Herausragende Leistung beim 4:2-Sieg über Portugal Thomas Müller - die Definition von Präsenz

Stand: 20.06.2021 13:50 Uhr

Thomas Müller ist gegen Portugal hier und da, da und dort, lenkt und führt. Er definiert den modernen Fußballbegriff Präsenz. Schon jetzt stellt sich die Frage, was nach ihm kommt.

Vier Tage machen schon etwas aus, wenn das Durchschnittsalter einer Startelf auf die zweite Stelle nach dem Komma gerundet wird. Gegen Frankreich betrug es 28,95 Jahre, gegen Portugal am Samstag (19.06.2021) mit denselben Spielern schon 28,96.

Mal angenommen, der künftige Bundestrainer Hansi Flick würde im Spätherbst 2022 auf das Personal zurückgreifen, das sich im Sommer 2021 bei der EURO 2020 zumindest im zweiten Gruppenspiel als äußerst tauglich bewährte, hätte die deutsche Mannschaft ein Durchschnittsalter von mehr als 30 Jahren.

Wer bildet die neue Achse?

Das sind bislang nur Zahlenspiele und theoretische Diskussionen, aber die Fragen werden sich spätestens rund um die Europameisterschaft 2024 in Deutschland stellen. Wer bildet die neue Achse? Wer kommt nach Manuel Neuer, wer nach Mats Hummels, wer nach Toni Kroos, wer nach Thomas Müller?

Da fallen dann schnell Namen, die wie Marc-André ter Stegen als sehr guter Torhüter des FC Barcelona auch als logisch erscheinen. Auch Leon Goretzka wird sicher in den kommenden Jahren eine prägende Rolle spielen können.

Der Spielertrainer

Florian Wirtz und Kai Havertz sind für die Rolle geeignet, die Thomas Müller einnimmt. Dies gilt allerdings noch und wird vermutlich auch noch etwas länger so sein nur für die rein sportliche Betrachtung.

Ein Thomas Müller als Spielertrainer, der die Kommandos gibt, den Kollegen die Wege weist, sie anstachelt, lobt, Fehler aufzeigt, der ist noch nicht wieder in Sicht.

Müller wird im September 32 Jahre alt. Dass Bundestrainer Joachim Löw ihn im Frühjahr 2019 einem mit Blick auf das Turnier 2024 in Deutschland angestrebten Umbruch opferte, erscheint im Rückblick als krasse Fehleinschätzung. Löw korrigierte den Fehler vor seinem letzten Turnier.

Wegweisend vor dem 2:1

Im ersten Spiel gegen Frankreich fehlte noch der Ertrag für diese Entscheidung. Gegen Portugal aber füllte der Weltmeister von 2014 einen Begriff mit Leben, der in Mode gekommen ist, häufig aber nur benutzt wird, weil er in Mode ist. Thomas Müller war präsent. Er war hier, er war da. Er zeigte hier, er zeigte da.

Er wies Antonio Rüdiger und Robin Gosens den Weg vor dem 2:1. Er schoss kein Tor und leistete keine Vorlage, aber er war immer da, um den Plan des Bundestrainers umzusetzen: den Ball, wenn er denn einmal im Angriffsdrittel ist, auch dort zu behalten.

"Er hat die Mannschaft manchmal mit nach vorne gezogen"

"Er ist unheimlich viel gelaufen", lobte Löw, "hat sehr viele Räume aufgemacht". Zwar sei Müller selbst kaum in Abschlusspositionen gekommen, aber "er hat die Mannschaft mit nach vorne gezogen", so der Bundestrainer. Außerdem: "Wir haben früh das Spiel der Portugiesen unterbinden können, und da war der Thomas maßgeblich beteiligt."

Müller kam gegen Portugal auf 57 Ballkontakte, mehr als jeder andere Offensivspieler, 87 Prozent seiner Pässe kamen an. Einen Topwert verzeichnete er auch bei den Zweikämpfen. Von 25 gewann er 17, das sind 68 Prozent und eine sehr gute Quote für einen Spieler, der sich im Raum zwischen den beiden hinteren Ketten des Gegners bewegt oder darauf lauert, mit einem Steilpass zwischen zwei Verteidiger bedient zu werden.

Kurzum: Thomas Müller war präsent.