Alexander Brunst

Märchenhafter Aufstieg von Brunst Darmstadt-98-Debütant Brunst: Der Bundesliga-Torwart, der früher nicht fangen konnte

Stand: 27.11.2023 14:29 Uhr

Lilien-Torhüter Alexander Brunst kam mit schweren motorischen Einschränkungen auf die Welt und konnte lange nicht mal greifen. Dass er nun bei Darmstadt 98 sein Bundesliga-Debüt feierte, ist der Höhepunkt einer unglaublichen Geschichte.

Dass Fußballprofis nach ihrem ersten Einsatz in der Bundesliga gerne mit glasigen Augen von in Erfüllung gegangenen Träumen berichten, ist ebenso verständlich wie alltäglich. Jeder hat irgendwann mal klein angefangen und im Garten oder auf der Straße zum ersten Mal gegen den Ball getreten. Jahre voller intensiver Trainingseinheiten und zahlreicher Taxi-Fahrten der Eltern später spielt der Bub dann plötzlich in den großen Arenen vor einem Millionenpublikum. Solche Geschichten schreibt nur der Fußball.

Brunst: "Hatte keine einfache Kindheit"

Die Geschichte, die Lilien-Torhüter Alexander Brunst nach seiner Bundesliga-Premiere am Samstag in Freiburg (1:1) erzählte, ist im Vergleich zu den üblichen Erfolgs-Stories dann aber doch außergewöhnlich und gleicht einem Märchen. "Ich hatte keine einfache Kindheit. Ich bin geboren mit Fein- und Grobmotorik glatt Null", erzählte der Torhüter von Darmstadt 98 sichtlich bewegt in der Mixed Zone. "Ich konnte keinen Ball fangen, Greifen war ganz schwierig. Ich musste mir alles erarbeiten."

Während andere Fußballer ihr Talent sprichwörtlich in die Wiege gelegt bekommen und irgendwann merken, dass sie einfach besser sind als der Rest, scheiterte Brunst in seiner Jugend schon am Alltag. "Es kamen auch Ängste dazu, ich konnte nicht allein sein", so Brunst. Ein Bundesliga-Torhüter, der früher keinen Ball festhalten konnte und erst einmal das kleine Einmaleins des Lebens lernen musste. Es gibt Karrieren, die sind vorgezeichnet. Und es gibt den Lebensverlauf von Brunst. "Heute sieht man, was alles möglich ist. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl."

Brunst lässt einen springen

Brunst, der zwölf Jahre lang mit Ergotherapie an seinen motorischen Schwächen arbeitete und dann tatsächlich in der Jugend des Hamburger SV landete, nutzte den großen Moment am Samstagabend dann auch, um ein paar Worte an seine Familie zu richten: "Meine Mutter ist überall mit mir hingefahren und hat mit mir gearbeitet. Riesendank an meine Familie." Dass Brunst nur wegen der Verletzung von Stammkeeper Marcel Schuhen überhaupt ins Team gerückt war und womöglich am Freitag im Heimspiel gegen den 1. FC Köln wieder auf der Bank sitzen muss, war am Ende nur eine Randnotiz.

Und ganz am Ende des Abends wurde Brunsts Debüt dann doch wieder etwas normaler. Wie jeder andere Bundesliga-Neuling auch wird der 28-Jährige einen ausgeben und die gesamte Mannschaft einladen müssen. "Ich muss auf jeden Fall zahlen, das wird teuer", so Brunst. "Aber das zahle ich gerne."

Highlights: SC Freiburg - SV Darmstadt 98