Julian Nagelsmann bei seinem letzten Auftritt als Trainer des FC Bayern

BR24 Sport Nagelsmann nach dem FC-Bayern-Aus: Viele Gerüchte, kein Job

Stand: 04.09.2023 11:31 Uhr

Die Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern München ist nun fast sechs Monate her - einen neuen Job hat der 36-Jährige noch nicht. Dabei ist er immer im Gespräch, sobald ein Spitzentrainer Probleme bekommt, wie Dortmunds Edin Terzić weiß.

Von Raphael Weiss

Seit dem 24. März 2023 ist Nagelsmann untergetaucht. Keine öffentlichen Auftritte, keine Interviews, kein Nachtreten, keine Erklärung seines Scheiterns in München. Bilder von ihm sind Mangelware. Ein Auftritt beim Polo-Turnier in München, ein Grinsen in die Kamera beim Kauf seines neuen Luxus-Wohnmobils. Ansonsten hält sich Nagelsmann aus der Öffentlichkeit seit seiner Entlassung beim FC Bayern zurück.

Bis zu diesem Moment war die Karriere des 36-jährigen Landsbergers ein Märchen gewesen. Seit er 2016 im Alter von 28 Jahren den Cheftrainerposten bei der TSG Hoffenheim übernahm, jagte Nagelsmann von Erfolg zu Erfolg, war ununterbrochen in den Stadien des europäischen Spitzenfußballs und im gleißenden Licht der Öffentlichkeit zu Hause, gab fast täglich Interviews, Statements, Zitate. Die Entlassung beim FC Bayern bereitete dem ein plötzliches Ende.

Nagelsmann zum BVB? Kein überraschendes Gerücht

Doch ruhig ist es um Nagelsmann dennoch nicht geworden. Trotz seines Scheiterns in München ist er noch immer einer der gefragtesten Trainer im europäischen Fußball. Sobald bei einem Spitzenverein ein Trainerstuhl zu wackeln beginnt, geistert zeitgleich der Name Nagelsmann durch die Medien und macht den Trainerstuhl noch ein Stückchen wackliger.

Das bekam schon Bundestrainer Hansi Flick zu spüren, das bekommt aktuell Dortmund-Trainer Edin Terzić zu spüren: Vier Punkte hechelt der BVB dem FC Bayern nach dem dritten Spieltag schon hinterher und schon fordern die diversen medialen Lautsprecher und aufgebrachte Fans, den in der Vorsaison gefeierten Terzić durch den ehemaligen FC-Bayern-Coach zu ersetzen.

Chelsea, Tottenham, Paris: Jede Menge erfolglose Flirts

Für Nagelsmann wäre das ein überraschender Schritt - auch wenn seine Jobsuche nun mittlerweile fast ein halbes Jahr dauert. Doch an Interessenten mangelt es nicht. Der Rauswurf in München war keine zwei Wochen alt, da berichteten englische Medien, Nagelsmann wäre der Wunschkandidat auf einen Job beim FC Chelsea und bestätigten kurz darauf, Gespräche zwischen Verein und Beratern.

Dann war es der Tottenham Hotspur FC - damals Arbeitgeber von Harry Kane - der sich die Dienste des Deutschen sichern wollte. Sogar persönliche Verhandlungen zwischen Spurs-Boss Daniel Levy und Nagelsmann sollen stattgefunden haben, doch auch dieser Deal kam nicht zustande. Und mit Paris Saint-Germain verhandelte er intensiv, aber schließlich erfolglos.

Nagelsmann hat ein genaues Arbeitgeberprofil

Die Gründe, dass Nagelsmann auch in der neuen Saison keinen neuen Arbeitsplatz hat, sind zahlreich. Nagelsmann will derzeit nicht jeden Job annehmen. Eine weitere "erfolglose" Anstellung würde seinen Ruf vermutlich nachhaltig schädigen. Der Landsberger sucht daher nach einem Projekt, das erfolgversprechend ist und zumindest ein wenig Jobsicherheit garantiert.

Tottenham spielt in der kommenden Saison nicht international und der FC Chelsea war Nagelsmann zu unsicher, bestätigte dessen Berater Volker Struth: "Es ist ein Verein, der momentan in Schwierigkeiten steckt. Und ihre Transferpolitik mit Ausgaben von einigen 100 Millionen Euro hat Erwartungen geweckt, die erfüllt werden müssen", erklärte Struth beim Podcast "Phrasenmäher" und fügte an: "Es war die richtige Entscheidung."

Bei Paris Saint-Germain war Nagelsmann deutlich interessierter, auch wenn der Posten in der französischen Hauptstadt einer der unsichersten Stellen im europäischen Spitzenfußball ist. Zu groß ist die Anziehungskraft der Metropole und des namenhaften Kaders um Kylian Mbappé - und zum Zeitpunkt der Verhandlungen Lionel Messi und Neymar - und die Versuchung, es als erster Trainer zu schaffen, mit dieser Truppe die Champions League zu gewinnen.

Doch Paris war nicht restlos von Nagelsmann überzeugt. Das Scheitern beim FC Bayern wurde als Indiz genommen, dass der 36-Jährige noch zu unerfahren sei, um mit den größten Stars im Weltfußball umgehen zu können. Und so entschied man sich für den Spanier Luis Enrique.

Mehr als sechs Millionen Euro pro Jahr vom FC Bayern

Arm wird Nagelsmann während seiner Jobsuche allerdings nicht werden: Noch immer steht er auf der Gehaltsliste des FC Bayern München, kassiert jährlich noch gut sechs Millionen Euro - bis Juli 2025, solange er nicht bei einem anderen Verein unterschreibt. Die Münchner würden diesen Umstand gerne ändern, doch möchten auch einen Teil der Rekordablöse von 25 Millionen Euro, die sie einst an RB Leipzig überwiesen haben, zurückbekommen. Ein Umstand, der ebenfalls die Verhandlungen mit Paris erschwert haben soll. Wie hartnäckig der FC Bayern dann tatsächlich in Verhandlungen sein wird, bleibt abzuwarten. So konkret wurde es bislang noch nicht.

Madrid? Manchester? Das nächste Angebot kommt bestimmt

Doch diese Situation wird bestimmt schon bald kommen. Bei Real Madrid sucht man derzeit nach einem Nachfolger für Carlo Ancelotti, der spätestens im kommenden Sommer Trainer der brasilianischen Nationalmannschaft wird, Nagelsmann soll einer der Wunschkandidaten sein, nachdem Xabi Alonso unlängst seinen Vertrag bei Bayer Leverkusen verlängert hat. Schon vor seinem Wechsel zum FC Bayern hatten die Königlichen ihre Fühler nach Nagelsmann ausgestreckt.

Und auch sonst wird irgendwo auf dem europäischen Kontinent zwischen Manchester und Madrid bestimmt bald ein namhafter Verein Probleme bekommen. Sobald das geschieht, wird sicherlich der Name Nagelsmann durch die Presse und die Köpfe der Verantwortlichen geistern. Und vielleicht hat dann ein Verein genau die richtigen Bedingungen für Nagelsmann - oder zumindest genug Anziehungskraft, um ein "Nein" unmöglich zu machen.

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Quelle: Blickpunkt Sport 03.09.2023 - 21:45 Uhr