Dino Toppmöller beim Eintracht-Aufstieg 2003

Neuer Cheftrainer mit Spieler-Vergangenheit in Frankfurt Dino Toppmöller kennt das ganz große Eintracht Frankfurt Drama als Spieler

Stand: 12.06.2023 13:23 Uhr

Es ist fast genau 20 Jahre her. Da verwandelte sich das Waldstadion beim 6:3-Sieg gegen Reutlingen und dem dramatischen Bundesliga-Aufstieg in ein Tollhaus. Mittendrin als Spieler damals: der neue Eintracht-Trainer Dino Toppmöller.

Von Carsten Schellhorn

Die Geschichte von Eintracht Frankfurt ist reich an sportlichen Dramen. Locker in die Top 20 schafft es das Aufstiegs-Dama 2003, bei dem der neue Chef-Trainer Dino Toppmöller als Stürmer mittendrin war: Beim 6:3-Sieg Ende Mai 2003 am letzten Zweitliga-Spieltag gegen den SSV Reutlingen, als die Eintracht nur aufgrund eines einzigen Tores Vorsprung in die Bundesliga aufstieg, stand Toppmöller in der Startelf. Die Eintracht lieferte sich damals ein Aufstiegs-Fernduell mit Mainz 05 und dessen Coach Jürgen Klopp, die parallel 4:1 in Braunschweig siegten.

Kurz vor Schluss fehlten der Hessen für den Aufstieg noch zwei Tore. Die dann fielen: erst das 5:3 durch Bakary Diakité (90.), dann in der dritten Minute der Nachspielzeit das erlösende 6:3 durch Alexander Schur. Das ausverkaufte Waldstadion wurde zum Tollhaus. Toppmöller saß da schon ausgewechselt draußen. Oder vielmehr: Er stand vor der Bank und fieberte mit. Nach dem Spiel gestand Toppmöller damals im hr-Interview: "Ich war innerlich schon ganz woanders, ich habe schon getrauert und dann hat die Mannschaft noch Großartiges geleistet. Und dann ist das Unmögliche wirklich wahr geworden mit den super Fans hier."

Als der Abpfiff ertönte, gab es kein Halten mehr, alle jubelten wild durcheinander. Minuten, in denen die Eintracht Toppmöller tief in sein Herz schoss. "Es war unglaublich. Wir sind alle auf den Platz gerannt nach dem Tor. Die Gefühle kann man gar nicht beschreiben." Allerdings kannte Dino Toppmöller die Eintracht und ihre große Emotionalität zu diesem Zeitpunkt schon sehr gut. Als damals Dreizehnjähriger war Dino in der Saison 1993/94 oft im Waldstadion, als sein Vater Klaus Toppmöller die Eintracht trainierte.

Dino Toppmöller schoss die Eintracht Richtung Aufstieg

Beim legendären 6:3 gegen Reutlingen blieb Toppmöller übrigens ohne Treffer. Doch dass es überhaupt zu diesem dramatischen Saisonfinale mit Happy End kam, hat die Eintracht dann doch Toppmöller zu verdanken. Der damals 22-Jährige wuchs nämlich in der Woche zuvor beim Spiel in Oberhausen über sich hinaus. Toppmöller erzielte beim 2:0-Sieg in Oberhausen beide Eintracht-Tore. Was insofern bemerkenswert ist, als dass er in den 17 Saison-Einsätzen davor insgesamt nur einmal getroffen hatte.

Doch der Doppelpack reichte. 7.000 mitgereiste Eintracht-Fans feierte ihren Dino nach dem Abpfiff frenetisch. Toppmöller hat also in nur einer Saison als Eintracht-Spieler die ganze Gefühls-Bandbreite inhalieren können. Für den heute 42-Jährigen ist das damals Erlebte ein emotionaler Glücksfall.

Dino Toppmöller nach Sieg und zwei Toren in Oberhausen

Tausende Eintracht-Fans feiern Toppmöller nach seinen Toren 2003 in Oberhausen

"Als Spieler durfte ich 2003 im damaligen Waldstadion beim 6:3 gegen Reutlingen auf dem Platz stehen und den Aufstieg feiern. Nun als Cheftrainer zurückzukehren zu diesem Klub mit seiner großartigen Emotionalität und seinen einzigartigen Fans im Herzen von Europa, bedeutet für mich Ehre und Herausforderung zugleich. Ich bin sicher, wir werden auch künftig gemeinsam tolle Fußballfeste erleben.“ Ein Versprechen, welches die Fans gerne hören werden.

Die Rückkehr nach 20 Jahren: Toppmöller trifft auf eine Eintracht im Umbruch

Toppmöller wird rund um den Trainingsstart am 10. Juli erstmals offiziell als Eintracht-Trainer in Frankfurt aufschlagen. Er bringt zwei Co-Trainer mit, die ihm sehr vertraut sind. Zum einen wird Nélson Morgado vom französischen Erstligisten AS Monaco an den Main wechseln. Der Portugiese arbeitete bereits in Luxemburg mit Toppmöller zusammen und wird schwerpunktmäßig das Thema Analyse im Trainerteam verantworten. Zudem kommt Erwin Bradasch aus Luxemburg. Bradasch war zuvor als Co-Trainer von Toppmöller in Virton und Düdelingen tätig. Torwart-Trainer bleibt Jan Zimmermann.

Welche Spieler Toppmöller am 10. Juli in Frankfurt begrüßen darf, ist indes - naturgemäß - noch nicht ganz klar. Verteidiger Evan N'Dicka, Daichi Kamada und Almamy Touré verlassen die Eintracht, Torjäger Randal Kolo Muani, Jesper Lindström und andere sind Wechselkandidaten. Drei Neuverpflichtungen für die neue Saison konnte die Eintracht bereits vermelden: Stürmer Omar Marmoush kommt vom VfL Wolfsburg, Mittelfeldspieler Hugo Larsson von Malmö FF und Innenverteidiger Willian Pacho von Royal Antwerpen.

Aber für Toppmöller wird bei der Eintracht eh zunächst einmal vieles neu sein. Auch wenn er als Co-Trainer von Bayern München seine damalige Mannschaft auf die Spiele gegen Eintracht Frankfurt vorbereitete. Und natürlich auch die Erfolgs-Story der Eintracht verfolgt hat ("Die Entwicklung von Eintracht Frankfurt in den letzten Jahren war beeindruckend"). Gut 20 Jahre nachdem Toppmöller das Trikot mit dem Adler auszog und nach Aue wechselte, ist er ab Juli wieder ein Eintrachtler.