Neuer Abschnitt

Finaltag der Amateure
SV Todesfelde würde "Heimrecht mit dem FC Bayern tauschen"
Von Marcus Bark
Noch einen Monat bis zum Finaltag der Amateure. Schon vor den Endspielen wissen die verbliebenen Teilnehmer in den Landespokalen, auf wen sie treffen würden. Der SV Todesfelde wüsste auch schon, was beim Los FC Bayern passieren würde: "Dann tauschen wir das Heimrecht."
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So genau kennt Holger Böhm die aktuelle Verordnung des Landes Schleswig-Holstein gar nicht, das sei aber auch nicht wild. "Mehr als 50 Leute passen sowieso nicht in unser Vereinsheim. Wir wollen das in Zeiten von Corona auch ohnehin bewusst in kleinem Rahmen halten", sagt der Vorsitzende des SV Todesfelde.
Er wird jedenfalls dabei sein, genau wie die Vorstandskollegen, Trainer Sven Tramm und die erste Mannschaft des Oberligisten, wenn am Sonntag (26.07.20) ab 18.30 Uhr in der Sportschau die erste Runde des DFB-Pokals ausgelost wird.
Traum vom großen Los vor dem großen Spiel
In Todesfelde träumen sie - wie in vielen anderen Vereinsheimen - vom FC Bayern als Gegner. Das Problem: Vor dem allerallergrößten Spiel der Vereinsgeschichte müsste der SV noch das größte gewinnen.

Der SV Todesfelde feiert nach dem Halbfinalsieg gegen den SC Weiche Flensburg 08
Lediglich der Landesverband in Sachsen-Anhalt weiß schon, welchen Vertreter er in die erste Runde des Pokals entsenden wird. Drittligist 1. FC Magdeburg qualifizierte sich aber nicht in einem sportlichen Wettbewerb, sondern per Beschluss. In den anderen 20 Landesverbänden soll ein sportlicher Pokalsieger ermittelt werden, in den meisten davon am Finaltag der Amateure. Die entsprechenden Endspiele am Sonntag (22.08.20) werden wieder live im Ersten zu sehen sein.
Todesfelde steht seit Oktober 2019 als Teilnehmer des Endspiels fest. Der Verband in Schleswig-Holstein ist damit deutlich weiter als der im knapp 40 Kilometer entfernten Hamburg. Dort müssen sogar noch die Viertelfinalspiele ausgetragen werden.

Spielszene aus dem Halbfinale zwischen dem SC Weiche Flensburg 08 und dem SV Todesfelde
Seit Montag (20.07.20) hat Trainer Tramm seine Spieler wieder beisammen und bereitet sie auf die neue Saison, vor allem aber den Abschluss der alten vor. Im Finale wartet mit dem VfB Lübeck eine Mannschaft, die als Meister der Regionalliga in die 3. Liga aufstieg. "Das ist in etwa so, als spiele ein ambitionierter Drittligist gegen eine der besten fünf Mannschaften aus der Bundesliga", sagt Sven Tramm. Also: sehr schwierig, aber durchaus möglich.
Lübeck schon im Mannschaftstraining
Da der VfB Lübeck nun offiziell ein Profiklub ist, hat er den Vorteil, mit der gesamten Mannschaft trainieren zu dürfen. Bis mindestens zum 9. August darf der SV Todesfelde nur in Gruppen mit maximal zehn Spielern trainieren. So sieht es die Verordnung vor. Dass dies in anderen Bundesländern anders ist, verursacht bei Holger Böhm ein leises Grummeln: "Ich finde den Föderalismus ja gut, aber Fußball wird doch bundesweit einheitlich gespielt."
Beim VfB Lübeck sind die Corona-Tests schon verpflichtend, beim SV Todesfelde werden sie es vor dem Pokalfinale. Zwei Testreihen sind laut Böhm vom DFB vorgeschrieben, der Verband unterstütze das finanziell, sodass der Verein nur etwa 20 Euro pro Test bezahlen müsse.
Tag der Amateure entfällt - Vereine hoffen trotzdem. Sportschau. 23.05.2020. 04:59 Min.. Verfügbar bis 23.05.2021. Das Erste.
Verzicht auf Regionalliga
Tabellenführer wie der VfB Lübeck war SV Todesfelde zum Zeitpunkt des Saisonaufbruchs ebenfalls. Er stellte auch nach der in vielen Verbänden zur Anwendung gekommenen Quotientenregel die beste Mannschaft, verzichtete jedoch auf eine Meldung für die Regionalliga. "Wir wollen als Verein wachsen und aufsteigen, nicht nur als Mannschaft", sagt Böhm. Den Vereinsmitgliedern erläuterte er die Entscheidung in einem Video, das auch bei Instagram zu sehen ist.

Holger Böhm (r.) vom SV Todesfelde
Böhm wird auf der Homepage nicht nur als "1. Vorsitzender" bezeichnet, sondern auch als "Voice of Deathfield". Todesfelde = Deathfield. Das ist zwar eine ziemlich freie Übersetzung ins Englische, aber der Klub aus der nur gut 1.000 Einwohner großen Gemeinde aus dem Kreis Segeberg hat sie als Marke eingeführt.
Lieber Arena München als Lohmühle Lübeck
Das Stadion in Todesfelde genügt den Ansprüchen des Vereins, der im Schnitt pro Meisterschaftsspiel 250 bis 300 Besucher begrüße, so Böhm. Die Anforderungen für ein DFB-Pokalspiel sind allerdings deutlich höher, und so müsste die Erstrundenpartie nach einem gewonnenen Landespokalfinale (Austragungsort: Sportschule Malente) in ein anderes Stadion verlegt werden.
Wahrscheinlich wäre es die Lohmühle in Lübeck, Heimstätte des Finalgegners VfB. "Das klären wir, wenn es soweit käme", sagt Holger Böhm. Nur für einen Erstrundengegner gebe es schon einen Beschluss: "Wenn Bayern München kommt, tauschen wir das Heimrecht." Das, so die "Voice of Deathfield", sei in Zeiten von Corona vom DFB erlaubt.
Stand: 22.07.2020, 09:15