BR24 Sport Der König von Giesing: Petar Radenkovic wird 90 Jahre alt
Löwen-Urgestein, Fanliebling, Spaßvogel oder "bestes Torwart von Welt" – auf Petar Radenkovic treffen viele Beschreibungen zu, alle von ihnen positiv. Die Torwart-Legende vom TSV 1860 wird heute 90 Jahre alt.
In einer Zeit, als noch nicht Millionensummen und Kommerz den Fußball dominierten, noch keine Investoren aus Jordanien beim TSV 1860 München aktiv waren, kurz: In einer Zeit, als der TSV 1860 München noch erfolgreichen Fußball spielte, war Petar "Radi" Radenkovic Leistungsträger und Publikumsliebling – und prägte die bis heute erfolgreichste Ära der Münchner Löwen mit. Heute feiert Radenkovic seinen 90. Geburtstag.
Deutscher Meister und Pokalsieger mit dem TSV 1860 München
"Radi", am 1. Oktober 1934 in Belgrad geboren, spielte zunächst in seiner Geburtsstadt für den OFK. Weil ihm ein Wechsel zum Spitzenklub Roter Stern verwehrt wurde, kam Radenkovic 1960 nach Deutschland. Erst zu Wormatia Worms, 1962 zum TSV 1860 München. Er gehört zu den 176 Fußballern, die am 24. August 1963, dem ersten Spieltag der Bundesliga-Geschichte, im Einsatz waren.
Der erste "mitspielende" Torhüter
Radenkovic war einer von drei Ausländern in der Liga – damals außergewöhnlich. Und "außergewöhnlich" traf auf Radenkovic in vielerlei Hinsicht zu. So wurde er im Stadion an der Grünwalder Straße schnell zum Publikumsliebling. Der Grund war neben seinen Klasseparaden seine für einen Torhüter unorthodoxe Spielweise: Denn der "mitspielende" Torwart ist keine Erfindung von Manuel Neuer. Radenkovic praktizierte diese Spielweise schon knapp 50 Jahre früher.
Sein besonderes Faible waren wilde Ausflüge aus dem Sechzehnmeterraum bis weit in die gegnerische Hälfte. Radenkovic umspielte schon mal einen gegnerischen Spieler oder lief mit dem Ball wie ein gelernter Außenverteidiger die Linie entlang. So manchem Fan - und manchen seiner Trainer- trieb er mit seinen "Ausritten" den Puls in die Höhe. Aber: Meistens ging es gut, und so hatte Radenkovic auf dem Platz sein Alleinstellungsmerkmal, das ihn in Giesing und darüber hinaus berühmt machte.
Radenkovic und der Oktoberfest-Schock
Dabei wäre Radenkovic fast gar nicht in München geblieben. Das Oktoberfest und die Trinkfestigkeit seiner Mitspieler schockten den Jugoslawen.
Doch Radenkovic blieb bei den Löwen. Insgesamt 215 Spiele absolvierte er für den Klub, bei dem er 1970 seine Karriere beendete. Mit dem TSV gewann er 1964 den DFB-Pokal, 1966 die deutsche Fußball-Meisterschaft. Im Europapokal der Pokalsieger 1965 mussten sich die Löwen erst im Finale West Ham United geschlagen geben.
"Radi" - geadelt vom "Kaiser"
Selbst Franz Beckenbauer adelte ihn einmal als einen der "besten Torhüter aller Zeiten". Er selbst nannte sich scherzhaft "bestes Torwart von Welt". Auch abseits des Platzes avancierte Radenkovic zum Sänger und Spaßvogel. 400.000 Mal verkaufte sich die Schallplatte mit dem Titel "Bin i Radi, bin i König".
Radenkovic lebt seit Jahren wieder in seiner Geburtsstadt Belgrad. Doch auch im hohen Alter besucht er regelmäßig seine alte Heimat Giesing, zuletzt im Jahr 2023.
Im Video: Highlights aus der Karriere von Petar Radenkovic unterlegt mit seinem Hit-Lied "Bin i Radi, bin i König"
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Quelle: BR24Sport im Radio 01.10.2024 - 10:55 Uhr