Borussia Mönchengladbachs Trainer Gerardo Seoane (vorne) und Sport-Geschäftsführer Roland Virkus

Vor dem Spiel in Köln Borussia Mönchengladbach - das Derby und der Geduldsfaden

Stand: 19.10.2023 20:22 Uhr

Bei Borussia Mönchengladbachs gibt man Trainer Gerardo Seoane geduldig Zeit, um den Umbruch zu gestalten. Für den Fortbestand dieser Stimmungslage ist allerdings das rheinische Derby beim 1. FC Köln wichtig.

Fans von Traditionsvereinen träumen oft von vergangenen, erfolgreicheren Zeiten. Und legen an diesen Träumen gerne auch mal das Maß für die derzeitige sportliche Lage an. Die Stimmung rund um Borussia Mönchengladbach ist allerdings nach dem großen Umbruch im Sommer dann doch von fast erstaunlichem Realitätsdenken geprägt, auch auf den Tribünen.

Was daran abzulesen ist, dass die "Fohlen" in der Fußball-Bundesliga bislang zwar ergebnistechnisch nicht überzeugt haben - nur sechs Punkte nach sieben Spieltagen stehen zu Buche, das sind halb so viele wie in der Vorsaison unter Daniel Farke zum gleichen Zeitpunkt. Allerdings werden (noch) keine Forderungen laut, gegebenenfalls über einen Austausch von Verantwortlichen nachzudenken.

Gladbachs jüngere Derby-Bilanz ausbaufähig

Wobei das Abschneiden im rheinischen Derby beim 1. FC Köln am Sonntag (15.30 Uhr) natürlich kritisch für den derzeit noch vorhandenen Kredit der Borussia bei ihren Fans sein könnte. Eine Derby-Niederlage würde den Geduldsfaden inmitten des Umbruchs wohl zumindest erheblich verkürzen.

Denn die jüngere Gladbacher Derby-Bilanz ist durchaus ausbaufähig. Zwar gelang BMG vor gut einem Jahr im Hinspiel der Saison 2022/23 ein 5:2-Heimsieg, aber in vier der vergangenen fünf Derbys hat Köln gepunktet. Es gab drei Siege des FC und ein Remis bei nur einem Gladbacher Triumph. Der bislang letzte Erfolg der Borussen in Köln ist über drei Jahre her.

Und dass Trainer in der Gunst der Fans durch ein verkorkstes Derby auch mal schnell unten durch sein können, zeigte einst Marco Roses große Rotation der Startelf im Februar 2021, als Gladbach noch in der Champions League spielte. In einem offenen Brief konfrontierte nach dem 1:2 das Fanprojekt den Trainer: "Mit dem Derby spielt man nicht!" Roses Nachfolger Adi Hütter holte gegen den FC in zwei Duellen sogar gar keine Punkte.

Effizienz und Intensität noch Probleme der "Fohlen"

Seoanes Team ist also in der Bringschuld. Als Mutmacher für das rheinische Derby lässt sich heranziehen, dass der Hunger auf Tore bei den Gladbachern wohl da ist - nur zwei Mannschaften gaben bislang mehr Torschüsse ab als die Borussia (110).

Die Kehrseite: Dabei kamen aber nur 13 Treffer herum. Mangelnde Effizienz lautet ein Vorwurf, den sich das Team anhören muss. Trösten kann sich Gladbach zwar damit, dass Erzrivale Köln sogar die meisten Abschlüsse brauchte, um einmal zu treffen - im Schnitt landete nur jeder 21. Torabschluss im Netz.

Allerdings weist Gladbach auch Defizite in Sachen Intensität auf. Nur zwei Teams kommen auf weniger temporeiche Läufe als die "Fohlen". Ausgerechnet der FC liegt in dieser Statistik auf Platz drei, wenngleich dafür der sportliche Ertrag des Tabellenletzten (ein Punkt) bislang enttäuschend war.

Hoffnungen liegen auch auf Offensivmotor Honorat

Als Mittel der Wahl könnten hohe Hereingaben dienen, denn Kopfbälle brachten Gladbach bisher vier Tore (drei davon nach Ecken) ein, das ist die drittbeste Ausbeute der Liga. Das rückt auch Sommer-Zugang Franck Honorat ins Licht, denn der Franzose schlägt sehr ordentliche Standards.

Der 27-Jährige lieferte abgesehen davon bisher auch die meisten Torschussvorlagen aller Bundesligaspieler (27), ist stets darauf bedacht, seine Kollegen in Szene zu setzen.

Personalsituation im Mittelfeld entspannt sich

Trainer Seoane hat in Köln aber auch neben Honorat wieder mehr Optionen im Mittelfeld als noch zuletzt. Julian Weigl, Christoph Kramer und Florian Neuhaus konnten wieder voll mit dem Team trainieren. Wie die "Rheinische Post" außerdem berichtete, war Abwehrmann Nico Elvedi erstmals nach seiner Kniestauchung wieder so weit, Vollgas geben zu können.