Jerome Boateng

Fußball Jérôme Boateng kehrt nicht zum FC Bayern zurück

Stand: 06.10.2023 18:13 Uhr

Der FC Bayern hat der erneuten Verpflichtung seines ehemaligen Spielers Jérôme Boateng eine Absage erteilt. Boateng, der zwischen 2011 und 2021 für die Münchner gespielt hatte, trainierte zuletzt als vereinsloser Spieler bei den Münchnern mit.

Von Victor List, Bernd R. Eberwein

Der FC Bayern München wird Jérôme Boateng doch nicht unter Vertrag nehmen. "Jérôme Boateng wird nicht in den Kader des FC Bayern München zurückkehren. Dies hat der FC Bayern München an diesem Freitag entschieden und dem langjährigen Bayern-Profi mitgeteilt", teilte der Verein mit.

Der 35-Jährige hatte seit Sonntag mit der Mannschaft trainiert, erhielt nun aber kein Vertragsangebot. Boateng hatte die bayerische Landeshauptstadt 2021 nach zehn Jahren in Diensten des Rekordmeisters verlassen und war nach München zurückgekehrt. Zu einem Engagement kommt es nun aber doch nicht.

"In der Betrachtung aller Aspekte hat der FC Bayern jetzt entschieden, auf eine Verpflichtung von Jérôme Boateng zu verzichten. Gleichzeitig wurde ihm als einem verdienten Spieler des Vereins angeboten, sich weiterhin beim FC Bayern fit zu halten. Jérôme Boateng präsentierte sich in guter körperlicher Verfassung."
FC-Bayern-Mitteilung zu Jérôme Boateng

"Personelle Situation in der Innenverteidigung entspannt"

Beim FC Bayern waren zuletzt mehrere Innenverteidiger angeschlagen, Boateng galt somit als echte Option. "Inzwischen können Dayot Upamecano und Min-jae Kim wieder schmerzfrei spielen, auch Matthijs de Ligt befindet sich auf dem Weg der Besserung, so dass sich die personelle Situation in der Innenverteidigung entspannt hat", schreibt der Klub aber nun.

Jérôme Boateng, Weltmeister von 2014 erhält keinen Vertrag bei den Bayern, die personellen Sorgen in der Verteidigung bleiben aber, denn die Abwehr der Münchner ist auf Kante genäht und wackelig.

Der FC Bayern spielt seit Wochen nicht mehr konstant zu Null, der Verein ist verzweifelt auf der Suche nach einem Innenverteidiger mit Format. Das Thema Boateng ist jetzt vom Tisch, die Sorgen und Nöte in der Verteidigung bleiben aber. Der Kader, der in der Verteidigung für Trainer Thomas Tuchel zu wenige Alternativen bereithält, ist zusätzlich durch Verletzungen geschwächt. Wollen die Münchner öfter zu Null Spielen, muss sich an der Situation bald etwas ändern.

Personaldecke bleibt dünn

Boateng, der als einstiger Abwehrchef mit den Münchnern 2013 und 2020 das Triple gewonnen hatte, hätte die kurzfristige Lösung für die dünne Personaldecke in der Defensive sein sollen, so der ursprüngliche Plan der Verantwortlichen.

"Es ist so, dass wir noch vor einer Woche drei Innenverteidiger verletzt hatten. Da macht man sich Gedanken: Was kann passieren in den nächsten Wochen, was kann passieren bis Winter. Damit haben wir uns auseinandergesetzt", hatte Sportdirektor Christoph Freund vor dem Champions-League-Spiel der Münchner beim FC Kopenhagen gesagt.

Im Pokalspiel gegen Münster hatte Trainer Thomas Tuchel ohne Innenverteidiger auskommen müssen. In genau solchen Notfällen hätte Boateng aushelfen können, wird er aber nicht. Bei nur drei erfahrenen Innenverteidigern im Kader könnten derartige Engpässe durchaus noch einmal auf Trainer Thomas Tuchel zukommen. Zumal der koreanische Neuzugang Min-jae Kim zum Start der Rückrunde sehr wahrscheinlich beim Asien Cup sein und dem FCB nicht zur Verfügung stehen wird.

Wäre Boateng die Lösung gewesen?

Die Klasse, die Boateng einst auf den Rasen brachte, wäre eher nicht mehr zu erwarten gewesen. Nicht umsonst wurde sein Vertrag bei Olympique Lyon, den er nach seinem Abschied aus München unterschrieben hatte, nach zwei Saisons nicht mehr verlängert. In der letzten Spielzeit kam er nur noch auf magere acht Einsätze – nur einmal spielte er über die volle Distanz. Viel Spielpraxis dürfte der Innenverteidiger also nicht mitbringen.

Sein ehemaliger Co-Trainer Hermann Gerland hatte sich von der Personalie Boateng dennoch überzeugt gezeigt. "Er war ein erstklassiger Spieler, hat sensationell gespielt. Wenn er auf dem Niveau ist, wie ich ihn kenne, kann er Bayern München helfen", sagte der langjährige FC-Bayern-Co-Trainer am Sonntag in Blickpunkt Sport.

Urteil wegen Körperverletzung wegen Verfahrensfehlern aufgehoben

Doch über der Boateng-Verpflichtung schwebten nicht nur sportliche Aspekte. Abseits des Platzes hat der Defensivspezialist zuletzt für Negativschlagzeilen gesorgt. Boateng wurde in zwei Verfahren wegen Körperverletzung schuldig gesprochen. Das Landgericht München war beim jüngsten Verfahren "vollkommen überzeugt", dass Boateng Sherin S., die Mutter seiner beiden Kinder in einem Urlaub 2018 geboxt, geschlagen, bespuckt und beleidigt hat, wie die "Süddeutsche Zeitung" schreibt. Das Urteil wurde im September aufgehoben - wegen Verfahrensfehlern. Der Fall wird demnächst neu verhandelt.