Ein Schiedsrichter zeigt einem Fußballspieler die gelbe Karte

Zahlen des DFB Angriffe auf Schiedsrichter im saarländischen Amateurfußball gestiegen

Stand: 28.08.2023 16:08 Uhr

In der laufenden Herrenfußball-Saison wurden im Amateuerbereich schon sechs Angriffe gegen Schiedsrichter registriert. Ein Mal wurde ein Unparteiischer niedergeschlagen, ein anderes Mal in den Rücken getreten. Ein Vergleich der Zahlen aus den vergangenen Jahren zeigt: Die Angriffe auf Referees im saarländischen Fußball häufen sich.

Ende Mai hat ein Angriff gegen einen Schiedsrichter im Saarland besonders für Aufsehen gesorgt – bei einem Kreisligaspiel zwischen dem 1. FC Fitten und der SG-Leuktal in Merzig-Ballern Ende Mai wurde der Mann von zwei Fittener Spielern niedergeschlagen.

Auslöser des Angriffs war eine Rote Karte infolge eines Fouls, mit der der Unparteiische einen der Spieler des Platzes verwies, anschließend eskalierte die Situation. Betroffene Spieler wie der Verein mussten daraufhin scharfe Konsequenzen hinnehmen. Schließlich meldete der FC Fitten seine beiden Fußballmannschaften ab.

Der Saarländische Fußballverband (SFV) verurteilte den Angriff. "Die beiden Angriffe auf unseren Schiedsrichter waren inakzeptabel, durch nichts zu entschuldigen und haben uns zutiefst schockiert", sagte der Verbandspräsident Heribert Ohlmann.

In laufender Saison bisher sechs Gewaltvorfälle

In der laufenden Saison hat es nach Angaben des SFV bisher sechs Gewaltvorfälle bei Spielen im Herrenamateurbereich gegeben, bei einem musste die Polizei ausrücken. Ein Mal sei einem Schiedsrichter beispielsweise mit dem Fuß in den Rücken getreten worden. Zudem seien in vier Fällen Schiedsrichter bedroht worden.

Im saarländischen Profi-Fußball gab es zuletzt beim Zweitliga-Auftaktspiel der SV Elversberg gegen Hansa Rostock einen Vorfall um einen Schiedsrichter – ein Fan der SVE hatte diesen mit Bier überschüttet. Der Deutsche Fußball-Bund verurteilte die Attacke, die SVE selbst forderte ein bundesweites Stadionverbot für den Täter.

Zunahme der Angriffe gegen Schiedsrichter

Aktuelle Zahlen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) belegen zudem: Die Gewaltbereitschaft gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern hat im saarländischen Amateurfußball zugenommen. Eine Gewalthandlung liegt nach Definition des DFB bei einem körperlichen Angriff vor, etwa durch Schlagen, Bewerfen, Bespucken oder Treten. Auch eine Bedrohung wird als solche gewertet.

Im Herren-Amateurbereich hat es demnach in der Saison 2022/23 bei knapp 9000 Spielen 17 gewalttätige Angriffe gegen Unparteiische gegeben, 2021/21 waren es sogar 21. Demgegenüber stehen sechs Angriffe in der Saison 2018/19 bei über 10.000 ausgetragenen Spielen und fünf in der Saison 2017/18, ebenso bei über 10.000 Spielen.

Dagegen gab es im Frauen-Amateurbereich seit der Saison 2016/17 keinen einzigen Angriff auf Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, im Junior-Amateurbereich bewegt sich die Zahl der Gewaltvorfälle zwischen vier und sechs.

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Höhere Meldebereitschaft?

Insgesamt – also die Zahlen aus dem saarländischen Herren-, Frauen- und Juniorenbereich zusammengerechnet – waren in der vergangenen Saison laut DFB bei knapp 19.000 Spielen im saarländischen Amateurfußball 23 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter von Gewalt betroffen, in der Saison davor wurden bei knapp 18.000 Spielen 25 Gewaltvorfälle gegen Unparteiische registriert.

"In Relation zu den ausgetragenen Spielen handelt es sich immer noch um eine eher niedrige Zahl", bilanziert SFV-Sprecher Michael Scholl. Dass sie sich gerade im Herrenamateurbereich über die vergangenen Jahre fast verdoppelt habe, begründet er mit einer erhöhten Meldebereitschaft.

Zahlen abschreckend für den Nachwuchs?

War der Vorfall in Fitten dann aber doch gar kein Einzelfall, wie der SFV es immer wieder betonte? "Einen signifikanten Anstieg von Angriffen dieser Dimension können wir nach wie vor nicht feststellen", so Scholl. Gleichwohl spiele das Thema Gewalt "in der Schiedsrichterausbildung und in der Kommunikation mit unseren Vereinen eine große Rolle".

Schließlich könnten sich "spektakuläre" Fälle wie diese abschreckend auf potenziellen Schiedsrichternachwuchs auswirken. Aktuell sind im Saarland zwar noch mehr als 1000 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter im Einsatz. Doch eine Reihe davon hört demnächst auf. Darum muss Nachwuchs her, um sie zu ersetzen.

Thomas Knoll, Verbandsschiedsrichter-Lehrwart vom SFV, weiß um das Risiko. Für ihn überwiegen dennoch die positiven Seiten – beim Schiedsrichterwesen lerne man, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, die nicht ausnahmslos auf Zustimmung stoßen. "Das ist später für die Schule oder im Beruf immer von Vorteil.“

Am Wichtigsten aber ist: Ohne Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter läuft im saarländischen Fußball nichts. Daher sollte es im Interesse aller sein, ihnen respektvoll zu begegnen.

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