Jubel bei Ekitike, Koch und Knauff von Eintracht Frankfurt

Koch soll bleiben, Ekitiké-Verbleib unwahrscheinlich Eintracht Frankfurt steht vor einem arbeitsreichem Transfer-Sommer

Stand: 23.05.2025 10:16 Uhr

Auch nach dieser Saison wird sich das Gesicht von Eintracht Frankfurt ändern. Kaderplaner Markus Krösche will den Umbruch zwar kleinhalten, Arbeit kommt aber auf fast allen Positionen auf ihn zu. Hugo Ekitiké ist wohl nicht zu halten.

Von Mark Weidenfeller

Im Grunde ist die Transferpolitik von Eintracht Frankfurt denkbar einfach. Junge Spieler holen, entwickeln, teurer verkaufen. "Wir haben immer einen Dreijahresplan", erklärte Sportvorstand Markus Krösche am Donnerstag. Im ersten Jahr sollen sich die Talente akklimatisieren, im zweiten performen, im dritten einen großen Schritt nach vorne machen und auf dem Peak ankommen. Dann folgt entweder ein Verkauf oder ein langfristiger Vertrag. Geld oder Vereinslegende.

Hin und wieder gibt es jedoch auch Profis, die diesen Plan sprengen. Omar Marmoush war so ein Beispiel, auch Randal Kolo Muani, jetzt ist es Hugo Ekitiké. Der französische Stürmer könnte der dritte Angreifer in Folge sein, der einen Jackpot in die Frankfurter Kassen spült. Nach 95 Millionen Euro für Kolo Muani und 80 Millionen Euro für Marmoush ist es nicht unwahrscheinlich, dass Ekitiké sogar die 100-Millionen-Euro-Grenze knacken wird. Ein Verbleib scheint aktuell nahezu ausgeschlossen.

Ekitiké ist zu Höherem berufen

"Es kommt euch vermutlich zu den Ohren raus", leitete Krösche passend dazu einen Satz ein, den er schon bei Marmoush immer wieder gesagt hatte: "Wenn sich ein Spieler schneller entwickelt als der Verein, dann müssen und werden wir Lösungen finden." Nun spielt die Eintracht zwar in der kommenden Saison in der Champions League, Ekitiké möchte diese Bühne aber offenbar lieber mit einem Topclub betreten. Krösche bescheinigte dem 22-Jährigen zwar, erst 50 bis 60 Prozent seines Potenzials ausgeschöpft zu haben. Auch das ist jedoch eher ein Argument für einen Abschied. Ekitiké ist zu Höherem berufen.

Noch kann in diesem Fußballgeschäft natürlich ein Wunder passieren und Ekitiké doch bleiben. Dass schon bald ein zahlungskräftiger Club wie der FC Chelsea, der FC Arsenal oder der FC Liverpool die Schatulle öffnet, ist aber das wahrscheinlichere Szenario. Die Eintracht wird, schon wieder, den Besten verlieren und ein ordentliches Schmerzensgeld kassieren. Der entscheidende Unterschied zu Marmoush: Für das Werkeln am Kader und das Reinvestieren des Geldes bleibt deutlich mehr Zeit. Krösche kann loslegen, und hat dies natürlich längst getan.

Koch-Verbleib auf der Prio-Liste ganz oben

Priorität hat, das wurde auf der Saisonabschluss-Pressekonferenz klar, zunächst die Bestands-Sicherung. Im Tor geht Kevin Trapp als klare Nummer eins in die kommende Saison. Kaua Santos, der nach seinem Kreuzbandriss konservativ behandelt wird und in absehbarer Zeit wieder auf dem Rasen erwartet wird, bleibt sein Herausforderer. Jens Grahl steht als Backup bereit. "Da werden wir nichts ändern", so Krösche. Neuzugänge sind auf dieser Position nicht geplant.

Etwas komplizierter gestaltet sich die Sache in der Abwehr: Führungsspieler und Abwehrchef Robin Koch, der eine Ausstiegsklausel in Höhe von etwa 20 Millionen Euro besitzt und von Leverkusen umworben wird, soll unbedingt bleiben und seinen Vertrag sogar verlängern. "Unser Ziel ist es, ihn langfristig an uns zu binden", unterstrich Krösche. "Dabei geht es natürlich auch um Geld." Heißt: Koch will sich seine zentrale Rolle im Team vergolden lassen, die Avancen aus Leverkusen kommen da nicht ungelegen und steigern den Wert. Klar ist: Der Nationalspieler ist als feste Säule eingeplant, die Eintracht ist bereit, sich zu strecken. Wenn er bleibt, ist alles gut. Wenn Koch geht, wäre das aber nicht nur menschlich eine Enttäuschung. Krösche müsste in jedem Fall nachlegen und einen Nachfolger finden. Keine leichte Aufgabe.

Etwas entspannter ist die Lage bei Tuta: Auch mit dem hin und wieder etwas wankelmütigen Brasilianer befindet sich die Eintracht im Austausch, angestrebt wird eine baldige Lösung und eine Fortführung des Engagements. Zusammen mit der fest eingeplanten Rückkehr von Leihspieler Elias Baum von der SV Elversberg wäre die Abwehr dann schon sehr gut aufgestellt. Ein weiterer Innenverteidiger wäre aber auch nicht ausgeschlossen.

Doan könnte Mittelfeld beleben

Die spannendste Personalie im Mittelfeld ist mit Sicherheit Hugo Larsson. Bei einem Abrutschen auf Platz fünf wäre der Schwede nur schwer zu halten gewesen. Dank der Königsklasse dürfte zumindest der Wunsch des Spielers nach einer Veränderung aktuell aber nicht sehr groß sein. Auch bei Larsson gilt: Sobald ein Club mit den großen Scheinen wedelt, wird es schwierig, ein Abschied ist aber keineswegs eingeplant. Hinzukommt, dass Krösche am Donnerstag noch einmal klarmachte, nichts zu verschenken zu haben. Wenn die Eintracht einen Preis aufruft, dann wollen sie diesen auch haben.

Der Sportvorstand stellte zudem klar, dass Can Uzun alle Erwartungen erfüllt habe und in der kommenden Spielzeit den nächsten Schritt machen soll. Paxten Aaronson, der beim FC Utrecht durchgestartet ist, erhält eine Bewährungschance. Junior Dina Ebimbe bekommt diese definitiv nicht mehr, der Franzose soll verliehen oder verkauft werden.

Ob Ritsu Doan, der im letzten Saisonspiel gegen die Eintracht traf, schon bald Tore für die Hessen erzielen wird, verriet Krösche indes erwartungsgemäß nicht. Sein mit einem Grinsen garnierter Standardsatz, dass der Japaner "ein guter und interessanter Spieler" sei, lässt aber tief blicken. Doan ist auf der Liste der Eintracht ganz oben und soll die Power auf der Außenbahn erhöhen. "Er hat sicher nicht die schlechtesten Bewerbungsunterlagen", so Krösche.

Warten auf Burkardt, Hoffen auf Wahi

Und wie sieht es im Sturm aus? Im in den vergangenen Jahren immer flutschenden vorderen Mannschaftsteil gibt es aktuell noch die größten Fragezeichen. Die sich abzeichnende Ekitiké-Lücke soll möglichst Jonathan Burkardt schließen. Der Mainzer, der am Donnerstag überraschend nicht für die Nationalmannschaft berufen wurde, ist und bleibt der Wunschkandidat. Sicher ist der Wechsel aber weiter nicht.

Große Hoffnungen liegen zudem weiter auf Elye Wahi. Der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte, der im hr-Abschlusszeugnis nur knapp an einer 6 vorbeischrammte, soll den Reset-Knopf drücken und in der kommenden Saison zum Faktor werden. "Er hatte keine leichte Zeit, der Druck war hoch", nahm Krösche seinen Schützling in Schutz. Da Wahi fleißig Englisch lerne und immer besser im Team integriert sei, soll aber schon bald alles besser werden. "Er wird seine Fähigkeiten noch zeigen. Er wird noch Tore machen und Tore vorbereiten."

Die Zweifel, dass Wahi wirklich den Turnaround schafft, sind aktuell groß. Der Transferplan der Hessen kann aber eben auch nicht immer aufgehen.