Italien und Spanien treffen im Halbfinale aufeinander Nicolo Barella gegen Pedri - Duell der Kleinen mit großer Zukunft

Stand: 05.07.2021 08:00 Uhr

Wenn am Dienstag im ersten EM-Halbfinale Spanien und Italien aufeinandertreffen, wird es auch das Duell zweier Mittelfeldspieler, die die nächsten Jahre der Teams prägen sollen: Pedri und Nicolo Barella.

Für Pedri und Nicolo Barella ist es das erste große Turnier, bei dem sie dabei sind. Sie spielen in den Planungen von Spanien und Italien eine extrem große Rolle, sie sollen eine neue Ära prägen. Dass sie aber schon bei ihrer Premiere eine derart große Rolle spielen können, war dagegen nicht zu erwarten.

Lob für beide von allen Seiten

Vor allem Pedri ist mit seinen 18 Jahren ein Phänomen. Er ist der jüngste Spieler in der spanischen EM-Historie, aber schon nicht mehr wegzudenken aus der Startelf. "Er spielt, als wäre er 40 Jahre alt. Er wird einer der besten Spieler der Geschichte Spaniens werden", sagte Teamkollege Alvaro Morata über ihn. "Es ist schon überraschend, wie reif er mit seinen 18 Jahren ist. Er wird ein sehr wichtiger Spieler für Spanien sein - in der Gegenwart und der Zukunft", lobte Mittelfeldpartner Koke. Und sein Coach Luis Enrique sagt über Pedri: "Er ist einzigartig, ein Spieler wie kein anderer."

Bei Barella sind die Lobeshymnen ähnlich ausgeprägt. "Er hat Qualität, Klasse, Eleganz und Substanz. Er weiß immer, was zu tun ist", schwärmte die Klub-Legende seines Arbeitgebers Inter Mailand, Nicola Berti. Er würde Barella "für die nächsten zehn Jahre" zum Kapitän ernennen. Jetzt schon als einen der "drei besten Mittelfeldspieler" bezeichnet ihn Fabio Capello, der ehemalige Trainer von Real Madrid, Juventus Turin und der englischen Nationalmannschaft. Und auch Lothar Matthäus, von 1988 bis 1992 bei Inter, ist angetan vom italienischen Durchstarter. "Er hat die Aufgaben eines modernen Mittelfeldspielers in all seinen Facetten perfekt verstanden", sagte der 60-Jährige.

Glatze für Pedri oder Titel für Barellas Mitspieler?

Am Dienstag werden Pedri (1,74 Meter groß) und Barella (1,72 Meter) wieder entscheidend sein, wenn im Halbfinale der EM Spanien und Italien im Wembley (21 Uhr/ARD) aufeinandertreffen. Pedri prohezeit ein "großartiges Spiel", in dem "jeder jeden schlagen kann". "Wir haben eine Siegermentalität, wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Das wird ein schönes Spiel in einem fantastischen Stadion. Wir sind zwei sehr ähnliche Mannschaften", sagte Barella, der mit seinem Tor zum 1:0 gegen Belgien seine Nation auf den Weg ins Halbfinale brachte.

Beide Spieler haben neben ihrem sportlichen Anreiz jeweils einen weiteren Motivationsansatz. Nachdem sich Italiens Leonardo Spinazzola gegen Belgien die Achillessehne gerissen hat, wollen seine Kollegen auch für ihn Europameister werden. "Wir können jetzt nichts anderes tun, als ihn stolz zu machen", forderte Barella. Und Pedri hat bereits angekündigt: "Wenn wir die Europameisterschaft gewinnen, rasiere ich mir den Kopf."

Pedri spielt kontrolliert, Barella stürmisch

Doch dafür muss der Jungprofi des FC Barcelona weiter Topleistungen zeigen. Er hat erst eine von 510 Spielminuten verpasst, hat mit 61,5 Kilometern die mit Abstand größte Laufleistung aller EM-Spieler geleistet und im so passicheren spanischen Mittelfeld die meisten Bälle an den eigenen Mann gebracht (364). Doch auch gegen den Ball ist Pedri stark, 54,6 Prozent seiner schon 99 Zweikämpfe hat er gewonnen.

Barella hält sich dagegen in der Defensive eher zurück. Er hat erst 61 Zweikämpfe bestritten und lediglich 47,5 Prozent von ihnen gewonnen. Dafür war er nicht nur an bereits drei Toren beteiligt, sondern gab auch fünf Torschüsse ab - Pedri hat bei beiden Statistiken noch die Null stehen. Der Spanier hat auch bei den Balleroberungen klar die Nase vorn - er kommt auf 16, Barella auf acht.

Beide hatten schon negative EM-Erlebnisse

So unterschiedlich die beiden Kontrahenten in ihrer Spielweise sind, so gleich ist ihr Auftrag: genauso weitermachen wie bisher. Selbst das Slapstick-Eigentor gegen Kroatien (5:3 n.V.), das Torhüter Unai Simon verschuldete, aber Pedri von der UEFA zugeschrieben wurde, brachte ihn nicht aus dem Konzept. "Ich war traurig, für Unai und für mich. Aber es ging darum, kühlen Kopf zu bewahren", sagte Pedri.

Sein italienisches Pendant ist dagegen ein Heißsporn. Immer wieder gerät Barella in hitzige Diskussionen mit dem Schiedsrichter, deswegen war er auch in Gefahr, für das Halbfinale gesperrt zu werden. Im Achtelfinale gegen Österreich (2:1 n.V.) sah er nämlich die Gelbe Karte wegen Meckerns, weshalb er auch vorzeitig ausgewechselt wurde und in den entscheidenden Minuten nicht dabei war. Im emotionalen Viertelfinale musste er sich zurückhalten, um sich nicht den zweiten Karton und damit eine Sperre einzufangen.

Beide bekommen für ihre Leistungen viel Lob, noch stellen sie sich abseits des Platzes aber nicht ins Rampenlicht. "Es ist schön, so viele Komplimente zu bekommen, denn im Mittelfeld leisten wir einen wichtigen Job für die Mannschaft. Aber wir haben schon mehrmals hervorgehoben, dass die wahre Stärke Italiens die Gruppe ist", sagte Barella, 24, der über das spanische Mittelfeld sagt: "Spanien kann auf tolle Spieler zählen - Busquets, Koke und Pedri, um nur einige zu nennen. Aber ich spiele mit zwei Phänomenen, Jorginho und Marco Veratti, zusammen. Das wird ein kompliziertes Spiel." Und Barella und Pedri könnten die Lösungen für ihre Teams bringen.