Jan Siewert (re.), Interimstrainer des 1. FSV Mainz 05, und Sportvorstand Christian Heidel

Mit Jan Siewert gegen Leipzig Mainz 05 trauert nach Svensson-Abschied

Stand: 03.11.2023 14:03 Uhr

Nach dem Rücktritt von Bo Svensson muss sich Mainz 05 neu sortieren. Für Sportvorstand Christian Heidel ist die Trennung mehr als hart. Gegen RB Leipzig wird Jan Siewert auf der Bank sitzen.

Der emotionale Rücktritt von Trainer Bo Svensson hatte am Donnerstag (02.11.) den FSV Mainz 05 erschüttert.

Trotz der sportlichen Talfahrt - der letzte Bundesligasieg war den Rheinhessen am 22. April gelungen, seitdem gab es 14 Spiele ohne Dreier - sollte es mit dem dänischen Coach weitergehen. Das bestätigte Sportvorstand Christian Heidel auf einer Pressekonferenz am Freitag (03.11.). Allerdings wären diese Pläne nach dem 0:3 bei Hertha BSC im DFB-Pokal Makulatur gewesen.

Sportvorstand Christian Heidel: "Saßen noch in der Nacht zusammen"

"Wenn ich ehrlich bin, habe ich nach dem Pokalspiel damit gerechnet, dass ich eine Whatsapp von Bo bekomme mit dem Inhalt, dass er reden will. Und die kam dann auch", sagte Heidel. "Wir saßen dann noch in der Nacht im Hotel zusammen. Bo, Sportdirektor Martin Schmidt und ich. Es war gegen halb vier Nachts, als die Entscheidung fiel. Wir haben uns anderthalb Stunden ausgetauscht. Bo war sofort sehr klar und sagte, dass er das Gefühl hat, dass jetzt etwas passieren muss. Er hatte das Gefühl, nicht mehr der richtige Trainer für diese Mannschaft zu sein. Die Ergebnisse und die letzten Spiele hätten ihm dies gezeigt."

"Wir hätten Bo niemals entlassen"

Es war dann so, sagte Heidel weiter, dass "Martin Schmidt und ich Bo sagen mussten, dass wir diese Meinung teilen. Dass wir auch denken, dass etwas passieren muss, weil wir nicht das zeigen, was wir uns alle erhoffen, für was wir jeden Tag arbeiten".

Heidels Fazit: "Wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass eine Trennung der beste Weg ist. Lichtjahre entfernt von einer Entlassung - das hätten wir mit Bo niemals gemacht. Das war eine Trennung auf allerhöchstem Niveau!" Nach der Sitzung hätten sich Svensson, Heidel und Schmidt umarmt - und dann sei man auseinander gegangen.

Erinnerungen an Jürgen Klopp

Heidel wirkte sichtlich angefasst. "Ich habe einige Trennungen von Trainern erlebt. Angenehme gab es eigentlich nie, aber das mit Bo hat allen wehgetan, mir auch. Dass hat mich an die Verabschiedung von Jürgen Klopp erinnert", sagte der Sportvorstand.

Nach der Rückreise am Donnerstag (02.11.) habe sich Svensson von der Mannschaft in der Kabine verabschiedet. Laut Heidel hätte der 44-Jährige alle Spieler umarmt, "ich weiß nicht, wie viele geheult haben. Ich habe selten eine so niedergeschlagene Mannschaft erlebt.". Dann hätte der Däne den Wunsch geäußert, sich von den Fans via Video zu verabschieden.

"Wir wissen, was wir ihm zu verdanken haben", sagte Heidel weiter: "Ein Riesen-Dankeschön an Bo. Er ist hier immer willkommen und er wird immer ein besonderer Trainer in der Historie dieses Klubs bleiben.

Nun soll es Jan Siewert richten

Nun soll es Jan Siewert richten, der bisher die U23 der 05er trainiert hatte. Siewert war 2020/21 schon einmal bei den Mainzern in der Bundesliga eingesprungen. Er war zuvor 2019 Chefcoach bei Huddersfield Town. Mit dem Klub stieg er aus der englischen Premier League ab und musste nach einem Fehlstart in der zweiten Liga gehen. Danach heuerte er im Leistungszentrum des FSV an.

Gegen RB Leipzig wird Jan Siewert auf der Bank des FSV Mainz 05 sitzen

Gegen RB Leipzig wird Jan Siewert auf der Bank des FSV Mainz 05 sitzen

Gegen Leipzig hält der 41-Jährige "alles für möglich. Das ist Fakt. Ich habe jede Sekunde genutzt. Entscheidend wird für uns sein, dass wir den Fokus auf das Spiel richten. Wir müssen die Köpfe frei bekommen, um für das Spiel alles möglich zu machen. Wir müssen eine Wucht entwickeln. Wir sind alle in der Bringschuld und müssen Zuhause etwas abliefern".

Wie geht es nun weiter?

Ob Siewert mehr als eine Interimslösung ist, ist noch offen. "Wir schenken ihm das Vertrauen, er ist ein sehr wichtiger Trainer bei Mainz 05 und hat jetzt die Chance, das Ding zu drehen", sagte Heidel. "Darüber hinaus haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wir haben noch mit niemanden gesprochen. Es kann alles passieren. Wir gehen jetzt in das Spiel, anschließend setzen wir uns zusammen. Selbstverständlich ist Jan Siewert ein Kandidat."

Bis zum Leipzig-Spiel überwiegt die Trauer um Svensson, der als großes Trainertalent galt. Der 44-Jährige hatte die Nullfünfer mit 32 Punkten und der besten Rückrunde der Vereinsgeschichte 2021 zum Klassenerhalt und anschließend zu zwei sorgenfreien Mittelfeldplatzierungen in der Bundesliga geführt. Allerdings verließ er den Klub in der gleichen Situation, in der er auch angeheuert hatte: als Tabellenletzter der Bundesliga.