Fußball | Bundesliga Gladbach gegen Frankfurt - alles schaut auf Adi Hütter

Stand: 13.12.2021 10:46 Uhr

Borussia Mönchengladbach trifft in der Fußball-Bundesliga mitten in der Krise auf die formstarke Eintracht aus Frankfurt. Für Adi Hütter ist es kein angenehmer Zeitpunkt für das erste Wiedersehen mit dem Ex-Klub.

Borussia Mönchengladbach hat nichts unversucht gelassen, um die kurze, aber heftige Krise abzuwenden. Nach dem 1:4 im Derby beim 1. FC Köln und dem 0:6 gegen den SC Freiburg wurde intern Klartext gesprochen. "Aber der Knall hat nicht geholfen", musste Sportdirektor Max Eberl nach dem 1:4 bei RB Leipzig im "ZDF-Sportstudio" gestehen. Ebenso die Umstellung von Trainer Adi Hütter auf eine Viererkette, nachdem es zuvor mit drei Mann im Abwehrzentrum nicht mehr gepasst hatte.

"Ich bin ein bisschen überrascht, dass es so schnell geht, dass wir nicht mehr vertrauensvoll Fußball spielen", sagte Eberl. Vor sieben Wochen besiegte Gladbach den FC Bayern im Pokal mit 5:0, jetzt werden nach drei Niederlagen mit 2:13 Toren Grundsatzfragen gestellt. "Auch der Trainer steht in der Verantwortung, aber auch ich, der für alles verantwortlich ist, was da zusammengestellt ist. Aber die Spieler müssen auf dem Platz auch umsetzen, was ein Trainer vorgibt", sagte Eberl.

Hütter trifft zum schlechtesten Zeitpunkt auf seinen Ex-Klub

Bislang will der 48-Jährige am Weg, den er mit Hütter als Nachfolger des zu Borussia Dortmund abgewanderten Marco Rose eingeschlagen hat, festhalten. Vorwürfe, dass dies auch an der zweithöchsten je in Deutschland gezahlten Ablösesumme liegen könnte, weist Eberl zurück. "Die gezahlte Ablöse spielt für mich im Umgang mit ihm keine Rolle", beteuerte Gladbachs Macher, der für Hütter 7,5 Millionen Euro an Eintracht Frankfurt überwies.

Dort war der Ärger groß, als sich der 51-Jährige entschloss, seine Ausstiegsklausel zu nutzen, obwohl er einige Wochen zuvor noch davon gesprochen hatte, Frankfurt nicht zu verlassen. Rund ein halbes Jahr nach seinem Abgang kommt es am Mittwoch (15.12.2021, 18.30 Uhr) in Gladbach zum ersten Wiedersehen - und das wird ein Schicksalsspiel für Hütter.

Denn Gladbach steckt in einer "gefährlichen Situation", wie Kapitän Lars Stindl es ausdrückte, und hat nur noch zwei Punkte Vorsprung auf Platz 16. Noch gibt es keine seh- oder hörbaren Anzeichen, dass Hütter bei einer weiteren Niederlage um seinen Job bangen muss. Die Schnellebigkeit des Profifußballs ist aber natürlich allgemein bekannt - auch am Niederrhein.

Glasner "geflasht" von seinen Frankfurtern

Ganz anders läuft es in Frankfurt. Mit großen Problemen (ähnlich wie die Borussen) in die Saison gestartet, hat Hütters Nachfolger Oliver Glasner die richtigen Mittel gefunden, um den "Turnaround" zu schaffen. Vier der vergangenen fünf Ligaspiele konnte die Eintracht gewinnen, spielte phasenweise wie am Sonntag gegen Leverkusen, als das Team einen 0:2-Rückstand in einen 5:2-Sieg umbog, begeisternden Fußball.

"Ich bin geflasht und stolz. Es war eine fantastische Leistung. Ich bin wahnsinnig happy", sagte Glasner danach, warnte aber auch: "Wichtig ist, dass wir jetzt nicht abheben und denken, alles ist wieder super." Dabei ist die Situation in Frankfurt genau das - zumindest im Vergleich zu der in Gladbach.

Dabei gelten sowohl Glasner als auch Hütter als Experten darin, in schwierigen Situationen Lösungen zu finden. Den beiden Trainern wird nachgesagt, vor allem fußballerisch viele Parallelen zu haben. Sie waren beide bei RB Salzburg tätig, wollen intensiven und schnellen Offensivfußball spielen lassen, dabei flexibel sein und stets mit voller Intensität die Zweikämpfe angehen. "Allerhöchsten Einsatz" fordern Glasner und Hütter von ihren Spielern. All das bekommt aber aktuell nur Glasner.

Gladbach und die "Wohlfühloase"-Diskussion

Derweil muss sich Gladbach den Vorwurf gefallen lassen, vieles derzeit über sich ergehen zu lassen. Auch die Fans sind längst nicht mehr damit einverstanden, was auf und um den Platz herum geschieht. Das sehr einflussreiche Fanprojekt forderte vor dem Leipzig-Spiel öffentlich: "Die Wohlfühloase muss ein Ende haben."

Eberl reagierte verständnislos, betonte, mit dem Begriff wenig anfangen zu können. "Mentalität, Führungsspieler und Wohlfühloase" seien "die drei klassischen Worte, die immer kommen, wenn Mannschaften verlieren, wenn es nicht so läuft", sagte er. Wer das Spiel gegen Leipzig sah musste aber unweigerlich anerkennen: In Gladbach gibt es aktuell große Probleme.

Am Anfang steht die Laufbereitschaft

Eine Statistik am vergangenen Wochenende war bezeichnend. Mit nur 107,04 gelaufenen Kilometern hatten die Borussen die geringste Laufleistung aller Bundesligisten am 15. Spieltag. Und das nach zwei Niederlagen, die den Verein in Mark und Bein getroffen haben. Frankfurt dagegen überrannte Leverkusen geradezu mit 122,14 Kilometern. In beiden Fällen spiegelte sich der läuferische Aufwand im Ergebnis wider. Gelingt zumindest in diesem Bereich die Wende nicht bald, wird es noch ungemütlicher in Gladbach. Auch für Hütter.