Eric Frenzel im BR-Interview

NoKo vor dem Aus? Eric Frenzel übt Kritik an IOC und FIS

Stand: 16.06.2023 12:22 Uhr

Die fetten Jahre der Nordischen Kombination sind vorbei. Eric Frenzel hat die einstige Königsdisziplin über Jahre dominiert, jetzt bangt er als Trainer des DSV-Teams um die Zukunft seines Sports und kritisiert das IOC und Weltverband FIS.

Von BR24Sport

Er ist eine Ikone seines Sports - doch dieser Sport könnte bald von der großen Bildfläche verschwunden sein. Eric Frenzel, der einstige "König der Kombinierer" bangt um die Nordische Kombination, die nach 2026 ihre Olympia-Zugehörigkeit verlieren könnte und damit in die Bedeutungslosigkeit zu rutschen droht.

"Wenn wir nicht mehr olympisch sind, glaube ich nicht, dass die Sportart noch ein langes Bestehen hat", erklärte Frenzel im Interview mit BR24Sport: "Natürlich ist in den Köpfen, dass man momentan gefühlt eine Gnadenfrist bis 2026 hat."

Frenzel hadert: "Kampf gegen Windmühlen"

Frenzel, der nach seinem tränenreichen Abschied Ende März direkt als Trainer im deutschen Team weitergemacht hat, versucht mit dem DSV "ein bisschen Gas zu geben", um die Kombination aus Skispringen und Langlaufen zu retten. Doch die Auseinandersetzung mit dem Internationalen Olympischen Kommitee (IOC) und dem Ski-Weltverband FIS gleiche "einem Kampf gegen Windmühlen".

Der dreimalige Olympiasieger und siebenmalige Weltmeister wünscht sich, "dass da mehr Engagement von Seiten der Verbände kommt. (...) Wenn ich was ändern will, dann muss ich investieren. Meistens fängt es mit Geld an." Der Hauptstreitpunkt, der auch die erstmalige Olympia-Teilnahme der NoKo-Frauen verhinderte, ist die mediale Präsenz der Sportart.

Kein Verständnis für Olympia-Aus der Frauen

Laut IOC fehlt es der früheren nordischen "Königsdiszplin" an der Leistungsdichte, daraus würden sich schlechte Einschaltquoten ergeben. Frenzel kann dieses Argument jedoch "nicht nachvollziehen", seiner Ansicht nach hätten die Frauen die geforderten Auflagen erfüllt, um in den Olympia-Kreis aufgenommen zu werden.

"Im Vergleich zu anderen Sportarten, wo auch nicht mehr Nationen oder Breite da ist, geht's auch", so der Wahl-Oberpfälzer. Schon im März hatte Frenzel in Blickpunkt Sport beklagt, dass die großen Verbände die Kombinierer "alleine lassen" und ihnen "die Pistole auf die Brust setzen" würden anstatt an Lösungen zu arbeiten. Bis heute "wissen wir im Endeffekt gar nichts", bekräftigt Frenzel.

Stützpunkt-Trainer Ronny Ackermann, mit dem Frenzel 2009 im Team seine erste WM-Medaille geholt hatte, befürchtet schon jetzt einen "schleichenden Tod der Disziplin" angesichts des weiter sinkenden Starterfeld von 55 auf 36 Teilnehmer. Ginge die Olympia-Teilnahme auch bei den Männern verloren, würden "die Quoten drastisch sinken", sagte der frühere Top-Athlet im Deutschlandfunk.

Frenzel will mehr "Spektakel" für Nordische Kombination

Doch Frenzel hat auch Hoffnung. Der fünfmalige Weltcup-Gesamtsieger erinnert sich beispielsweise an den Saisonauftakt im finnischen Kuusamo, als die Kombinierer ihre Wettkämpfe gemeinsam mit den Skispringern und Langläufern austrugen.

"Da hatte der Zuschauer ein Spektakel, das war der Wahnsinn. Da kann der Zuschauer direkt vor Ort den ganzen Tag Wintersport schauen." Dieses "festivalmäßige" Gefühl, so Frenzel "müsste man viel viel mehr machen. Dann ist das ganze Thema auch irgendwie nachhaltig. Weil man nicht nur für eine Sportart etwas aufbaut."

Als Teil des neuen deutschen Trainer-Trios mit Kai Bracht und Heinz Kuttin befindet sich Frenzel bereits mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Neben seinen sportlichen Aufgaben muss Frenzel mit seinen Kollegen beim DSV "für die Kombination kämpfen, dass wir auch nach 2026 für das, was wir lieben, eine Grundlage haben."

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Quelle: BR24Sport 16.06.2023 - 10:55 Uhr