Udo Kießling im Rheinenergie Stadion 2015

WDR-Sport Udo Kießling - Kölns Eishockey-Dauerbrenner wird 70

Stand: 21.05.2025 10:02 Uhr

Udo Kießling feierte in den 80er Jahren Titel en masse mit den Kölner Haien, er hält jede Menge Rekorde. Am Mittwoch (21.05.2025) wurde der einstmals eisenharte Verteidiger 70.

Dass Udo Kießling einmal Eishockey-Profi werden würde, war irgendwie schon früh klar. Mit zwei Jahren stand er das erste Mal mit Schlittschuhen auf dem Eis, die der Vater eigens für ihn aus Übersee hatte einfliegen lassen. Eishockeystiefel in der Größe 22 gab es damals hierzulande noch nicht.

Das Ganze kam nicht von ungefähr - Vater Gerhard Kießling war Eishockey-Enthusiast. Selbst in den 60er Jahren im Frankfurter Waldstadion als Sportdirektor angestellt, tat Vater Kießing quasi alles dafür, seinem Sohn die bestmögliche Eishockey-Ausbildung zu ermöglichen. Weil die eissportlichen Möglichkeiten am Main begrenzt waren, setzte der Vater den 9-jährigen Filius freitags nach der Schule in den Zug nach Krefeld, wo der Junge als Verteidiger im Trikot des KEV seine ersten Punktspiele absolvierte.

Mit zwei Jahren auf's Eis, mit 18 in die Nationalmannschaft

Mit 16 Jahren ging Udo Kießling ins Sportinternat nach Garmisch-Partenkirchen. Nur ein Jahr später spielte er bereits in der ersten Mannschaft des Traditionsklubs SC Riessersee. Sein Bundesligadebüt feierte Udo Kießling am 29. September 1972 beim Spiel gegen den EC Bad Tölz. 

In der Saison 1973/74 - Udo hatte inzwischen auch sein erstes Länderspiel absolviert - waren Vater und Sohn Kießling beim Augsburger EV tätig. Daran schloss sich ein zweijähriges Intermezzo beim EV Rosenheim an. 1976 folgte der gemeinsame Wechsel zum Kölner EC, wo das Duo maßgeblich am Gewinn der deutschen Meistertitel in den Jahren 1977 und 1979 beteiligt war.

Enorm torgefährlicher Verteidiger

Udo Kießling im Rheinenergie Stadion 2015

Udo Kießling im Rheinenergie Stadion 2015

Nach dem zweiten Triumph wechselte das Gespann einige Kilometer rheinaufwärts nach Düsseldorf zur DEG, wo Kießling schon in der ersten Saison mit 39 Toren und 44 Vorlagen fast die gesamte Stürmerschaft der Bundesliga in den Schatten stellte. Seine 83 Punkte wurden seither von keinem Verteidiger auch nur annähernd erreicht.

Als Udo Kießling 1977 im Alter von 21 Jahren an der Weltmeisterschaft in Wien teilgenommen hatte, war US-Coach Lou Nanne, der zusätzlich als Scout für die Minnesota North Stars tätig war, auf ihn aufmerksam geworden. Er wollte ihn 1979 über den großen Teich holen, doch Kießling lehnte ab.

Erster deutscher Profi in den NHL

Nach dem frühzeitigen Play-off-Aus der DEG im Jahre 1982 wollte Udo Kießling jedoch einen Versuch starten. Nach nur vier Tagen Training absolvierte er im Trikot der Minnesota North Stars in St. Louis sein erstes und einziges NHL-Spiel. "In der NHL auf der Strafbank gesessen, an den Pfosten geschossen, einer Massenkeilerei nur durch Zufall entgangen: alles erlebt", sagte Kießling damals in einem Interview mit der "Stuttgarter Zeitung".

Kießling war der erste deutsche Spieler, der überhaupt in der NHL gespielt hat. Man hatte ihm einen Vertrag bis Saisonende angeboten, den er sofort hätte unterschreiben müssen. Udo Kießling bevorzugte einen anderen Weg - er kehrte nach Deutschland zurück und fuhr mit der DEB-Auswahl zur WM nach Finnland. Später unterschrieb er in Köln. Minnesota hatte ihm 100.000 Dollar per anno geboten, Kießling aber blieb in Deutschland, vor allem der vielen privaten Kontakte wegen.

Rekord-Titeljagd in Köln

Was folgte, war eine beeindruckende Geschichte im Trikot der Kölner Haie. Dort feierte Kießling ab 1982 Erfolge en masse: 1984 und von 1986 bis 1988 (unter dem Schweden Hardy Nilsson) holte das Team den deutschen Meistertitel, Kießling wurde von einer Fachzeitschrift zum "Spieler des Jahrzehnts" gewählt.

Seine insgesamt zehnjährige Kölner Zeit erlebte 1992 allerdings einen bitteren Abschied. Als er im Sommer zu spät aus dem Urlaub zum Training zurückkehrte, wurde er vom damaligen KEC-Präsidenten Heinz Landen ("eigenmächtige Urlaubsverlängerung") prompt entlassen. Kießling wechselte zum EV Landshut, erst 1996 machte er sein letztes Match in der DEL.

Fünf Olympische Spiele

Mit über 1.000 Spielen in der höchsten deutschen Eishockeyliga ist Udo Kießling einsamer Rekordhalter und in 24 Jahren erkämpfte er sechs deutsche Meistertitel. Auch auf internationaler Ebene war er sehr erfolgreich. Fünfmal nahm Udo Kießling an Olympischen Spielen teil, gewann 1976 in Innsbruck mit der DEB-Auswahl die Bronzemedaille.

Mit 320 Länderspielen hielt er zehn Jahre lang den inoffiziellen Weltrekord, was die Zahl der Auswahleinsätze angeht. Im Sommer 2000 wurde Udo Kießling als viertem Deutschen die Ehre zuteil, in die Hall of Fame des Internationalen Eishockeyverbandes aufgenommen zu werden.

Weg vom Eishockey, hin zum Immobiliengeschäft

Geliebt wurde der eisenharte Verteidiger selten, respektiert aber immer - und genau das wollte der charakterstarke Vollblutsportler, der mit seiner Meinung nie hinter dem Berg hielt. "Ich empfinde meinen geringen Beliebtheitsgrad als Anerkennung", hat er einmal gesagt. Heute schaut er dem Eishockey-Geschehen nur noach von außen zu. Als erfolgreicher Immobilien-Geschäftsmann hatte er sich in Köln schon lange ein anderes Standbein aufgebaut.