Christian Fiel und Andreas Zorniger

BR24 Sport Nürnberg und Fürth: Akute Krisengefahr im 271. Frankenderby

Stand: 15.09.2023 09:51 Uhr

Vor dem Frankenderby haben die SpVgg Greuther Fürth und der 1. FC Nürnberg nur eine Gemeinsamkeit: Sie wollen einen Fehlstart vermeiden. Sonst erwarten zwei sehr verschiedene Trainer, zwei sehr unterschiedliche Mannschaften.

Von Raphael Weiss

Für Christian Fiél begann die Pressekonferenz vor seinem ersten Frankenderby als Cheftrainer mit einem kleinen Stolperer. "Mann", sagte der neue Coach des 1. FC Nürnberg und fügte an: "Wir sprechen hier über zwei Vereine aus derselben Stadt." So etwas hören wohl weder die Anhänger von der SpVgg Greuther Fürth, noch vom 1. FC Nürnberg gerne. Zwar gehören Fürth und Nürnberg zur selben Metropolregion, ein und dieselbe Stadt sind sie daher allerdings dennoch nicht. Und gerade was die Fußball-Seele angeht, trennen die beiden Städte seit nun 120 Jahren Welten.

2. Bundesliga: Fast ausgeglichene Bilanz im Frankenderby

Das Frankenderby geht am Freitag in seine 271. Auflage. Und sportlich hat sich einiges getan: 22 Anläufe benötigte die SpVgg Greuther Fürth, um erstmals den großen Rivalen vom 1. FC Nürnberg zu besiegen. Am 20. November 1910 sahen trotz niedriger Temperaturen 6.000 Zuschauer am Sportpark Ronhof den 2:1-Sieg der Fürther. Die Aufeinandertreffen zuvor waren oft recht eindeutig verlaufen, zweimal hatte Fürth sogar zehn Tore kassiert.

Die Zeiten haben sich seither geändert. Die Bilanz zwischen den beiden Vereinen ist mittlerweile deutlich ausgeglichener. Besonders in der zweiten Liga liegt der 1. FCN mit zwölf Siegen, elf Unentschieden und elf Niederlagen nur hauchdünn in Führung. Die Brisanz des Derbys ist dabei allerdings unverändert hoch. Das Max-Morlock-Stadion ist ausverkauft.

Fiél über FCN-Youngsters: "Die wollen alle kicken"

Kein Wunder, denn schon früh in der Saison ist dieses 271. Frankenderby für beide Mannschaften absolut wegweisend. Nürnberg rangiert mit sieben Punkten aus fünf Spielen auf Rang elf der Tabelle. Fürth liegt zwei Plätze und drei Punkte dahinter. Für die beiden einzigen fränkischen (und bayerischen) Vertreter in der 2. Bundesliga geht es darum, einen kompletten Fehlstart zu vermeiden und nicht schon so früh in der Saison den Anschluss an die obere Tabellenhälfte zu verpassen. Verlieren ist eigentlich verboten.

Beim 1. FC Nürnberg hoffen sie vor allen Dingen auf die Genesung von Shootingstar Can Uzun. Drei Tore gelangen dem 17-Jährigen in seinen ersten fünf Partien. Wegen Beschwerden drohte er für das Duell mit Fürth auszufallen. Im Vorfeld zum Derby sagte er eine Reise zur U-Nationalmannschaft ab, um sich optimal auf das Spiel vorzubereiten. "Ich freue mich enorm, die ganze Stadt bebt. Ich bin ein bisschen aufgeregter als sonst", sagte Uzun in einem Video auf der vereinseigenen Homepage. Fiél glaubt nicht, dass sich Uzun und die anderen Youngsters von der Atmosphäre negativ beeindrucken lassen. "So wie ich die Jungs sehe, die wollen alle kicken. Dass das morgen vor so vielen Zuschauern geht, darauf sollten sie sich einfach freuen", so Fiel.

Zorniger sucht Helden für sein zweites Frankenderby

Für Alexander Zorniger ist es nicht das erste Frankenderby. In der vergangenen Saison konnte seine Mannschaft bei seiner Premiere das Spiel gegen Nürnberg in letzter Minute für sich entscheiden. Dementsprechend gerne erinnert er sich an dieses Spiel zurück: "Ragnar (Ache) kam rein und hatte die ersten 20 Minuten die Beine falschrum angeschraubt. Aber er ist drangeblieben und wird nun auf ewig ein Derby-Held sein", erinnerte sich Zorniger und leitete daraus Vorsätze für die kommende Partie ab: "Das sollte jedem Einzelnen zeigen, worum es geht. Es liegt immer ganz viel an der Einstellung, die du zu einer Möglichkeit hast."

Fiél und Zorniger: "Gänsehaut" und Anspannung

Die Einstellung, da sind sich beide Trainer einig, wird ausschlaggebend sein an diesem Freitag. Die Spielweise wird laut Zorniger grundverschieden sein: "Wir haben zwei unterschiedliche Philosophien: Christian (Fiél) lässt Fußballspielen auf Teufel kommt raus. Wir werden pressen auf Teufel kommt raus. Derjenige, der es besser macht, wird gewinnen. So unterschiedlich die beiden Trainer Fußballspielen lassen, so unterschiedlich fällt auch die Antwort auf die Frage aus, was in ihnen vorgehen werde, wenn sie dieses Frankenderby vor ausverkauftem Haus spielen werden.

Zorniger setzte zu einer langen Antwort an und ließ tief in sein Innerstes blicken. "Ich habe bei Stuttgart auch mal vor mehr als 12.000 Zuschauern gespielt. Ich habe in Kopenhagen ein Pokalfinale gespielt. Ich habe in Limasol heißblütige Spiele gespielt", holte Zorniger aus. Mit Ausnahme seiner Premiere in der Allianz Arena gegen Bayern München, erläuterte Zorniger weiter: "Egal ob Verbandsliga, Oberliga, Regionalliga, zweite Liga, erste Liga, international. Ich konnte Fußballspiele noch nie genießen. Und so wird es auch diesmal wieder sein." Christian Fiél reichte bei seiner Antwort ein Wort: "Gänsehaut."

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Quelle: BR24Sport im Radio 14.09.2023 - 18:30 Uhr