Polens Tennisspielerin Iga Swiatek während des Halbfinals gegen Aryna Sabalenka in der Regenpause.

Tennis WTA-Finals in Cancún - Ärger mit Ansage

Stand: 06.11.2023 21:46 Uhr

Mit einem Tag Verspätung werden die Tennisspielerinnen Iga Świątek und Jessica Pegula um den Titel bei den WTA-Finals spielen. Der Grund ist das Wetter. Im Turnierort Cancún läuft die Hurrikansaison aus.

Urlaubsresorts und Hotels dicht aneinander gedrängt, herrliche Strände, pulsierendes Nachtleben - das ist Cancún. Die Stadt auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán zieht jährlich Millionen Touristen an. Die Reiseführer geben Tipps zu den besten Stränden und den angesagtesten Clubs. Wichtig ist auch die Information über die beste Reisezeit, denn am Zipfel zwischen Golf von Mexiko und dem Karibischen Meer toben regelmäßig Hurrikans. Sie treten laut Reiseführer eher von August bis Oktober auf, aber offiziell beginnt die Hurrikansaison am 1. Juni und endet am 30. November.

Die Idee, vom 29. Oktober bis 5. November in Cancún die WTA-Finals als Freiluftveranstaltung auszutragen, auf nur einem Platz und inklusive einer Doppelkonkurrenz, erscheint da schräg, wenn nicht absurd.

Die Women's Tennis Association (WTA), Vereinigung der professionellen Tennisspielerinnen, kam aber nicht nur auf die Idee, sie setzte sie auch um. Daraus entstand Ärger und die kaum überraschende Meldung, dass die Veranstaltung um einen Tag verlängert werden muss. Für 16.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr deutscher Zeit) ist das Finale zwischen Iga Świątek und Jessica Pegula angesetzt.

Świątek im Finale gegen Pegula

Die Polin Świątek, die mit einem Sieg zum zweiten Mal hintereinander ein Kalenderjahr als Erste der Weltranglistenerste beenden würde, gewann am späten Sonntagabend (Orstzeit) ihr Halbfinale gegen die aktuelle Weltranglistenerste Aryna Sabalenka mit 6:3, 6:2. Das Match war am Vortag abgebrochen worden - wegen starken Regens.

Mögliche Einreisesperre gegen Russinnen und Belarusinnen?

Der Name von Aryna Sabalenka spielt vermutlich eine Rolle bei der Frage, warum die Finals der acht besten Einzelspielspielerinnen und Doppel des Jahres nach Cancún vergeben wurden. Sabalenka stammt aus Belarus, und es soll Befürchtungen der WTA gegeben haben, dass Tschechien weder Belarusinnen noch Russinnen wegen der Ächtung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine einreisen lässt. Die tschechische Stadt Ostrava hatte sich als Austragungsort beworben, genau wie Riad in Saudia-Arabien, Cluj-Napoca in Rumänien und Washington D.C., die Hauptstadt der USA.

Aryna Sabalenka in der Pause während des regnerischen Halbfinals gegen Polens Iga Swiatek.

Aryna Sabalenka beim Turnier in Cancún

Zehn-Jahres-Vertrag mit Shenzhen hinfällig

Die WTA war vor ein paar Jahren gar nicht davon ausgegangen, dass die Finals an wechselnden Standorten ausgetragen werden müssen. Die Vereinigung schloss einen Vertrag mit Shenzhen, nach dem das Turnier von 2019 bis 2028 in der chinesischen Stadt ausgetragen werden soll. Wegen der Pandemie und der Affäre um die vermisste chinesische Spielerin Peng Shuai, deren Schicksal weiterhin nicht geklärt ist, kam es aber nur zu einem Turnier in Shenzhen - 2019.

Im folgenden Jahr fiel es wegen Corona aus, 2021 wurden die Finals dann im mexikanischen Guadalajara ausgetragen, ein Jahr später in Fort Worth in den USA. Wieso am 7. September dieses Jahres, also sehr kurzfristig, Cancún als Austragungsort für die Auflage 2023 bekanntgegeben wurde, ist fraglich. Außer der Wetterproblematik kommt hinzu, dass in dem Urlaubsort kein geeignetes Stadion zur Verfügung stand. Das wurde mit hohem finanziellen Aufwand gebaut.

Dunkle Wolken ziehen bei den WTA-Finals in Cancun auf

Dunkle Wolken ziehen bei den WTA-Finals in Cancun auf

Allerdings war es erst in letzter Sekunde für das Turnier fertig geworden. Die Spielerinnen beschwerten sich daher über die schlechten Trainingsmöglichkeiten. Sie hätten keine Zeit gehabt, sich an den Belag zu gewöhnen. Zudem hätte das teilweise sehr schlechte Wetter dazu geführt, dass die Spielerinnen froren, Bälle verweht wurden oder Mülleimer herumflogen.

WTA-Chef gibt zu: "Kein perfektes Event"

WTA-Chef Steve Simon gab in einem Brief an die Spielerinnen zu, dass das Turnier in Cancún "kein perfektes Event" sei und er den Ärger verstehen könne. Er bat in dem vom Schreiben, das die Zeitschrift "Sports Illustrated" veröffentlichte, um Entschuldigung. Die WTA übernehme die Verantwortung, "einige komplizierte Faktoren" hätten dazu geführt, dass Cancún den Zuschlag erhalten habe. Ins Detail ging er nicht.

Außerdem kündigte der Chef der WTA an, dass die Interessen der Spielerinnen künftig mehr Berücksichtigung finden sollen. Simon nahm damit, ohne es explizit zu benennen, wahrscheinlich einen Beschwerdebrief von Spielerinnen auf, über den das Portal "The Athletic" berichtet hatte. Demnach hätten sich die Spielerinnen unter anderem für eine höhere Bezahlung, verbesserte Kinderbetreuung und einen flexibleren Terminkalender eingesetzt, um die physische und mentale Belastung zu reduzieren.

Auflage ab 2024 in Saudi-Arabien?

Schon vor dem Turnierstart in Cancún war klar, dass die Austragung dort eine einmalige Sache sein werde. In der Tennisszene gibt es schon seit längerem Gerüchte, dass die WTA-Finals ab 2024 nach Saudi-Arabien vergeben werden. Darauf am Rand der US Open angesprochen, sagte Steve Simon, dass sich bei Saudi-Arabien "wichtige Fragen" stellen würden aufgrund der Menschenrechtslage in dem Königreich am Persischen Golf. Ausschließen wollte er aber nichts.

Die ATP, Vereinigung der männlichen Tennisprofis, hat alle Bedenken zerstreut. Ab Dienstag (28.11.2023) spielen die besten Tennisspieler, die 21 Jahre oder jünger sind, die "Next Gen ATP Finals" in Dschidda aus. Das Turnier ist für die nächsten fünf Jahre an die Hafenstadt in Saudi-Arabien vergeben. Gespielt wird auf Hartplatz - in der Halle.