Basketball | NBA NBA-Rekord von Steph Curry - eine Marke für die Ewigkeit

Stand: 15.12.2021 14:14 Uhr

Basketballer Steph Curry ist der NBA-Spieler, der die meisten Dreier in der Geschichte versenkt hat. Mit seinem Spiel hat er die amerikanische Profiliga verändert.

Steve Kerr, Coach der Golden State Warriors, gönnte sich den Spaß und spielte mal kurz den Partycrasher: "Ich werde ihm wohl eine Pause gönnen", sagte Kerr vor dem Spiel bei den New York Knicks mit einem Grinsen. Kerr sprach über seinen Spielmacher Steph Curry.

Und wahrscheinlich hätte der Warriors-Coach am Dienstagabend (14.12.2021) alle Schlagzeilen für sich gehabt, zusammen mit dem Zorn des amerikanischen Sportvolks, wenn er seinen Superstar tatsächlich auf der Bank gelassen hätte. Nachdem es in den Tagen zuvor eigentlich nur ein Thema gab auf den US-Kanälen: Curry fehlte vor dem Spiel nur noch ein erfolgreicher Dreipunktewurf, um den zehn Jahre alten NBA-Rekord von Ray Allen einzustellen, der in seiner Karriere 2.973 Dreier versenkt hatte. Allen war extra in den Madison Square Garden gekommen, gemeinsam mit Reggie Miller, einem weiteren legendären Distanzschützen.

Curry feiert Rekord mit Familie im Madison Square Garden

Auch Currys Familie saß am Spielfeldrand - und durfte ihn nach viereinhalb Minuten in die Arme schließen, als er seinen zweiten Treffer von "downtown" erzielt hatte und damit tatsächlich zum Spieler wurde, der die meisten Dreier in der NBA-Geschichte geworfen hat. Coach Kerr nahm gleich im Anschluss eine Auszeit und ließ damit die Feierlichkeiten beginnen für den Star der Warriors, der auch von den New Yorker Fans bejubelt wurde.

Curry hatte in den Tagen zuvor noch Fragen zu seinem bevorstehenden Rekord abgeschmettert. Am Dienstagabend zeigte er sich dennoch bewegt, nachdem ihm Reggie Miller ein Trikot mit der Nummer 2.974 überreichte, der neuen Rekordmarke. "Diese Zahl bedeutet mir sehr viel, ich habe sie sogar auf meinen Schuhen stehen."

Den historischen Moment hätte er zwar gerne bei einem Heimspiel erlebt, sagte Curry bei "ESPN", bedankte sich aber bei den Fans in New York: "Das ist wirklich etwas Besonderes, es hier in dieser Arena geschafft zu haben und eine große Ehre für mich." Vor acht Jahren hatte Curry im berühmten Basketball-Tempel von Manhattan eine seiner Fabel-Leistungen abgeliefert: 53 Punkte, darunter elf erfolgreiche Dreier, auch dies natürlich ein Rekord im Madison Square Garden.

Bester Dreier-Schütze der NBA

Herausragende Distanzschützen hat es immer gegeben in der NBA, einen wie Curry aber bislang nicht: Sechs Mal hat er bislang den Rekord für die meisten getroffenen Dreier in einer Saison aufgestellt. 2016 knackte er erstmals die Marke von mehr als 400 Dreiern, wobei Curry auch gerne mal aus etwas größerer Entfernung abzieht als aus jenen 7,24 Metern, die in der NBA die Dreipunktelinie markiert. Er könne den Ball auch vom Hot-Dog-Stand im Korb versenken, hieß es irgendwann über ihn.

Curry immens populär - auch außerhalb der Bay Area

Dabei lief der 33-Jährige in den ersten Jahren seiner Karriere unter dem Radar im NBA-Kosmos. In der medialen Wahrnehmung zählte man ihn lange nicht zu den Topstars wie LeBron James oder Kevin Durant. Spieler, die schon allein aufgrund ihrer unglaublichen Athletik wie Superhelden daherkommen. Dennoch wurde Curry nicht nur zu einem der besten, sondern auch zu einem der beliebtesten Spieler der Liga, auch außerhalb der Bay Area, der Heimat der Warriors. "Ich kann nicht am höchsten springen. Und es ist offensichtlich, dass ich nicht der Kräftigste bin. Die Leute da draußen sehen mich und denken: Das ist ein ganz normaler Typ", sagte Curry in einem Interview mit dem "GQ"-Magazin, als er nach dem Grund für seine immense Popularität gefragt wurde.

Der Dreier, Currys Spezialität, ist dabei auch prägend für die Ästhetik des Spiels neben den spektakulären Poster-Dunks. Der Wurf von ganz weit draußen ist der Triumph über die Monster-Athleten, die mit dem Ball zum Korb fliegen - von Kunstschützen wie Curry, der mit einer Körpergröße von 1,90 Meter alles andere als geboren ist für dieses Spiel.

Nachdem Curry die Warriors im Jahr 2015 zum ersten Titel nach 40 Jahren geführt hatte, strafte er auch die Kritiker unter den US-Experten Lügen, die ihm zuvor die nötige Stärke und Leader-Qualität abgesprochen hatten. Drei Meisterschaften hat Curry mit den Warriors gewonnen, zweimal war er MVP, er prägte das erfolgreichste Team der 2010er-Jahre. Es hätten auch noch mehr Titel werden können, vor allem die unglückliche Finalniederlage 2016 gegen Cleveland gibt vielen immer noch Rätsel auf.

Curry hat das Spiel in der NBA verändert

Vor allem hat Curry aber mit seinem überragenden Distanzwurf das Spiel verändert, wie nicht nur Dirk Nowitzki nun nochmals betonte, nach Currys Meilenstein. Die Anzahl der Dreipunktewürfe hat sich laut NBA-Statistik in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt, in der vergangenen Saison kamen fast 39 Prozent aller Würfe aus dem Feld von jenseits der Dreierlinie. Kein ambitioniertes NBA-Team kommt inzwischen mehr ohne gute Spezialisten von draußen aus: Gefährliche Distanzschützen zwingen die Verteidigung weg von der Zone um den eigenen Korb und schaffen dadurch auch mehr Räume und Abschlussmöglichkeiten im Angriff.

Als Vorbild dafür dienten die erfolgreichen Warriors, angeführt von Curry und Klay Thompson, dem zweiten bärenstarken Schützen im Team. Die “Splash Brothers", wie das wurfstarke Guard-Duo genannt wird, weil die Dreier nur so vom Hallendach in den Korb regnen. Thompson ist vor kurzem nach zweijähriger Verletzungspause wieder ins Training zurückgekehrt - auch dies ist eine hoffnungsvolle Nachricht für die Warriors, die sich in der aktuellen Spielzeit nach zwei dürren Jahren erstmals wieder wie ein echter Titelanwärter präsentieren.

Auch dank ihres Anführers Curry, der sich nun in den NBA-Geschichtsbüchern verewigt hat. "Ich weiß nicht, wie viele Dreier er noch treffen wird in seiner Karriere", sagte Shaquille O’Neal bei "TNT". "Was ich weiß: Diese Marke wird auf jeden Fall keiner erreichen, nicht in den nächsten 50 Jahren."