Nach der Gruppenphase EURO - Ü30-Party im Achtelfinale

Stand: 26.06.2021 09:44 Uhr

Auch wenn sich einige Jungspunde bei der EURO 2020 durchaus in den Vordergrund gespielt haben, hat das Turnier gezeigt: Fast alle Achtelfinalisten sind auf Topleistungen ihrer Altstars angewiesen. Und die liefern bisher auch.

Die Italiener werden spätestens seit ihrer sehr überzeugenden Vorrunde in einer eher stark eingeschätzten Gruppe zu den großen Titelfavoriten gezählt. Vor allem die Defensive der Elf von Roberto Mancini ließ die Gegner im Turnier bisher verzweifeln.

Immobile und Benzema treffsicher

Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci und Francesco Acerbi halten das Abwehrzentrum komplett dicht - zusammen sind die drei Innenverteidiger 103 Jahre alt. Chiellini bringt es auf 36, Bonucci auf 34 und Acerbi auf 33 Jahre Lebenserfahrung. An vorderster Front ist Ciro Immobile mit zwei Treffern und einer Vorlage bisher zudem der beste Scorer der "Squadra Azzurra" - der Ex-Dortmunder ist mit seinen 31 Lenzen zumindest auch kein Jungspund mehr.

Ein weiterer Titelanwärter: die Franzosen. In das Auftaktspiel gegen Deutschland ging die Mannschaft von Didier Deschamps mit einer gegenüber dem gewonnenen WM-Finale 2018 nur auf drei Positionen veränderten Startaufstellung. Einer der drei Neuen war der von Deschamps "begnadigte" Karim Benzema.

Der ist mit 33 Jahren nach Torhüter Hugo Lloris der älteste Stammspieler im Kader - und auch mit zwei Treffern Toptorschütze der nur partiell überzeugenden "Equipe Tricolore". Kylian Mbappé steht jedenfalls bisher im Schatten seines erfahrenen Teamkollegen.

Läuft die "Goldene Generation" bald an?

Belgiens Trainer Roberto Martinez konnte vor dem Turnier nicht anders: Der 47-Jährige bezeichnete seine Spieler als "Goldene Generation" Belgiens. Die muss jetzt aber liefern, bevor sie sich doch nur als Goldlegierung entpuppt, die langsam anläuft.

Thomas Vermaelen (35), Jan Vertonghen (34), Dries Mertens (34), Axel Witsel (32) und Toby Alderweireld (32) haben allesamt nicht mehr ganz so viele Turniere als Leistungsträger vor sich. Alle von ihnen kamen in mindestens zwei der drei Spiele zum Einsatz. Gerade für die Defensive steht also bald ein Umbruch an.

Ronaldo rettet Portugal mal wieder

Portugal hat zwar nur als Gruppendritter die K.o.-Runde erreicht, ist aber als Titelverteidiger und nach dem 2:2 gegen Frankreich und dem klaren Sieg gegen Ungarn, der nach den weiteren Vorstellungen der Ungarn dann doch höher bewertet werden muss als zunächst gedacht, auch im erweiterten Kreis der Titelkandidaten. Das Team gilt wegen der vielen talentierten Akteure um Renato Sanches, Joao Felix und Diogo Jota als stärker als noch beim Titel 2016. Doch die Kohlen aus dem Feuer holt am Ende mal wieder der ewige Cristiano Ronaldo.

Ja, unter Ronaldos fünf Turniertreffern waren drei Elfmeter. Aber: In einem Turnier, in dem bisher von 14 Elfmetern sechs verschossen wurden, ist ein sicherer Strafstoßschütze mit stählernen Nerven Gold wert. Und auch dem Tor aus kurzer Distanz gegen Deutschland ging ein Sprint über das ganze Feld voraus - im Alter von 36 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Ronaldo ist mit fünf Toren und einer Vorlage das Maß aller Dinge in der Scorerliste, und sollten die Portugiesen noch weit kommen, dürfen sich die Talente bei ihrem Anführer bedanken. Abwehrchef der Portugiesen ist übrigens der 38 Jahre alte Pepe.

Kroatiens Helden bleiben dieselben

Wer nach der Vizeweltmeisterschaft 2018 von den Kroaten bei der EURO Höchstleistungen erwartet hatte, wurde bisher enttäuscht. Durch ein 3:1 gegen Schottland am letzten Gruppenspieltag zog man dann aber doch noch so gerade ins Achtelfinale ein. Matchwinner waren Luka Modric und Ivan Perisic - die mit 35 und 32 Jahren ältesten Spieler im Aufgebot.

Hummels, Neuer und Kroos sind Dauerbrenner

Der große Umbruch sollte es bei der DFB-Elf nach dem blamablen Vorrundenaus bei der Weltmeisterschaft vor drei Jahren werden. Joachim Löw strich den Kader zusammen und blieb über die Jahre da auch konsequent. Bis, ja bis dieses letzte Turnier von ihm als Bundestrainer auf dem Plan stand. Das Leistungsprinzip galt dann doch und zumindest Mats Hummels und Thomas Müller wurden reaktiviert und in den Kader berufen. Hummels ist bei dem Turnier bisher der unumstrittene Abwehrchef, war trotz seines unglücklichen Eigentores beim Turnier bisher einer der stärksten deutschen Spieler und bringt als nahezu einziger Akteur echte Präsenz beim Kopfball in beide Strafräume.

Der 32-Jährige gehört mit dem drei Jahre älteren Manuel Neuer und dem 31 Jahre alten Toni Kroos zu den sechs deutschen Spielern mit der meisten Einsatzzeit im Turnier. Und als der Bundestrainer die drohende Niederlage gegen Ungarn vor Augen hatte, brachte er nicht zuerst Stürmer Kevin Volland, Talent Jamal Musiala oder Florian Neuhaus, sondern entschied sich für den eigentlich am Knie verletzten 31-jährigen Müller, der zuvor in beiden Partien in der Startelf gestanden hatte.

Busquets-Rückkehr beflügelt Spanien

Wer übrigens bei den Spaniern jetzt einen Zufall darin vermutet, dass der einzige Sieg im Turnier bei der Rückkehr von Sergio Busquets gelang, der mit 32 Jahren ältester Spieler im iberischen Kader ist, und die Niederlande mit dem 38 Jahre alten Maarten Stekelenburg im Tor schon zweimal zu Null spielten, dem fehlt es wohl noch an ein paar Jahren Erfahrung. Schwedens Sebastian Larsson hat übrigens mit 36 Jahren alle 270 EM-Minuten absolviert und lag dabei noch nicht eine Sekunde in Rückstand.