Tennis 2022 - Endstation Sehnsucht für Alexander Zverev?

Stand: 30.12.2021 13:08 Uhr

Olympiasieger, ATP-Weltmeister, Sportler des Jahres - Alexander Zvereves Tennisjahr war rasant. Zwei Schritte fehlen ihm noch. Die Gründe, warum es 2022 soweit ist.

Der Mann weiß, wovon er spricht: "Ob man an Nummer zwei oder an fünf steht, ist ganz egal. Es geht darum, die Nummer eins zu sein." Zitat: Boris Becker, sechsmaliger Grand-Slam-Sieger, insgesamt zwölf Wochen Nummer eins der Welt, Gottvater deutscher Tennis-Sehnsüchte.

Der Spruch hätte aber auch von Alexander Zverev stammen können. Seit 2013 ist der heute 24-Jährige Tennis-Profi. Seit 2017 steht er ununterbrochen in den Top Ten der Weltrangliste. Aber ganz oben? Da war Zverev noch nie. Das soll sich ändern, am besten 2022.

Saisonauftakt beim ATP-Cup

"Ich habe zwei Ziele noch vor mir: Das ist ein Grand-Slam-Titel und dass ich die Nummer eins der Welt werde", umreißt er seine Vorhaben vor dem Saisonstart beim ATP-Cup in Sydney ab Sonntag (02.01.2022), bevor es dann ab 17. Januar in Melbourne um den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres geht.

Den Traum hat der gebürtige Hamburger schon lange, aber mittlerweile spricht einiges dafür, dass er auch in Erfüllung gehen könnte. Zverev hat das erfolgreichste Jahr seiner Profi-Karriere hinter sich. Mehr als seine sechs Titel holte 2021 keiner auf der ATP-Tour. Als Weltranglisten-Dritter geht er ins neue Jahr.

Stabileres Nervenkostüm

Vielmehr als diese Zahlen beeindruckt allerdings Zveres Auftreten. Er ist stabiler geworden. Auf dem Weg zum Olympiasieg in Tokio kam er im Halbfinale gegen Novak Djokovic aus scheinbar aussichtsloser Situation zurück. Bei den ATP-Finals in Turin zum Jahresabschluss ließ er Daniil Medwedew, dem anderen formstarken Spieler der Tour, nach einer Vorrunden-Niederlage im Endspiel keine Chance.

Da, wo er früher oft mit sich gehadert hat, wirkt er mittlerweile eher entschlossen. "Ich bin reifer geworden. Im Leben wie auf dem Platz kann ich Situationen besser einordnen", sagt Zverev selbst - eine unabdingbare Eigenschaft, um im Haifischbecken der Tennis-Tour ganz oben anzukommen.

Kleine bis große Fragezeichen bei Djokovic und Co.

Dazu hat er akribisch an seinen Schwächen, aber auch an den Stärken gearbeitet. 2021 schlug kein Top-Ten-Spieler mehr Asse als der Deutsche. Seine Doppelfehler-Quote beim zweiten Aufschlag hat Zverev deutlich gesenkt, und er lässt neben Medwedew von den Besten der Welt die wenigsten Breakpunkte zu. Dazu setzt er neben seiner ohnehin starken Rückhand auch die Vorhand mittlerweile gewinnbringender ein.

Nervenkostüm und Tennisrepertoire sind auf Top-Niveau. Dazu kommt, dass die Zeitenwende im Tennis immer deutlicher zu Tage tritt. Roger Federer kämpft nach drei Knie-Operationen mit knapp 40 Jahren darum, überhaupt noch mal auf den Platz zurückzukehren.

Auch Rafael Nadal spürt mit 35 Jahren die Knochenmühle des Tenniszirkus immer deutlicher. Und schließlich nimmt sich Dominator Novak Djokovic aufgrund seines ungeklärten Impfstatus' im voraussichtlich nächsten Pandemie-Jahr möglicherweise selbst aus dem Rennen.

Hauptkonkurrenten Medwedew und Tsitsipas

Bleiben mit Medwedew und dem Griechen Stefanos Tsitsipas zwei Konkurrenten um Top-Titel und Top-Position, die Zverev schlagen kann. Vieles spricht dafür, dass es wieder ein gutes Jahr für Alexander Zverev wird, vor allem er selbst: "Ich werde alles dafür tun, was von mir verlangt wird und in meiner Macht steht und werde mir den Arsch aufreißen, damit das 2022 passiert." Der Mann scheint zu wissen, was er will.