Jamal Musiala (l.) erzielt das zweite Tor seiner Mannschaft.

34. Spieltag Drama in Köln: Die Rückkehr der Dusel-Bayern

Stand: 28.05.2023 12:22 Uhr

Was war das für ein Drama zum Abschluss der Bundesliga: Der FC Bayern sichert sich in letzter Minute in Köln den Titel - und macht wieder einen Westklub zum "Meister der Herzen".

Von Johannes Kirchmeier

Der FC Bayern München ist deutscher Meister. Und er ist es auf die ganz alte Art: Die Münchner haben wieder einmal eine Mannschaft aus dem Ruhrgebiet zum "Meister der Herzen" gemacht. Nachdem der FC Schalke 04 2001 dran glauben musste, haben die Bayern 22 Jahre später dessen ärgsten Lokalrivalen Borussia Dortmund kurz vor dem Ende noch abgefangen.

In Erinnerung an den Verteidiger Patrik Andersson, dem Schützen des indirekten Freistoßes von Hamburg 2001, nahm sich nun in der 89. Minute beim 1. FC Köln Jamal Musiala ein Herz und traf von der Strafraumkante mitten rein ins Münchner Glück - und ins Herz der Dortmunder. 2:1 (1:0) gewannen die Münchner damit beim 1. FC Köln, während Dortmund daheim gegen Mainz patzte.

"Mia-san-Mia"-Selbstverständnis wieder da

Dieses Tor, es war für das "Mia-san-mia"-Selbstverständnis des Vereins von unschätzbar hohem Belang. Schließlich sind die Münchner endlich wieder einmal als früher so oft verschriene "Dusel-Bayern" in Erscheinung getreten. Ganz anders als in den vergangenen Wochen. Immer wieder hatten sie ihre Führungen verspielt, galten als schlagbar. Nun kamen sie zurück.

Denn es sah ja auch in Köln danach aus, dass die Führung von Kingsley Coman aus der ersten Hälfte wieder nicht reicht, als der Effzeh zehn Minuten vor dem Spielende per Elfmeter ausglich. Dann aber trat Musiala an - und dem in den vergangenen Wochen so zäh spielenden Mittelfeldmann gelang nach langer Zeit wieder mal ein feiner Abschluss.

Video: BR24Sport-Reporter Vischer: "Schlechtes Zeichen für deutschen Fußball"

BR-Sportreporter Dominik Vischer

Auf dem Handy von Thomas Müller verfolgten sie das BVB-Spiel

Na ja, und dann dauerte es wie 2001 noch einmal ein wenig, ehe Zeit zum Jubeln war. Damals starrten die Schalker auf die Tribüne, nun starrten die Spieler des FC Bayern auf das Handy von Thomas Müller, dann löste sich der Kreis mit Freudenschreien auf.

"Dass ich so eine Meisterschaft erlebe, ist unglaublich, mir läuft es kalt den Rücken runter. Wir kassieren den Ausgleich - und dann haut der Jamal den unten rein", sagte ein aufgewühlter Thomas Müller, der bereits ein T-Shirt mit der "11" für den elften Meistertitel in Serie trug, kurz nach den ersten Freudentänzchen und Umarmungen bei Sky.

Manuel Neuer stemmt die Meisterschale in die Höhe

Dann wurde gefeiert nach dem Happy End einer verkorksten Saison. "Was soll ich sagen", sagte Müller, "alle, die sich für den deutschen Fußball interessieren, haben bestimmt unterschwellig ein Gefühl, dass wir es nicht verdient haben - und ich kann das verstehen. Dieser Moment ist trotzdem unglaublich."

Um 17.43 Uhr stemmte der verletzte Kapitän Manuel Neuer unter den Pfiffen des Kölner Publikums die Kopie der Meisterschale in die Höhe - übergeben kurioserweise von Jan-Christian Dreesen in seiner Eigenschaft als Mitglied des DFL-Präsidiums.

Kahn diesmal als tragischer Held absent

Dreesen wird Nachfolger von Klubchef Oliver Kahn, der ebenso wie Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei der Aufsichtsratssitzung am Dienstag von seinem Posten abberufen wird. Das hat der FCB-Präsident Herbert Hainer noch in Köln bestätigt.

Kahn selbst, 2001 in Hamburg noch der große Held, war am Samstag nicht in Köln, offiziell wegen einer Erkältung. Später twitterte er, dass es ihm "vom Club untersagt" wurde, dabei zu sein im Rheinland, wo er dieses Mal der tragische Held gewesen wäre. Der Klub selbst meinte laut Sky dazu: Der Arzt Kahns verhinderte die Reise. Im Endspurt verhinderten die "Dusel-Bayern" damit ihre erste titellose Saison seit elf Jahren - und trennten sich von zwei ihrer Sieger-Gesichter.

Mit SID-Material

Video: Stimmen zum Meistertitel

Jamal Musiala

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Quelle: Heute im Stadion 27.05.2023 - 15:05 Uhr