Die Bundesjugendspiele werden künftig als Wettbewerb durchgeführt.

Kommentar contra Reform Bundesjugendspiele: Keine Wettkämpfe sind falsches Signal

Stand: 04.09.2023 08:57 Uhr

Das neue Schuljahr startet und die Bundesjugendspiele werden nicht mehr als Wettkampf durchgeführt. Ein falsches Signal, findet SWR-Sportredakteurin Alexandra Waidner.

Die Bundesjugendspiele sind in der Grundschule ab sofort kein Wettkampf mehr, sondern ein Wettbewerb. Das gilt aber erstmal nur in der Leichtathletik und im Schwimmen. Beim Gerätturnen wurde auf die Umgestaltung verzichtet. Warum? Ist es beim Turnen vielleicht einfach unmöglich, die gleiche Verwässerung der Leistung einzuführen wie in der Leichtathletik oder im Schwimmen? Im Weitsprung soll es beispielsweise Zonen geben, in die man springen muss, statt eine eindeutige Bestimmung der Leistung mit dem Maßband. Aber ist das wirklich zielführend? Gibt es dann künftig bei Mathearbeiten Annäherungsergebnisse – also wer bei drei plus drei auf fünf oder sieben kommt, liegt immer noch richtig?  

Die Reform der Bundesjugendspiele ist richtig und wichtig

Fürs Leben lernen

Es ist unbestritten, dass es enorm wichtig ist, Kinder für den Sport zu begeistern und die Freude an der Bewegung zu vermitteln. Aber muss das zwingend auf Kosten des Leistungsgedanken gehen? Leistung ist doch grundsätzlich etwas Positives, eine Verbesserung der Leistung motiviert. Wenn ich also im zweiten Versuch drei Zentimeter weiter springe, habe ich mich verbessert, wenn ich in den gleichen Bereich springe, bin ich stehen geblieben - ist das wünschenswert? Und wenn es um "Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen", wie es im Papier so schön heißt, gehen soll, wie lernt man das denn? Indem ich der oder dem Besten meinen Respekt zeige und indem ich lerne, auch mal zu verlieren. Indem ich aber auch lerne, dass sich Üben lohnt, dass man dadurch voran kommt. Im "echten" Leben ist man schließlich auch nicht immer Erste oder Erster, sondern man muss lernen, mit Niederlagen und Rückschlägen klarzukommen. All das vermittelt der Wettkampf.

Warum nicht Wettkampf und Wettbewerb?

Und, betrachten wir das Ganze doch mal aus Sicht der guten Sportler: Warum nimmt man diesen Kindern ihre Erfolgserlebnisse im Sport? Dort die oder der Beste zu sein, eine Ehrenurkunde zu gewinnen, stärkt enorm das Selbstvertrauen. Außerdem könnte man auch Beides machen, also den Wettkampf lassen und Wettbewerbe zusätzlich anbieten – dann würde die Umsetzung zwar nicht "leichter", wie es auch so schön heißt, sondern aufwendiger. Aber im Sinne unserer Kinder sollten wir nicht immer den einfacheren Weg suchen, sondern den, der alle bestmöglich fördert und fordert – die Sportunwilligen und die Sportbegeisterten.