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Nationalspieler wieder im Training Eintracht Frankfurt: Mario Götze rutscht in Chefrolle

Stand: 26.07.2023 16:43 Uhr

Der mittlerweile 31 Jahre alte Mario Götze ist vor seiner zweiten Saison bei Eintracht Frankfurt bereit für den nächsten Schritt und will sich mit guten Leistungen für die EM 2024 empfehlen. Trainer Dino Toppmöller traut er einiges zu.

Von Mark Weidenfeller aus Windischgarsten

Nach dem Nachmittagstraining am Montag schnappte sich Dino Toppmöller Mario Götze zu einem Vier-Augen-Gespräch. Der neue Trainer von Eintracht Frankfurt und der inzwischen 31 Jahre alte Mittelfeld-Spieler suchten sich am Rande des Platzes ein ruhiges Plätzchen und unterhielten sich minutenlang sehr vertieft. Über die Inhalte des Plauschs ist zwar nichts bekannt, aus der Ferne betrachtet wirkte die Unterhaltung aber wie ein Gedankenaustausch unter Führungskräften: Der Chef fragt einen seiner wichtigsten Angestellten nach seiner Meinung.

Götze ist gereift und bereit für den nächsten Schritt

Götze, das zeichnet sich im Trainingslager in Windischgarsten ab, wird in seiner zweiten Saison bei der Eintracht eine noch wichtigere und zentralere Rolle einnehmen und könnte so der verlängerte Arm des Trainers werden. Der Weltmeister-Macher von 2014, der nach überstandenem Infekt mittlerweile wieder voll mitmischt und seine besondere fußballerische Klasse schon einige Male aufblitzen ließ, soll und will die Mannschaft führen. "Ich möchte mehr Verantwortung übernehmen", betonte Götze am Mittwoch. "Ich will vorneweg gehen."

Anders als in der vergangenen Saison, als Götze zwar vor allem in der Hinrunde sensationelle Leistungen zeigte, insgesamt aber erst einmal seinen Platz im Team und der teaminternen Hierarchie finden musste, gehört er nun zu den arrivierten Kräften. "Ich werde auch versuchen, vor allem den jüngeren Spielern zu helfen", versprach er. Das Zeug dazu hat er trotz seines aufbrausenden Temperaments, das ihm im vergangenen Jahr insgesamt fünf Gelbe Karten wegen Meckerns bescherte, allemal.

Das frühere Jahrhunderttalent, das spürte man auch auf der Pressekonferenz im schmucken Mannschaftshotel, hat sich nämlich nicht nur sportlich von einem Draufgänger zu einem Strategen entwickelt. Götze ist auch menschlich gereift. Der bald zweifache Familienvater, der mit besonderer Vorliebe Begriffe wie "performanceabhängig" oder "Challenges" benutzt, beantwortete die Fragen der Journalisten in aller Seelenruhe und mit sehr gewählter Ausdrucksweise. Götze ist kein Sprücheklopfer, seine Ansprüche sind dennoch hoch: "Ich will Höchstleistung bringen."

Toppmöllers Spielweise passt zu Götze

Gut für Götze: Die Ideen und der Ansatz von Toppmöller dürften ihm bei diesem Vorhaben in die Karten spielen. Im Gegensatz zu Vorgänger Oliver Glasner, der erst einmal auf eine stabile Defensive setzte, denkt der ehemalige Stürmer Toppmöller primär an das Kreieren von eigenen Chancen und das Erzielen von Toren. "Er legt den Fokus und den Schwerpunkt eher auf die Offensive", so Götze. "Ich sehe das sehr, sehr positiv." Bei den Testspielen hakte es bei der Umsetzung von Toppmöllers Ideen zwar noch gewaltig, nach gerade einmal zwei gemeinsamen Wochen ist das aber wohl nicht außergewöhnlich. "Wir Spieler müssen uns darauf noch einstellen."

Wie lange es dauern wird, bis die Mannschaft die Ideen von Toppmöller komplett verinnerlicht hat, ist aktuell schwer einzuschätzen. Götze, der auf einer der beiden offensiven Positionen im zentralen Mittelfeld fest eingeplant ist und vor Dauerläufer und Taktgeber Ellyes Skhiri für besondere Momente sorgen soll, ist von der neuen Philosophie von Trainer Toppmöller jedenfalls angetan. "Er kann uns auf ein neues Level heben", unterstrich er. Vor allem in den Trainingseinheiten am Dienstag und Mittwoch war eine deutliche Steigerung dann auch erkennbar. Die Eintracht und Toppmöller finden langsam zusammen, jetzt beginnt die heiße Phase der Vorbereitung.

Götze hat EM im Hinterkopf

Dass es langsam ernst wird, beweist ein Blick in den Kalender: Bis zum Auftakt im DFB-Pokal ist noch etwas mehr als zwei Wochen Zeit, eine Woche später startet dann schon die Bundesliga. "Wir freuen uns drauf", betonte Götze, der insgeheim aber noch einen anderen Wettbewerb vor Augen hat.

Der 66-fache Nationalspieler, der zuletzt bei den Länderspielen im Juni nicht berücksichtigt worden war, das er aber mit Bundestrainer Hansi Flick so abgesprochen hatte, hofft neben einer guten Saison mit der Eintracht auch auf ein Comeback in der DFB-Elf und eine Nominierung für die anstehende Heim-EM.

"Für die Nationalmannschaft zu spielen, ist für mich immer eine große Ehre. Die Europameisterschaft in Deutschland ist natürlich etwas Besonderes", blickte Götze in die Zukunft und spannte dann aber direkt wieder den Bogen zur Gegenwart. "Mein ganzer Fokus liegt aktuell auf der Vorbereitung, mein ganzer Fokus liegt auf Eintracht Frankfurt." Trainer Toppmöller wird wieder einmal aufmerksam zugehört haben.

Pressekonferenz mit Mario Götze in voller Länge