Ärger bei Eintracht-Trainer Dino Toppmöller

Endspiel um die Champions League Frankfurt droht ein Kollaps auf mehreren Ebenen

Stand: 14.05.2025 10:32 Uhr

Für Eintracht Frankfurt steht beim SC Freiburg nicht weniger als die ganze Saison auf dem Spiel. Die Verantwortlichen sind zwar um Ruhe bemüht, ein Abrutschen auf Platz fünf hätte aber verheerende Folgen.

Wir beginnen diesen Text mit einem absolut unrealistischen Szenario. Stellen Sie sich vor, Sie hätten die vergangenen neun Monate auf einer einsamen Insel ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt verbracht und wären Anfang dieser Woche wieder in Frankfurt gelandet. In ersten Gesprächen mit Freunden, Verwandten oder Wildfremden geht es irgendwann, so ist das nun mal in Hessen, auch um die Eintracht. Doch irgendetwas stimmt nicht.

Schnell fallen die Worte Endspiel, Freiburg und Versagensängste. Das Gefühl, das Sie umschleicht, kennen Sie noch von früher. Die Stadt, der Club und das Umfeld wirken irgendwie nervös, es liegt etwas Bedrohliches in der Luft. Ihre ersten Gedanken: Stecken die echt schon wieder im Abstiegskampf? Wie konnte das denn passieren?

Großer Jubel - oder doch die Katastrophe?

Um wieder in der Wirklichkeit anzukommen: So schlimm ist es um Eintracht Frankfurt aktuell natürlich längst nicht bestellt. Das Team von Trainer Dino Toppmöller hat am Samstag (15.30 Uhr) in Freiburg immer noch die sehr große Chance, diese Spielzeit zu einer der besten der Vereinsgeschichte zu machen. Das Problem dabei: Es fühlt sich derzeit komplett anders an. Für die Eintracht steht im Breisgau die ganze Saison und noch etwas mehr auf dem Spiel. Die Hessen können viel gewinnen, sie können aber auch sehr, sehr viel verlieren. Feels like Abstiegskampf.

Klar: Sollte die Eintracht dem Sport-Club wirklich unterliegen und am letzten Bundesliga-Spieltag auch noch von Borussia Dortmund überholt werden, gäbe es immer noch den Trostpreis Europa League. Es gab Zeiten, und die sind noch nicht allzu lange her, da wurde die Qualifikation für diesen Wettbewerb wie eine kleine Meisterschaft gefeiert. Ganz offiziell, das betont Sportvorstand Markus Krösche seit Wochen und Monaten, wäre das Saisonziel damit sogar erreicht. Realistisch betrachtet wäre das Verspielen der Champions League jedoch eine sportliche Katastrophe.

Der Druck liegt auf der Eintracht

Die Eintracht, die seit dem neunten Spieltag durchweg auf Platz zwei, drei oder vier stand, könnte am Samstag in neue Sphären eindringen. Die Königsklasse wäre finanziell ein Quantensprung, sich über die Liga zu qualifizieren hätte noch einmal eine andere Qualität als mit dem Europa-League-Sieg 2022. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Nach dieser Spielzeit, in der mit RB Leipzig und Borussia Dortmund gleich zwei absolute Topteams strauchelten und sich lange Zeit kein ernsthafter Verfolger herauskristallisierte, muss man einfach zuschlagen. Die Hessen hatten bereits mehrere Matchbälle, einer ist ihnen jetzt noch verblieben.

Die Krux daran: Anders als im Tennis gilt das jetzt auch für den Gegner. Der SC Freiburg kann sich mit einem Sieg selbst krönen, der Eintracht droht hingegen der Last-Minute-Knockout. So ist die derzeitige Gefühlslage, und genau deshalb liegt der Druck ganz klar auf der Eintracht. Zweifel, dass der von Niko Kovac aufgepäppelte BVB gegen Absteiger Holstein Kiel den erforderlichen Sieg mit zwei Toren Abstand holt, gibt es zudem nach den vergangenen Wochen nur noch in homöopathischer Dosis. Die anderen Teams können etwas gewinnen, die Eintracht muss etwas gewinnen. Eine prekäre Ausgangslage.

Champions League wichtig für den Kader

Was die Sache zusätzlich verkompliziert: Für die Eintracht geht es am Samstagnachmittag nicht nur um das Vermeiden von emotionalen und sportlichen Scherben sowie sehr viel Geld. Das Verpassen der Königsklasse hätte auch erhebliche Auswirkungen auf den Kader. Dass Hugo Ekitiké eine weitere Saison in Frankfurt bleibt, ist ohnehin nur Wunschdenken. Auch Hugo Larsson, der sich persönlich sehr wohlfühlt bei der Eintracht, wäre wohl nur schwer für die Europa League zu begeistern. Die Flirts mit Jonathan Burkardt und Ritsu Doan könnten zudem ohne ein strahlendes Champions-League-Lächeln wohl nur Flirts bleiben.

Eben noch der heißeste und aufstrebendste Club Deutschlands, jetzt nur noch einer von vielen Guten. Auch das Standing der Eintracht könnte am Samstag Kratzer abbekommen.

Man darf es nicht vergessen: Es fehlt genau ein Punkt

Sportvorstand Krösche und Trainer Toppmöller versuchten nach dem enttäuschenden 2:2-Remis gegen St. Pauli am Sonntagabend verständlicherweise alles, um die Stimmung rund um die Eintracht wieder etwas zu beruhigen und die Mannschaft zu entlasten. Hinter den Kulissen ist die Anspannung vor dem Finale um die Königsklasse aber groß. Selbst der lange zu Recht gefeierte Toppmöller müsste sich im Fall der Fälle wohl einige kritische Fragen gefallen lassen.

Dass die Eintracht in dieser Saison tatsächlich noch einmal zittern muss, befürchteten vor ein paar Wochen wirklich nur die größten Pessimisten. Dass die ganze Saison nun am seidenen Faden hängt, haben sich die Hessen selbst zuzuschreiben. Wie doch noch alles gut werden kann? Eintracht Frankfurt benötigt beim SC Freiburg einfach nur einen einzigen Punkt. Ein unrealistisches Szenario ist das nun wirklich auch nicht.