
BR24 Sport Olympia in München? Das sind die Hürden bei der Bewerbung
Der erste Schritt zu einer Olympiabewerbung der Stadt München ist gemacht. Doch bis zu einer tatsächlichen Rückkehr der Sommerspiele ist es ein weiter Weg, auf dem viele Hürden und Mitbewerber warten.
Am 26. Oktober steht für die Bevölkerung Münchens eine große Entscheidung an: "Soll München sich für die Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben?" lautet die Frage, die sie dann bei einem Bürgerentscheid beantworten soll. Den Termin gaben der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag bekannt. Reiter und Söder treten derzeit, wenn es um die Olympiabewerbung geht, gerne als Duo auf und stoßen bei diesem Thema ins gleiche Horn.
Reiter wirbt für "nachhaltigste Spiele aller Zeiten"
Die Landeshauptstadt und der Freistaat machten ein "starkes Angebot für nachhaltige, gute, aber vor allem für sympathische" Spiele, gab Söder gestern bekannt, mit dem Olympiastadion als Kulisse, das für die Spiele 1972 erbaut wurde. Reiter hatte zuvor am Sonntag in der BR-Sendung Blickpunkt Sport gesagt: "Wir haben die Gelegenheit, die nachhaltigsten Spiele aller Zeiten abzuhalten, weil wir vorhaben, keine einzige neue Sportarena zu bauen."
Die beiden Politiker gaben sich zuletzt äußerst optimistisch, breite Unterstützung in der Bevölkerung für die Olympischen Spiele zu bekommen. Als mahnendes Beispiel gilt noch immer der Bürgerentscheid von 2013, als sich die Bürger in München, Garmisch-Partenkirchen und im Berchtesgadener Land allesamt gegen eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 positionierten.
Katharina Schulze: Von "Nolympia" zur Unterstützerin
Einige Gegner von damals zeigen sich der aktuellen Bewerbung gegenüber offen - unter anderem die ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, Katharina Schulze, 2013 noch eines der Gesichter der olympiakritischen Bewegung "Nolympia". Schulze sagte im Gespräch mit der FAZ(externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt), die bayerischen Grünen sprächen sich "klar für eine Bewerbung Münchens" aus und verwies auf die bessere Klimabilanz von Sommer- im Vergleich zu Winterspielen. Zudem wolle man als Grüne im Interesse der Athletinnen und Athleten nicht, "dass Sport-Großveranstaltungen nur noch an autokratische Staaten gehen."
Bürgerentscheid: Viel Skepsis in der Bevölkerung
Doch in der Bevölkerung gibt es noch immer viele Zweifel. Laut einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstituts Civey 2024 im Auftrag der Augsburger Allgemeinen erstellt hat, befürworteten nur 38 Prozent der Bayerinnen und Bayern eine mögliche Ausrichtung der Sommerspiele 2040 in München. 47 Prozent lehnten eine Bewerbung ab. Der Rest war unentschieden. Umweltorganisationen wie der Bund Naturschutz bezweifeln, dass es tatsächlich nachhaltige Olympische Spiele geben kann. Und auch in den Kommentaren unter BR24-Artikeln liest man in einem diversen Meinungsbild auch viele skeptische Stimmen, die an der Finanzierbarkeit oder Sinnhaftigkeit eines derartigen Großevents zweifeln.
Deutsche Konkurrenz: Hamburg, Berlin und Rhein-Ruhr
Ein Ausgang des Bürgerentscheids ist also offen. Sollte er positiv verlaufen, bedeutet das aber noch nicht, dass München den Zuschlag erhält. Zahlreiche andere deutsche Städte planen eine Bewerbung, über die der DOSB nach einem mehrstufigen Verfahren im Herbst 2026 entscheiden will.
Zwar gilt München derzeit als leichter Favorit im nationalen Rennen. Doch auch Berlin hätte als Hauptstadt im Zusammenspiel mit Leipzig als Ausrichter der ersten gesamtdeutschen Spiele seit der Wiedervereinigung - die 2040 ihr 50. Jubiläum feiert - gute Argumente. Auch hier gibt es bereits viel Infrastruktur, allen voran ein modernes Olympiastadion. Hamburg besitzt so ein Stadion derzeit noch nicht, gleiches gilt für die Region Rhein-Ruhr, die dafür eine Vielzahl anderer Sportstätten vorzuweisen hat.
Europäische Konkurrenz: Budapest, Istanbul, London und Rom
Sollte sich München durchsetzen, ist der Weg für die Rückkehr der Olympischen Spiele in die bayerische Landeshauptstadt allerdings noch längst nicht frei. Das IOC entscheidet in letzter Instanz, wo Olympia 2036, 2040 und 2044 ausgetragen wird. Europa, das mit Paris 2024 den Ausrichter gestellt hat, dürfte nach Los Angeles (2028) und Brisbane (2032) gute Chancen haben, eine der drei darauffolgenden Olympischen Spiele auszurichten.
Doch Deutschland ist bei weitem nicht der einzige Standort, der eine Bewerbung anstrebt oder in Erwägung zieht. Mit Budapest, Istanbul, London, Madrid und Rom gibt es jede Menge potenzielle Konkurrenz. Auch ein Ausrichter außerhalb Europas kann den Zuschlag erhalten. Welche Städte sich tatsächlich offiziell in den mehrstufigen Bewerbungsprozess begeben, ist derzeit noch offen - ebenso wie die Frage, wann das IOC den Ausrichter bekannt gibt. Frühestens ist damit 2027 zu rechnen. Ob das Komitee dann gleich die Ausrichter für mehrere Jahre bestimmt, oder nur den für das Jahr 2036, ist ebenfalls unbekannt.
Die Chancen, dass dann das IOC dann München als "Host City" präsentiert, sind äußerst schwer abzuschätzen und von vielen Faktoren und Entscheidungsträgern abhängig. Der Weg bis zu einer möglichen Rückkehr der Olympischen Sommerspiele nach München ist also lang. Doch auch ein Marathon beginnt bekanntermaßen mit dem ersten Schritt - und den hat die bayerische Landeshauptstadt bereits getan.
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Quelle: Blickpunkt Sport 18.05.2025 - 21:45 Uhr