Axel Borgmann von Energie Cottbus blickt auf Logos der Regionalliga Nordost und des NOFV (Bild: IMAGO/Fotostand)

Vor dem NOFV-Verbandstag Die aktuelle Diskussion zur Regionalliga-Aufstiegsregelung im Überblick

Stand: 18.11.2022 18:41 Uhr

Die andauernden Diskussionen um die Aufstiegsregelung der Regionalligen haben in den vergangenen Monaten neue Fahrt aufgenommen. Mittlerweile steht ein Reform-Vorschlag, den auch der Nordostdeutsche Fußballverband unterstützt. Ein Überblick.

Es wird besonders ein Thema im Fokus stehen, wenn sich der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) am Samstag ab 11 Uhr am Templiner See in Potsdam trifft: die Aufstiegsregelung aus den Regionalligen in die 3. Liga. Sie wurde in den vergangenen Wochen und Monaten viel diskutiert und steht auch am Samstag einmal mehr auf der Verbandstag-Tagesordnung.

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Worum geht es?

Gegenstand der langjährigen und wieder aktuellen Diskussionen ist die Aufstiegsregelung der fünf Regionalligen in die 3. Liga. Die Problematik an ebendieser: Von den fünf Regionalliga-Meistern steigen aktuell nur vier auch in die 3. Liga auf. Die Regionalligen West und Südwest haben einen dauerhaften Aufstiegsplatz, ein weiterer wird zwischen den Ligen Nord, Nordost und Bayern rotierend vergeben. Die Meister aus den zwei verbleibenden Ligen spielen den vierten Aufsteiger in einer Aufstiegsrunde aus. Die Folge: Jahr für Jahr guckt so ein Meister der fünf Regionalligen in die Röhre und steigt eben nicht auf – zuletzt traf es in der Saison 2021/22 den BFC Dynamo.

Was geschah zuletzt?

Nun laufen einmal mehr Diskussionen um eine tiefgreifende Reform dieser Regelung. Zuletzt wurde in den vergangenen Wochen in zwei Runden diskutiert: Zunächst trafen sich Anfang November Vereinsvertreter aus den Regionalligen Nordost, Bayern und Nord, sowie der 3. Liga zu Gesprächen. Die Vereine einigten sich auf einen Reformvorschlag, der vor anderthalb Wochen in einer weiteren Gesprächsrunde auch dem Präsidium des NOFV vorgestellt wurde.
 
Dort unterstützt man mittlerweile die Pläne, sieht man die Reform sogar als unausweichlich an. "Ich betrachte es als Ungerechtigkeit und eindeutige Wettbewerbsverzerrung", sagt NOFV-Präsident Hermann Winkler im Gespräch mit rbb|24. Winkler weiß aber auch um die Schwierigkeiten der Durchsetzung, denn momentan gibt es noch viele Widerstände.

Wie sieht der erarbeitete Reformvorschlag im Detail aus?

Im Zentrum der derzeitigen Reformpläne steht eine Aufstockung der 3. Liga von aktuell 20 Mannschaften auf 22 Klubs zur Saison 2024/25. Die würde es möglich machen, zukünftig fünf, statt nur vier Auf- und Absteiger in bzw. aus der 3. Liga zu haben und somit allen Regionalliga-Meistern das Aufstiegsrecht zu garantieren. Der aktuelle Reformvorschlag sieht vor, dass zum Ende der Spielzeit 2023/24 statt vier nur drei Mannschaften absteigen, im Gegenzug aber fünf Teams aus den Regionalligen aufsteigen. Die Aufstockung wäre so erfolgt und die fünf Regionalligen blieben erhalten.

Was sagen die Vereinsverantwortlichen zu den Plänen?

Darüber, dass es Änderungsbedarf an der aktuellen Aufstiegsregelung gibt, herrscht zumindest unter den Regionalligisten aus den Ligen Nordost, Nord und Bayern große Einigkeit. "Im Sinne des fairen Fußballs kann es ja gar keine andere Lösung geben", sagt etwa der Trainer von Energie Cottbus, Claus-Dieter Wollitz. Energies Pressesprecher Stefan Scharfenberg-Hecht berichtet außerdem von einem zuletzt "sehr solidarischen" Austausch zwischen den Klubs der unterschiedlichen Ligen. Die Interessenslagen seien zwar "vielschichtig und im Detail auch Standort-abhängig", sagt Scharfenberg-Hecht, aber der Grundtenor sei der gleiche: "Man möchte es nicht mehr hinnehmen, dass drei Regionalligen benachteiligt werden."

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Was bräuchte es für eine Umsetzung der Pläne und wie realistisch ist sie?

Beschlossen werden können die angepeilten Reformen auf dem NOFV-Verbandstag am Samstag selbstverständlich nicht. Hierfür bräuchte es eine entsprechende Abstimmung auf einem Bundestag des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Der nächste ordentliche Bundestag ist für das Jahr 2025 geplant, die Möglichkeit der Einberufung eines außerordentlichen Bundestags besteht allerdings. Hierzu berechtigt sind die Regionalverbände (wie der NOFV) oder sechs gemeinschaftlich als Antragsteller auftretende Landesverbände.
 
Im Vorfeld und Rahmen eines solchen Bundestags müssten zumindest auch Großteile der süd- und westdeutschen Verbände sowie die stimmberechtigten Vertreter des DFB-Vorstands und der 3. Liga für die Reformen begeistert werden. Nur dann hätte eine Abstimmung schließlich Erfolgsaussichten. Davon, dass dies gelingen wird, ist Energies Scharfenberg-Hecht überzeugt: "Man würde diesen Vereinen ja nichts wegnehmen. Stattdessen würden alle davon profitieren, dass der Fußball gerechter wird."

Wie positioniert sich der Nordostdeutsche Fußballverband?

Der NOFV unterstützt mittlerweile voll und ganz das Anliegen der Vereine. "Ich habe mich als NOFV diesem Vorschlag angeschlossen und wir wollen jetzt gemeinsam in Gespräche gehen", macht NOFV-Präsident Hermann Winkler deutlich. Gespräche wolle er mit anderen Regionalverbänden, dem DFB und vor allem den Vertretern der 3. Liga führen. Für Letztere sei laut Winkler die Aufstockung der dritthöchsten deutschen Spielklasse nach wie vor ein "No-Go". Die Gründe seien finanzieller und spieltagstechnischer Natur, erklärt Winkler.
 
Noch im Oktober hatte der NOFV die Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestages zu diesem Thema abgelehnt. Damals hatten die Vereine, allen voran Carl-Zeiss Jena, auf einen zeitnahen Bundestag und eine dortige Kampfabstimmung gepocht. Doch der NOFV und vor allem Winkler seien sich der Mehrheitsverhältnisse bewusst gewesen. "Diese Abstimmung wäre schief gegangen. Man muss in Ruhe vorbereiten und in Ruhe Mehrheiten sammeln", sagt Winkler.
 
Bis zum 31. Mai 2023 wolle man sich nun Zeit geben, für den Antrag einer Aufstockung Mehrheiten zu sammeln. "Wenn die Ergebnisse dieser Gespräche ergeben, dass wir einen beschlussfähigen Antrag haben und wir geben den dann in den DFB-Vorstand und beschließen ihn dort, dann brauchen wir keinen Bundestag mehr", erklärt Winkler die weitere Vorgehensweise des NOFV.

Was soll der Verbandstag des NOFV bewirken?

Das große Ziel für den Samstag ist es, die Einigkeit innerhalb des NOFV in der Reform-Frage zu manifestieren. Dass diese unter den Regionalliga-Klubs bereits weitestgehend besteht, haben die vergangenen Wochen gezeigt. Nun ist der anfangs zögerliche Verband ebenfalls einverstanden mit den Reform-Plänen und steht in Person seines Präsidenten voll und ganz hinter ihnen.
 
Nicht nur bei Energie Cottbus hofft man nun, dass der Verbandstag der nächste Schritt auf dem Weg zur Einberufung eines außerordentlichen DFB-Bundestags ist. "Wir sind hoffnungsfroh, dass das zeitnah angestoßen wird", sagt Stefan Scharfenberg-Hecht.
 
NOFV-Präsident Winkler hofft, dass auf dem Verbandstag am 18. November die Vereine und der Verband bereits die Kernpunkte eines zustimmungsfähigen Antrags erarbeiten werden können. Dieser Tag kann aber nur als Startschuss für eine Reform gewertet werden, denn bis zu einer erfolgreichen Neuregelung der Regionalliga-Aufstiegsregelung ist es noch ein weiter Weg.