Arminia-Coach Uwe Koschinat (l.) nimmt Fabian Klos (r.) im Relegationsspiel gegen Wehen Wiesbaden in den Arm.

Vor Relegationsrückpiel Bei Abstieg - Arminia Bielefeld drohen harte Einschnitte

Stand: 06.06.2023 09:43 Uhr

Nur ein Fußball-Wunder kann Arminia Bielefeld noch vor dem Sturz in die Drittklassigkeit bewahren. Ein Abstieg hätte wirtschaftlich und personell drastische Folgen.

Nach dem desaströsen Auftreten im Relegations-Hinspiel beim SV Wehen Wiesbaden und den chaotischen Vorfällen in dieser Partie steht Arminia Bielefeld vor einem Scherbenhaufen. Dass das 0:4 im Rückspiel am Dienstag (06.06.2023, 20.45 Uhr) noch aufgeholt werden könnte - daran glauben wohl selbst die kühnsten Arminen-Optimisten nicht mehr.

"Wir müssen uns das Ziel setzen, beide Halbzeiten jeweils zu gewinnen. Wir wollen uns selbst eine Form von Ehre zurückholen. Ich möchte nicht mit dem isolierten Ziel herumlaufen, das wir das Ding noch drehen", sagte Trainer Uwe Koschinat am Montag.

Bielefeld bestreitet das Relegations-Rückspiel nach den Ausschreitungen beim Hinspiel mit dem Slogan "Fairplay" auf dem Trikot. "Ich habe überhaupt keine Erwartung, dass die Fans uns rückhaltlos unterstützen, nicht nach dieser Saison. Das müssen wir uns zurückerobern. Das wird ein ganz hartes Stück Arbeit, aber dem müssen wir uns stellen", sagte Koschinat.

Massive Etatkürzung

Sicher ist, dass die Bielefelder beim Gang in die 3. Liga vor harten finanziellen Einschnitten stehen. In der 2. Liga lag der Gesamtetat laut inoffiziellen Angaben bei 16 Millionen Euro. Vor allem wegen ausbleibender Einnahmen aus den Medienerlösen dürften sich die finanziellen Aufwände für die Profimannschaft auf eine Summe von geschätzt sechs bis sieben Millionen Euro in der 3. Liga reduzieren.

Damit sollte der DSC auch in der 3. Liga zwar immer noch zu den gut aufgestellten Klubs gehören und wird nicht umhin kommen, das Ziel Wiederaufstieg anzugehen.

Unumgänglich ist aufgrund der wirtschaftlichen Kürzungen ein großer personeller Umbruch. Wie die Neue Westfälische berichtet, hat der Großteil der Mannschaft keine gültigen Verträge im Falle eines Abstiegs.

Ungewisse Zukunft der Leistungsträger

So dürften Leistungsträger wie Robin Hack, Masaya Okugawa, Bryan Lasme, Andrés Andrade oder Guilherme Ramos den Verein mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen. Diese Spieler werden aber wohl keine Probleme haben, neue Klubs zu finden.

Auch die mit guten Zweitligaverträgen ausgestatteten Profis Manuel Prietl, Martin Fraisl, Oliver Hüsing und Bastian Oczipka werden aufgrund ihrer hohen Gehälter eher keine Zukunft bei der Arminia haben.

Fraglich ist, wie es mit Klublegende Fabian Klos weitergeht. Der Stürmer hatte in einer ersten Reaktion nach dem Hinspiel erklärt: "Das ist mein Verein. So kann ich nicht abtreten." Ob damit gleichzeitig eine Weiterbeschäftigung als Spieler verbunden ist, ist allerdings derzeit offen. Möglich wäre aber, eine neue Mannschaft um Fabian Klos aufzubauen.

Was passiert mit Klos und Koschinat?

Denkbar wäre auch, dass Trainer Koschinat seine Arbeit im Klub fortsetzt und den Neuaufbau in die Hand nimmt. Koschinat kennt die 3. Liga aus seiner Zeit als Coach des 1. FC Saarbrücken. "Mit mir hat es noch keine Gespäche über ein Szenario 3. Liga gegeben. Jeder weiß, dass ich das hier mit sehr viel Leidenschaft gemacht habe. Der Fokus soll aber auf dem Spiel morgen liegen", sagte der Coach.

Wen Koschinat dann sicher zur Verfügung hätte? Unklar. Laut der Neuen Westfälischen wäre im Abstiegsfall Christopher Schepp, der im Januar von Nord-Regionalligist BW Lohne nach Bielefeld kam, an die Arminia gebunden. Auch die zuletzt ausgeliehenen Sebastian Müller (Hallescher FC) und Vladislav Cherny (SC Wiedenbrück) haben noch Verträge bei der Arminia.

Der Umbruch wird so oder so enorm ausfallen. Wer diesen letztlich steuern wird, ist ebenfalls noch unklar. Nach der Trennung von Samir Arabi ist der Posten des Sport-Geschäftsführers beim Traditionsklub aus Ostwestfalen derzeit unbesetzt. Die Arminia hat den Nachteil, dass bereits jetzt begehrte Akteure aus der 3. Liga und den Regionalligen transferiert werden.