
Playoff-Halbfinale in der 2. Liga Pro A Gießen 46ers schocken Science City Jena - Totgesagte leben länger
Die Gießen 46ers liegen im ersten Playoff-Halbfinalspiel in Jena scheinbar hoffnungslos zurück. Dann setzen die Mittelhessen ein Statement, das sie auch durch die restliche Serie tragen soll.
Was genau Robin Benzing nach der Schlusssirene in Jena am Donnerstagabend gesagt hat, ist nicht überliefert. Der Kapitän der Gießen 46ers plusterte seinen ohnehin schon eindrucksvollen 2,10-Meter-Körper auf, deutete immer wieder auf das Parkett und schrie seine Emotionen heraus. Die Botschaft war klar: Die angeblich uneinnehmbare Festung Jena gehört jetzt den 46ers. Gießen klaute Spiel eins der Playoff-Halbfinalserie mit 84:80.
Die Mittelhessen sind der Underdog in dieser Serie gegen Science City Jena. Die Thüringer, Tabellenerster der Hauptrunde und Aufstiegsaspirant Nummer eins, zeigten am Donnerstag, warum sie in dieser 2. Basketball-Liga Pro A in jedem Spiel Favorit sind. Jena startete mäßig in die Partie, fand immer besser rein und übernahm irgendwann vollends die Kontrolle. Knapp sieben Minuten vor Schluss führte das Team von Trainer Björn Harmsen mit 16 Punkten Vorsprung.
Ein Spiel, an das man sich lange erinnert
"Jena hat so gespielt, wie man es vom Tabellenersten erwartet: sehr aggressiv, mit viel Kontakt. Da hat es so ausgesehen, als ob wir so verlieren wie beim letzten Mal hier", gab auch 46ers-Coach Frenkie Ignjatovic auf der Pressekonferenz nach der Partie zu. Doch im Schlussviertel legte sein Team den Schalter tatsächlich noch einmal um. "Das ist eines der Spiele, an das sich die Leute auch nach einigen Jahren noch erinnern", ist sich Ignjatovic sicher.
Ein technisches Foul gegen Jena war der Startschuss einer unglaublichen Aufholjagd. Die Mittelhessen erzielten 20 Punkte am Stück, hielten die Gastgeber defensiv in Schach. "Das, was im letzten Viertel passiert, ist das, warum wir den Sport lieben", findet Ignjatovic. Sein Jenaer gegenüber war da sicherlich anderer Meinung.
McClain dreht auf, Benzing bleibt cool
Dass Gießen tatsächlich mit einer 1:0-Serienführung zurück nach Mittelhessen reist, haben sie auch Kevin McClain zu verdanken. Der Shooting Guard, der in der Schlussphase der regulären Saison wegen eines hartnäckigen Infekts rund vier Wochen pausieren musste, war mit 15 Punkten bester Werfer der Gäste. Neun seiner 15 Punkte erzielte er im Schlussviertel.
Für die Entscheidung sorgte dann Kapitän Benzing, der zwei Sekunden vor Schluss Nervenstärke bewies und beide seiner zwei Freiwürfe im Jenaer Korb versenkte. "Es war nur ein erster von drei Schritten", trat der 36-Jährige etwas später zwar auf die Euphoriebremse, es war aber ein ganz wichtiger. "Am Samstag werden die Karten zwar neu gemischt, wir haben es aber zumindest geschafft, in ihre Köpfe zu kommen", ergänzte Flügelspieler Luis Figge richtigerweise.
Noch zwei Siege fehlen den 46ers, um die "Best-of-five"-Serie zu gewinnen und damit in die Bundesliga aufzusteigen. Spiel zwei steigt am Samstag (19.30 Uhr) in der Gießener Osthalle. In Mittelhessen hoffen sie, dass Robin Benzing auch nach diesem Spiel wieder Grund hat, stolz auf den Hallenboden zu zeigen.
Spiel 3: Dienstag, 20.05., 19.30 Uhr (in Jena)
Spiel 4 (falls nötig): Donnerstag, 22.05., 20 Uhr (in Gießen)
Spiel 5 (falls nötig): Samstag, 24.05., 20 Uhr (in Jena)