Jim Gottfridsson inmitten der SG-Fans

Final Four European League Gottfridssons letzte Titelchance mit Flensburg-Handewitt

Stand: 23.05.2025 10:40 Uhr

Nach zwölf Jahren verlässt Jim Gottfridsson im Sommer den Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. Beim Final Four der European League in Hamburg an diesem Wochenende will er seinen achten Titel holen. Gegner im Halbfinale am Sonnabend (15 Uhr) ist die MT Melsungen.

Von Jan Kirschner

Es war Ende März, direkt nach dem erfolgreichen Landesderby gegen den THW Kiel, als die Fans Gottfridsson in der "Hölle Nord" zu sich auf die Stehtribüne baten. Der Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt folgte dem Wunsch und diktierte kurz darauf per Megafon den Takt für die Siegesfeier.

Der 32-jährige Schwede freute sich über diese Geste der Anhängerschaft. "Ich hatte sogar etwas feuchte Augen", verriet er und ergänzte: "Ich genieße im Moment jedes Heimspiel."

Nach zwölf Jahren SG im Sommer nach Szeged

Viele sind es nicht mehr, denn Gottfridsson wird nach zwölf Jahren in Flensburg im Sommer zum ungarischen Top-Club Pick Szeged wechseln. In den ersten Juni-Tagen stehen die letzten beiden Heimauftritte - gegen die TSV Hannover-Burgdorf und den HSV Hamburg - auf dem Programm. An diesem Wochenende kämpft das Rückraum-Ass in Hamburg um die Trophäe der European League - die letzte Chance auf etwas Zählbares für seine persönliche Deutschland-Bilanz.

Sieben Titel hat Gottfridsson schon mit der SG gewonnen, darunter die Champions League (2014) und zwei Mal die deutsche Meisterschaft (2018, 2019). Auch an Hamburg gibt es positive Erinnerungen. Im Frühling 2015 schwang sich der Schwede nach einigen Monaten mit Verletzungspech zu einer großartigen Leistung im Halbfinale des DHB-Pokals auf und erzielte das entscheidende Tor gegen die Rhein-Neckar Löwen. Tags darauf eroberten die Nordlichter den "Pott".

2024: Erst Rote Karte für Gottfridsson, dann Titelfeier

Auch im vergangenen Mai bei der Hamburg-Premiere der European League war der Spielmacher natürlich dabei. Allerdings kassierte er im Endspiel gegen die Füchse Berlin kurz nach der Pause wegen eines übertriebenen Ellenbogen-Einsatzes die Rote Karte. Das hielt ihn aber nicht davon ab, nach dem Schlusspfiff mit Pokal und Fans ausgiebig den Titelgewinn zu feiern.

Fast 500 Spiele und über 1.000 Tore für die SG

Das soll auch diesmal wieder so sein, kurz vor dem Ende einer Ära. Fast 500 Spiele hat Gottfridsson für Flensburg bestritten und weit über 1.000 Tore erzielt. Sein Kontakt zur SG geht sogar über die zwölf Jahre hinaus. Denn es ist bereits eineinhalb Dekaden her, dass Ljubomir Vranjes als Team-Manager die Fühler nach dem großen schwedischen Talent ausstreckte.

"Wir trafen uns in Malmö", erinnert sich Gottfridsson. "Er hatte ein Trikot von Lasse Svan und ein Vereinsmagazin mit und erzählte mir von den Zielen der SG." Schon zwei Jahre vor dem Transfer tauchte das Handball-Juwel in Kristianstad im Flensburger Trainingslager auf. Fast hätte es schon 2012 mit einem Wechsel geklappt, doch der Vertrag in Ystad versperrte diese Option.

Unter Krickau häufig nur auf der Bank

Gottfridsson war über Jahre einer der absoluten Leistungsträger und stand in aller Regel in der Startaufstellung. Das änderte sich, als der Däne Nicolej Krickau vor knapp zwei Jahren Trainer bei den Flensburgern wurde. Die große Wertschätzung spürte der schwedische Spielmacher nun nicht mehr.

Gottfridsson unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag bei Pick Szeged. "Ich habe das Gefühl, dass mein Körper die Belastung in der Bundesliga nicht mehr so ohne Weiteres mitmacht, diese Liga ist wirklich brutal", erklärt er heute. "Außerdem fand ich, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sportlich noch einmal etwas zu probieren."

Zu seinen Erwartungen an das Final Four, bei dem im zweiten Halbfinale Landesrivale THW Kiel auf HB Montpellier trifft, äußert sich Gottfridsson knapp, aber deutlich: "eine volle Halle, geile Spiele und viele SG-Fans." Die pilgern laut Vereinsangaben in vierstelliger Zahl an die Elbe. Flensburgs scheidende Handball-Größe hätte nichts gegen eine gemeinsame Feier im Anschluss an die Siegerehrung - so wie im vergangenen Mai.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 24.05.2025 | 17:17 Uhr