich ist, ob ein Klub zu einem bestimmten Zeitpunkt Mitglied in der DFL sein muss, um profitieren zu können.
  • Was passiert mit dem Geld? "Wir brauchen eine klare Mittelverwendung für Zukunftsinvestitionen", sagte Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle im Kicker. Gemeint sind damit die digitale Plattform und andere Investitionen - statt Ausgaben auf dem Transfermarkt.

Blick nach Europa: Viele Ligen haben Investoren

In anderen Ligen sind Beteiligungen von Investoren groß in Mode, genannt werden sie "Private Equity". Die spanische Liga verkaufte 8,25 Prozent ihrer TV-Rechte über 50 Jahre für knapp 2 Milliarden Euro an den Investor CVC.

CVC kaufte sich zudem mit 1,5 Milliarden Euro in der französischen Ligue 1 ein. Auch die Serie A sucht an der Wall Street nach finanzieller Unterstützung. CVC gilt auch als möglicher Kandidat für eine Beteiligung an der Bundesliga. Auch andere Branchenriesen sind im Gespräch, sechs Interessenten sind bekannt.

Erster Vorstoß scheiterte 2021

Noch unter Geschäftsführer Christian Seifert hatte die DFL bereits einen ähnlichen Vorstoß versucht. Im Mai 2021 beschloss die Mitgliederversammlung aber, "die Gespräche vorerst nicht fortzuführen". Sollte das aktuelle Vorhaben im April erneut scheitern, bliebe ein dritter Versuch vorerst fraglich.