Kinder trainieren am 17.05.2022 in der Schöneberger Sporthalle des Friedenauer TSC  Dribbling. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)

Unterstützung durch Ex-DFL-Geschäftsführer Christian Seifert Potsdamer Start-Up will Vereinsmanagement digitalisieren

Stand: 23.12.2022 11:33 Uhr

Das Management von Vereinen ist oftmals unstrukturiert. Um das zu ändern, hat der ehemalige Badminton-Profi Marc Zwiebler das Start-up "Kurabu" mitgegründet. Wie die App funktioniert und warum ein Ex-DFL-Geschäftsführer in sie investiert. Von Eddie Neupert

Der Name "Kurabu" kommt ursprünglich aus dem Japanischen und heißt so viel wie "gemeinsam, vereint, zusammen". Es sind Worte, die schon viel über die Vision des gleichnamigen Potsdamer Start-ups von Bodo Brockdorff, Santosh Dhirwani und Marc Zwiebler verraten. Anfang 2020 gründeten die drei das Unternehmen und wollen mit ihrer Software Vereinsführungen unter die Arme greifen. Dafür bieten sie eine Plattform, auf der alle Mitglieder und Stakeholder eines Vereins vernetzt sind, Daten verwaltet und Beiträge abgerechnet werden können.

Noch mehr Nutzungsmöglichkeiten geplant

Zwiebler ist selbst Ehrenamtler in vielen Vereinen. Er wisse daher, wie schwer es für die Verantwortlichen sei, alles schnellstmöglich zu bearbeiten und trotzdem am Vereinsleben teilzuhaben. "Ich habe immer mitbekommen, wie viel Arbeit Vereine aufwenden müssen, um etwa Mitgliedsanträge einzupflegen oder Spendenbescheinigungen zu erstellen. Da habe ich mir gedacht, das lässt sich digital vereinfachen."
 
Die Plattform unterscheidet zwischen der Vereinsführung und einfachen Mitgliedern. Für die Verantwortlichen steht vor allem die Verwaltung der Stammdaten und von Dokumenten im Vordergrund. Zusätzlich können sie, ebenso wie die Mitglieder, Gruppen zum Chatten, Planen und Organisieren erstellen. Außerdem ist es jedem Mitglied möglich, individuelle Daten selbst zu ändern, was wiederum zur Verringerung des analogen Schriftverkehrs führt. Weitere Features sollen folgen.

Noch keine Akzeptanz bei allen Mitgliedern

Ein Verein, der den Service des Start-ups in Anspruch nimmt, ist der SV Berliner Bären. Im Sommer 2021 sahen die Verantwortlichen die Notwendigkeit einer neuen Verwaltungssoftware und fanden "Kurabu" durch Zufall im Internet. Bei etwa 1.000 Mitgliedern sei es jedoch schwierig, jeden mit an Bord zu holen, meint der erste Vorsitzende Andreas Müller-Reichenwaller. "Die Akzeptanz beim einfachen Mitglied ist noch nicht genügend durchgedrungen." Daher sei im Vereinsleben auch noch kein deutlicher Unterschied auffällig geworden.

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Anders sieht das beim Parkour Kleinmachnow e.V. aus. Dieser hatte vergangenes Jahr eine Modernisierungsoffensive vorgenommen und kam so zur Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Start-up. Vorsitzender Jonas Schäfer sagt, dass es dadurch gelungen sei "das Vereinsleben den modernen Gegebenheiten anzupassen."
 
Das ist aber durchaus auch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Im Vergleich zu anderen Verwaltungsprogrammen sei "Kurabu" laut Schäfer etwas kostspieliger. So haben sich die Ausgaben des Parkour Kleinmachnow e.V. nahezu verdoppelt. Allerdings seien "die höheren Kosten vor allem mit Hinblick auf die Funktionen ertragbar und führen zumindest bis jetzt zu keinen Nachteilen im Hinblick auf die Entwicklungsmöglichkeiten des Vereins", sagt er.

Über 2,5 Millionen Euro in Finanzierungsrunden gesammelt

Aus nahezu allen Bundesländern habe es Anfragen von Vereinen gegeben, sagt Zwiebler. Sogar aus der Fußball-Bundesliga. Insgesamt nutzen das Angebot demnach aktuell mehrere hundert Vereine - nicht nur aus dem Sport-, sondern etwa auch aus dem Umweltschutz- oder politischen Bereich - mit mehr als 100.000 Mitgliedern. Tendenz steigend. Dementsprechend wachse auch die Firma, sagt Zwiebler. "Vor ein bisschen mehr als zweieinhalb Jahren haben wir zu dritt angefangen. Jetzt sind wir insgesamt 15 Leute."
 
Ganz von allein haben sich Zwiebler und seine Kollegen aber nicht finanziert. In mehreren Finanzierungsrunden hat "Kurabu" bereits über 2,5 Millionen Euro sammeln können. Allein in diesem Jahr waren es 1,5 Millionen Euro. Zu den Geldgebern zählt unter anderem der ehemalige DFL-Geschäftsführer Christian Seifert mit seiner Investitionsgesellschaft Reedstreet Ventures.

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Er und die anderen Investoren teilten die Vision des Unternehmens, dass Vereinsleben und Vereinsstruktur in Deutschland immer noch eine große Rolle spiele, sagt Zwiebler. Er steht mit vielen von ihnen regelmäßig in Kontakt und tauscht sich über die aktuellen Belange von "Kurabu" aus. Dennoch weiß er um das Verhältnis zu den Geldgebern: "Investoren wollen ihr Geld am besten um ein Vielfaches zurückhaben. Es ist unsere Aufgabe, zu wachsen und das Geld gut einzusetzen."