Tommy Klepeisz von ratiopharm ulm im Interview mit dem SWR Studio Ulm vor dem Finale

Basketball | ratiopharm Ulm Thomas Klepeisz: Mit Leichtigkeit zum Deutschen Meistertitel

Stand: 08.06.2023 08:51 Uhr

Die Ulmer Basketballer sorgen deutschlandweit für Furore. Mit welchen Gefühlen und Hoffnungen sie nun ins Finale um die Meisterschaft gehen, verrät Kapitän Thomas Klepeisz im SWR-Interview.

Die Euphorie im Ulmer Umfeld ist riesig. Alle fiebern mit den Basketballern mit, die mit ihrem erfrischenden Spielstil zunächst völlig überraschend den Deutschen Meister Alba Berlin und dann auch noch Pokalsieger Bayern München aus dem Playoff-Rennen geworfen haben. Nun steht ratiopharm Ulm im Finale gegen die Baskets Bonn. Die Finalserie beginnt am Freitag in Bonn (wer zuerst drei mal gewinnt, wird Meister). Kurz vor der Abreise schildert Mannschaftskapitän Thomas Klepeisz, wie das Team die ungeahnte Erfolgswelle erlebt und mit der spannenden Situation jetzt umgeht.

SWR Aktuell: Die Ulmer haben am Anfang der Saison mehr Spiele verloren als gewonnen und besiegen jetzt in beeindruckender Weise große Favoriten wie Alba Berlin oder Bayern München. Was ist jetzt anders im Team?

Thomas Klepeisz: Wir haben jetzt dieses Selbstvertrauen und diese Selbstverständlichkeit, die wir uns durch die Siege über vermeintlich unschlagbare Gegner geholt haben. Wenn man vor den Playoffs 100 Leute gefragt hätte: Wer glaubt, dass Ulm gewinnt? Da hätte höchstens einer gesagt, dass wir das schaffen. Aber dass wir jetzt Bayern und Alba besiegt haben, gibt Selbstvertrauen. Jeder in der Mannschaft glaubt wirklich zu einhundert Prozent an sich und an unser System. Und das gibt uns auch eine gewisse Leichtigkeit.

SWR Aktuell: Während der Vorbereitung aufs Finale muss die Mannschaft noch mit einer Todesnachricht irgendwie klarkommen. Teambetreuer Andi Klee ist nach dem letzten Spiel überraschend gestorben. Er hatte sich immer um alles gekümmert und war sehr nah verbunden mit den Spielern. Wie geht das Team mit dem Trauerfall um?

Klepeisz: Ja, das war eine sehr, sehr traurige Nachricht, die uns alle sehr getroffen hat. Andi war unser Ruhepol, unsere gute Seele, unser Herz eigentlich. Er war länger dabei als jeder andere, der jetzt in dieser Mannschaft ist. Die Brasilianer (Yago dos Santos und Bruno Caboclo) kommen vor dem Spiel immer mit Musik in die Garderobe und Andi hat dann mitgetanzt mit ihnen. Das sind so Kleinigkeiten, die einfach für gute Stimmung und für diese Leichtigkeit sorgen. Und da hat Andi einen großen Teil beigetragen. Jetzt werden wir für ihn spielen und alles dafür geben, ihm diesen größten Traum und größten Wunsch einer Meisterschaft zu erfüllen. Wir wissen, dass er uns von oben zuschaut und uns auf jeden Fall die Daumen drückt, da wo er jetzt ist. Wir werden einfach alles für Andi geben. 

So läuft das Basketball-Finale ab

Die Deutsche Meisterschaft im Basketball wird im Playoff-Modus ausgespielt. Die Teams spielen so oft gegeneinander, bis eine Mannschaft drei Mal gewonnen hat. In der Finalserie haben die Baskets Bonn als Tabellenerster nach der Hauptrunde zunächst Heimvorteil gegen den Tabellensiebten ratiopharm Ulm. Folgende Spieltage sind geplant:

  • Freitag, 9. Juni, 20:30 Uhr, Spiel 1 in Bonn
  • Sonntag, 11. Juni, 18 Uhr, Spiel 2 in Bonn
  • Mittwoch, 14. Juni, 20:30 Uhr, Spiel 3 in der ratioharm-Arena in Neu-Ulm
  • Freitag, 16. Juni, 20:30 Uhr, mögliches Spiel 4 in der ratiopharm-Arena in Neu-Ulm
  • Sonntag, 18. Juni, 15 Uhr, mögliches Spiel 5 in Bonn
Zu allen Terminen, auch für das bereits ausverkaufte Heimspiel am 14. Juni, bietet das Trainingszentrum Orange Campus in Neu-Ulm ein Public Viewing an.

SWR Aktuell: Auch Sportdirektor Leibenath hat betont, dass es wichtig sei, im Finale diese Leichtigkeit zu behalten. Wie kann das gelingen, wenn man gleichzeitig weiß, dass es um alles geht?

  • Die 9. Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen (englisch: FIFA Women’s World Cup) findet vom 20. Juli bis 20. August 2023 in Australien und Neuseeland statt
  • 32 Mannschaften spielen in zehn Stadien in neun Städten um die K.o.-Runde
  • Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft spielt in Gruppe H gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea
  • Die Gruppenspiele von Deutschland sind am 24. Juli um 10:30 Uhr, 30. Juli um 11:30 Uhr und am 3. August um 12:00 Uhr

Klepeisz: Das ist eben genau das, was uns derzeit ausmacht. Die beiden Brasilianer Yago und Bruno haben ihren Spielwitz, der auch ansteckend ist für alle anderen. Wenn wir dann auf dem Feld sind, versucht man diese Magnitude dieses Spiels, also die Größe des Spiels, auszublenden. Und dann ist es im Endeffekt nur Basketball. Es ist nach wie vor ein Spiel, und da muss man mit einer gewisser Freude auch rangehen. Wenn das gelingt, haben wir auch Chancen zu gewinnen. 

SWR Aktuell: Welche Rolle spielen Trainer und Co-Trainer? Wie viele Vorgaben gibt es? Wie viele Freiheiten hat da Team?

Klepeisz: Anton (Gavel) und Tyron (McCoy) finden da einen sehr guten Mix zwischen striktem System, aus dem sich keiner raus bewegen darf und auch eben dieser Leichtigkeit, wo jeder Freiraum hat. Vor allem für unsere beiden Aufbauspieler Juan und Yago ist es wichtig, dass man sie nicht zu eng in ein System reinpresst, sondern ihnen auch ihre Freiheiten gibt. Und diesen Weg haben sie echt sehr, sehr gut gefunden. Und dann muss man den Trainern sehr hoch anrechnen, dass Sie am Anfang nicht nervös geworden sind und den beiden Spielmachern keine strikten Regeln aufgezwungen haben, sondern dass sie auch nach Niederlagenserien cool geblieben sind und gesagt haben okay, wir bleiben in diesem System der Freiheiten, auch wenn sie am Anfang manchmal nicht so gut genutzt wurden wie jetzt in den Playoff-Serien. 

SWR Aktuell: Wie gehen Sie als Spieler mit der großen Euphorie um Sie herum jetzt um? Saugen Sie das auf, genießen Sie das? Oder wollen Sie das eher von sich fernhalten, um sich besser auf die Finalspiele zu konzentrieren?

Klepeisz: Das hat jetzt noch kein Ausmaß angenommen, das uns stören würde. Im Gegenteil: Wir freuen uns sehr über diesen Zuspruch und die Unterstützung der Fans. Es ist wirklich etwas Besonderes, zu merken, wie viele Leute jetzt einen unterstützen und einem die Daumen drücken. Das gibt uns jetzt noch extra Energie und Motivation. 

SWR Aktuell: Wird Ulm Deutscher Meister?

Klepeisz: Ich hoffe es.