Joshua Kimmich vom FC Bayern München und Andras Schäfer von Union Berlin im Zweikampf

Bilanz nach zehn Bundesliga-Spieltagen Häufig Zweiter gleich Erster

Stand: 17.10.2022 13:15 Uhr

Zehn Spieltage hat die Bundesliga hinter sich. Da sich deshalb vieles einfacher rechnen lässt, blickt die Sportschau auf viele Zahlen und findet Union Berlins Formel: Häufig Zweiter gleich insgesamt Erster.

Fußball sei keine Mathematik, hat Karl-Heinz Rummenigge einmal gesagt. Da muss ihm klar widersprochen werden, Fußball ist vor allem Mathematik. Es werden Tore gezählt, die auch nach Begutachtung der Videoassistenten und Schiedsrichter noch zählen. Wer mehr Tore erzielt hat, bekommt drei Punkte in der Tabelle, in der die Punkte addiert werden. Je mehr Punkte, desto besser die Platzierung.

Fußball ist also in einer Art äußerst simpel, kann aber auch durch ganz viele Zahlen und deren Interpretation viel diskutiert bis kompliziert werden. Ganz schwierig wird es, aus diesen Zahlen Formeln abzuleiten.

Eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte

Mittagsmagazin, 17.10.2022 13:50 Uhr

Sehr schön wiederum ist, dass inzwischen so viele Daten erhoben werden und somit Zahlen entstehen, dass mit irgendeiner Statistik alles belegt oder widerlegt werden kann.

Union gegen Dortmund - Gegenpressing in Perfektion

Sportschau, 17.10.2022 17:00 Uhr

Über- und Unterperformer

Der 1. FC Union ist Tabellenführer, weil er am meisten läuft. Wer will da widersprechen, die beiden überprüfbaren Behauptungen in dieser These stimmen schließlich. Aber der 1. FC Köln läuft am zweitmeisten, die Kölner sind aber nicht Tabellenzweiter, sondern Siebter. Das ist eine fantastische Leistung, weil eben alle Zahlen in Relation gesetzt werden müssen, vor allem auch die Finanzkennzahlen.

Dass der 1. FC Köln nach zehn Spieltagen vor Borussia Dortmund steht und sogar sechs Tore mehr geschossen hat als ein Klub, der sich die Unterhaltung seiner Lizenzspielerabteilung im vergangenen Geschäftsjahr etwa 180 Millionen Euro kosten ließ, setzt ihn auf die Liste für die Überperformer, genau wie der BVB zu den Unterperformern zählt.

Altmodisch wird von Überraschungen und Enttäuschungen gesprochen, und wenn in diesen Kategorien die Größten benannt werden müssen, gehen Köln und Dortmund leer aus, weil es den Tabellenführer aus Berlin-Köpenick und einen Werksklub aus Leverkusen auf dem 16. Tabellenplatz gibt.

Bayern in vielen Kategorien vorn

RB Leipzig, ebenfalls Teilnehmer der Champions League, belegt den zehnten Platz, die Dortmunder sind Achte, und selbst der FC Bayern hechelt dem 1. FC Union vier Punkte hinterher, obwohl er mit Abstand die meisten Tore geschossen hat, 88,3 Prozent der Pässe an Mitspieler brachte (Topwert), 211 Torschüsse abgab (die drei Zweitplatzierten in dieser Kategorie kommen auf jeweils 144) und auf 62 Prozent Ballbesitz kam (Topwert).

Ballbesitz gilt gemeinhin als gut, und es gibt viele Beispiele, dass er zum Erfolg führt, etwa wenn Pep Guardiola der Trainer einer Mannschaft ist. Urs Fischer hat da einen ganz anderen Ansatz, denn der Tabellenführer kommt auf eine Ballbesitzquote von 43 Prozent, mit einem Prozentpunkt weniger kommt dahinter nur der FC Schalke 04.

Stichwort Effizienz

Dann muss es außer der Laufleistung also die Effizienz sein, die Union Berlin auf den ersten Platz brachte? Dafür spricht, dass die "Eisernen" für ihre 18 Tore (eines weniger als der 1. FC Köln) nur 120 Torschüsse brauchten. Aber Eintracht Frankfurt und Werder Bremen kommen in dieser Kategorie auf noch bessere Quoten.

Diese eine Tabelle, die einzig zählt, kann in etliche Tabellen seziert werden. Dabei ergeben sich erstaunliche Fakten. Etwa die, dass der 1. FC Köln, würden nur die ersten Halbzeiten zählen, Letzter wäre. Der FC Bayern wäre dann souveräner Tabellenführer, und zwar mit vier Punkten Vorsprung auf den 1. FC Union Berlin.

Mainz die merkwürdigste Mannschaft

Die Köpenicker sind auch Zweiter in der Tabelle, in der nur die zweiten Halbzeiten gewertet werden, vor dem 1. FC Köln und hinter dem 1. FSV Mainz 05, der irgendwie die merkwürdigste Mannschaft der Bundesliga stellt. Auf Mainz entfallen vier von insgesamt 28 Auswärtssiegen. Zu den 36 Heimsiegen trägt der FSV hingegen nichts bei. Das bringt ihm den ersten Platz in der Auswärtstabelle und den letzten in der Heimtabelle, in der wiederum der 1. FC Union Berlin Zweiter ist.

Häufig Zweiter gleich insgesamt Erster: Das ist also eine Formel, die den 1. FC Union Berlin und seine erstaunliche Bilanz erklärt.

Einfache Mathematik

Warum die Sportschau gerade jetzt eine Zwischenbilanz zieht, hat nur mit Mathematik zu tun, denn nach dem zehnten Spieltag lässt sich wunderbar einfach der Durchschnitt errechnen. So kommt der 1. FC Union auf einen Schnitt von 2,3 Punkten pro Spiel. Das ergäben nach Saisonende mathematisch unmögliche 78,2 Punkte. Bayern München holte in der vergangenen Saison 77 Punkte. Das nur als Fakt.

Die TSG Hoffenheim, die derzeit den noch zur Teilnahme an der Champions League berechtigenden vierten Platz einnimmt, käme rechnerisch auf 57,8 Punkte, Leverkusen - nach derzeitigem Stand in der Relegation - auf 27,2.

Zehn Spieltage bedeuten 90 Spiele. In denen wurden 278 Tore erzielt, also im Schnitt knapp mehr als drei. Die meisten Treffer erzielte Bremens Niclas Füllkrug mit acht. Es gab neun Eigentore, Kölns Benno Schmitz erwischte es gleich zweimal.

Leverkusens Piero Hincapié sah hingegen schon zweimal die Gelb-Rote Karte. Insgesamt gab es zwölf Gelb-Rote Karten, dazu kamen sechs Rote Karten.

Fünf Spieler sahen in den ersten zehn Spielen schon fünf Gelbe Karten und mussten oder müssen deshalb ein Spiel aussetzen. Darunter sind mit Jeffrey Gouweleeuw und Maximilian Bauer zwei Profis des FC Augsburg, der insgesamt schon 33 Gelbe Karten erhielt, mit Abstand am meisten.