Motorsport | Formel 1 Mercedes-Absturz - der Formel-1-Gigant ist chancenlos

Stand: 28.03.2022 11:31 Uhr

Nach zwei Rennen der neuen Formel-1-Saison steht fest: Mercedes hat den Anschluss an Red Bull und Ferrari verloren. Das Team spricht die Probleme offen an - Besserung scheint aktuell trotzdem (noch) nicht in Sicht zu sein.

Von Marco Schyns

Als sich Max Verstappen und Charles Leclerc in den letzten Runden des Großen Preises von Saudi-Arabien erneut ein packendes Duell um die Spitze lieferten, fuhr Lewis Hamilton mit über einer Minute Rückstand auf Platz zehn. "Gibt es einen Punkt für diese Position?", funkte Hamilton an seinen Renningenieur Peter Bonington.

Was für Beobachter wie ein Witz klang, ist für Mercedes in dieser Formel-1-Saison allerdings bittere Realität. Der einstige Dominator fährt hinterher. "Das Gesamtbild ist ernüchternd", bilanziert Mercedes-Teamchef Toto Wolff die aktuelle Situation: "Das Rennen hat gezeigt, wo wir stehen. Die Leistungsunterschiede im Qualifying und im Rennen sind offensichtlich ähnlich."

Wolff: "Haben noch viel Arbeit vor uns"

Damit sprach er indirekt auch den desaströsen Samstag des siebenmaligen Weltmeisters Hamilton an, der sensationell im ersten Quali-Abschnitt gescheitert war - als 16. im Feld. Kein taktischer Fehler oder Pech haben dazu geführt. Hamilton hatte schlichtweg nicht die Pace, um mitzuhalten. "Die Balance im Auto hat nicht gestimmt", sagte der Brite später. Wolff ergänzte: "Das Experiment ist nicht aufgegangen."

Schon am zweiten Rennwochenende des Jahres sieht sich der mehrmalige Konstrukteurs-Weltmeister gezwungen, besondere Dinge am unterlegenen Auto auszuprobieren. "Uns ist klar, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben, um an der Spitze mitzukämpfen." Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko glaubt nicht, dass Mercedes wirklich aufschließen kann: "Sie sind eine halbe Sekunde langsamer. Vielleicht sind sie in der Lage, ihre Probleme zu lösen. Aber auf eine Renndistanz sehe ich das momentan nicht."

Ganz klar nur drittstärkste Kraft im Feld

Red Bull und Ferrari dominieren tatsächlich die bisherige Saison. Beim Auftakt in Bahrain war Mercedes mit deutlichem Abstand dritte Kraft. Diesem Status wurde in Saudi-Arabien auch George Russell gerecht, der mit Position fünf das maximal Mögliche aus dem Auto herausholte. Dass Hamilton von Startplatz 15 zumindest noch einen Punkt holt, ist zumindest ein Mini-Erfolg. Mit etwas mehr Glück bei den Safety-Car-Phasen wären ein paar Punkte mehr drin gewesen.

Auf der Strecke aber noch am Haas vorbeizuziehen, den Kevin Magnussen (Platz 9) wieder in den Punkten platzierte, war nicht möglich. "Ich konnte am Ende nicht mit dem Haas mithalten", sagte Hamilton. Auch das hätte man vor drei Wochen für einen Witz gehalten - heute ist es die bittere Realität.

Hamilton selbst hatte bereits bei den finalen Testfahrten in Bahrain aufhorchen lassen mit der Aussage, sein Team werde erstmal nicht um Siege kämpfen. Dass das, wie teilweise spekuliert, kein Bluff war, hat der Saisonauftakt gezeigt. Mercedes hat offenkundig nicht nur Probleme mit der neuen Aerodynamik - die Boliden wurden im Erscheinungsbild komplett überarbeitet - sondern auch mit dem Motor. Auffällig ist, dass jene Teams, die von Mercedes mit Motoren beliefert werden, am Ende des Feldes platziert sind: Williams, Aston Martin und sogar McLaren.

Zwei Wochen Zeit für Arbeiten am Auto

Bis zum nächsten Rennen in Australien bleiben dem Team um Toto Wolff knapp zwei Wochen. Am 10. April kehrt die Formel 1 nach Australien zurück. "Wir haben echt viel Arbeit vor uns, aber wir sind ein großartiges Team", sagt Hamilton und wirkt dabei tatsächlich optimistisch und nicht verbittert. Durch Red Bulls Doppelausfall in Bahrain sind die Fahrer- und Teamwertungen noch im ertragbaren Rahmen für die Silberpfeile.

Stellt sich aber nicht bald Besserung ein, ziehen Red Bull und Ferrari davon - und Mercedes würde erstmals seit neun Jahren nur eine Nebenrolle zukommen.