Der ehemalige US-amerikanische Leichtathlet Tommie Smith

Starterlaubnis für Russland und Belarus? Black-Power-Ikone Smith: "Faire Chance für jeden"

Stand: 22.08.2023 10:02 Uhr

Der frühere amerikanische Leichtathlet Tommie Smith hat sich im Umgang mit Athleten aus Russland und Belarus "eine faire Chance für jeden" gewünscht. Beide Länder sind wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit ausgeschlossen.

Von Tim Tonder

Beim Sport gehe es um das Miteinander, sagte er der Sportschau. Smith, der bis heute für seinen "Black Power"-Gruß gemeinsam mit John Carlos auf dem Podium bei den Olympischen Sommerspielen in Mexiko-Stadt 1968 bekannt ist, sprach in Budapest während der Leichtathletik-WM mit der Sportschau.

Smith sagte, dass Weltverbandspräsident Sebastian Coe auf mehreren Wegen versuche, "die Menschen zusammenzubringen". Beim Sport gehe es für ihn um Zusammengehörigkeit, sagte Smith.

Leichtathletik bislang klar: Keine Rückkehr von Russland und Belarus

Im März traf der Weltverband World Athletics zuletzt eine Entscheidung über die Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus. Alle Athletinnen und Athleten, Funktionäre, Trainingspersonal sowie Kampfrichterinnen und Kampfrichter bleiben ausgeschlossen, entschied das Council des Weltverbands. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportfachverbänden dürfen Russland und Belarus auf dem Kongress des Verbands weder sprechen noch wählen.

Coe sagte im März: "Der Tod und die Zerstörung, die wir im vergangenen Jahr in der Ukraine erlebt haben, darunter der Tod von etwa 185 Sportlern, haben meine Entschlossenheit in dieser Angelegenheit nur bestärkt."

Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands World Athletics, Sebastian Coe

Der Präsident des Leichtathletik-Weltverbands World Athletics, Sebastian Coe

IOC eröffnet Möglichkeit für "neutrale" Teilnahme

Das Internationale Olympische Komitee und mehrere Fachverbände hatten dagegen zuletzt die Möglichkeit in Aussicht gestellt, "neutrale" Athletinnen und Athleten wieder zuzulassen, wenn sie sich nicht für den Krieg aussprechen. An diesem Vorgehen übten vor allem ukrainische Verbände Kritik.

Eine erste sportliche Begegnung verlief konfliktreich: Die ukrainische Fechterin Olha Charlan verweigerte einer russischen Fechterin den Handschlag und wurde zwischenzeitlich disqualifiziert.

Sport als Teil der russischen Propaganda

Der Sport ist oft ein Teil der Propaganda von Russlands Präsident Putin gewesen. Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio und bei den Winterspielen in Peking durften russische Athletinnen und Athleten nur unter neutraler Flagge teilnehmen, da die Welt-Anti-Doping-Agentur es als erwiesen ansah, dass die russische Regierung Daten des Dopinglabors in Moskau manipuliert hatte.

Diese "neutralen" olympischen Teams gewannen 71 Medaillen in Tokio und 32 Medaillen in Peking. Mehrere Mitglieder der "neutralen" Teams traten im März 2022 mit ihren Medaillen bei einer Propaganda-Show Putins im Moskauer Luschniki-Stadion auf, auf ihrer Teamkleidung von den Spielen prangte wenig neutral ein "Z" - das Symbol für die russische Invasion in der Ukraine.

"Neutrale Athletinnen und Athleten" aus Russland bei einer Propaganda-Show im Luschniki-Stadion in Moskau

"Neutrale Athletinnen und Athleten" aus Russland bei einer Propaganda-Show im Luschniki-Stadion in Moskau

Russland zerstört auch die sportliche Infrastruktur der Ukraine

Russland führt seit Februar 2022 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, Belarus stellt sein Territorium dabei als Aufmarschgebiet bereit, mehrfach meldete die Ukraine Raketenbeschüsse auch aus Belarus. Der Angriff Russlands auf die Ukraine trifft neben der Zivilbevölkerung auch den Sport. Zahlreiche Sportlerinnen und Sportler wurden von Russland getötet, viele Sportstätten zerstört.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 20.08.2023 | 07:00 Uhr