Anton Gavel von ratiopharm Ulm

Basketball | Playoff-Finale Anton Gavel: "Wir sind weit entfernt vom olympischen Gedanken"

Stand: 08.06.2023 10:27 Uhr

Ulms Basketballer stehen im Finale der Basketball-Bundesliga gegen Bonn vor einer schwierigen Aufgabe. Dennoch will man sich in Ulm mit dem Titel belohnen.

Aus der Trainingshalle klingt laute Musik, der Eingangsbereich des "Orange Campus" in Ulm wird mit Liedern untermalt. Sie haben gute Laune in Ulm. Und das liegt vor allem an den Basketballern von ratiopharm Ulm. Von Rang sieben aus in die Playoffs gestartet, hat sich der vermeintliche Underdog bis ins Finale um die Deutsche Meisterschaft der Basketball-Bundesliga gespielt - mit Siegen über die Spitzenteams aus München und Berlin. "Vor den Playoffs wurde von einigen Experten schon das Finale vorhergesagt, Alba Berlin gegen Bonn. Das war natürlich eine große Motivation, zu zeigen, wir sind noch da", sagt Karim Jallow im Gespräch mit dem SWR. Von belächelt bis beachtet. Das Ulmer Team hat sich nicht nur in den Playoffs beständig und kontinuierlich weiterentwickelt. Nach einem etwas holprigen Start hat sich die Mannschaft gefunden - und greift nun nach den Sternen.

Ulm kurz vor erstem Titel - was ist möglich?

Die Euphorie in Ulm ist riesig, die Karten waren innerhalb einer Minute vergriffen. Ab Freitag geht es gegen die Telekom Baskets Bonn. Hauptrundensieger, Champions-League-Sieger, von vielen Experten schon vorab ins Finale getippt. Die Mannschaft um Star und MVP (wertvollster Spieler) TJ Shorts ist durch die Hauptrunde marschiert und somit Favorit.

Aber "es ist alles drin", sagt Karim Jallow. "Für uns ist das keine neue Situation, wir werden da wahrscheinlich wieder als Außenseiter reingehen. Aber wir haben zweimal bewiesen, dass wir trotzdem den Favoriten schlagen können", zeigt sich der 26-Jährige optimistisch. ratiopharm Ulm wolle die gute Arbeit mit dem Titel krönen, sagt Sportdirektor Torsten Leibenath. Trainer Anton Gavel fügt auf der Pressekonferenz hinzu: "Wir sind weit entfernt von dem olympischen Gedanken 'dabei sein ist alles'. Wenn wir schon so weit gekommen sind, wäre es natürlich das Beste, sich auch zu belohnen."

Anton Gavel, der "Players Coach"

Es ist Gavels erstes Jahr als Headcoach in der BBL, ein "Rookie", wie der Basketballer zu sagen pflegt. Der ehemalige Nationalspieler verweist bei Fragen nach ihm aber immer auf die Mannschaft und den Staff um Co-Trainer Tyron McCoy: "Das bin nicht nur ich, wir treffen die Entscheidungen zusammen", sagt Gavel.

Dann lobt der gebürtige Slowake auch die Spieler. "Die Mannschaft macht die Arbeit. Wir können natürlich alles aufzeichnen, und tun und machen. Aber wenn die Mannschaft performt, dann liegt das an den Spielern." Die Mannschaft gibt das Lob postwendend zurück. Gavel sei ein "Players Coach", einer, der die Balance zwischen Authorität und Coolness sehr gut austariert, meint Karim Jallow. "Klar kann er auch mal laut sein, das muss er ja. Aber nach dem Training kann man super mit ihm reden und dafür bin ich sehr dankbar", fügt Jallow hinzu.

Die Ulmer Leichtigkeit des Seins

Die ersten Hürden hat Gavel gleich zu Beginn der Saison gemeistert. Nach fünf Niederlagen zum Auftakt hat sich das Team Schritt für Schritt verbessert. "Wir sind über die Saison als Mannschaft zusammengewachsen", sagt Jallow. "Jeder hat seine Rolle gefunden." Mittlerweile spielen die Ulmer sehenswerten Basketball. "Ich glaube, es macht Spaß, uns zuzuschauen", sagt Jallow. "Anton hat einen guten Mix aus System und 'wenn einer was sieht, dann soll er einfach machen.'" Diese Leichtigkeit ist auch ein Schlüssel. "Wenn du die Freiheiten hast, dann spielst du auch besser." Die Leichtigkeit des Seins, gepaart mit Euphorie, das soll die Ulmer im Finale tragen.