Gruppe F, 2. Spieltag Toni Kroos - nicht anders, aber gefährlicher

Stand: 18.06.2021 15:28 Uhr

Toni Kroos ist jemand, dem Bundestrainer Joachim Löw bedingungslos vertraut. Diese Gewissheit, die Erfahrung und viele Titel geben ihm das Selbstvertrauen, das sich auch im exklusiven Interview mit der Sportschau zeigt. Sein Spiel wird er nicht ändern, es soll nur gefährlicher werden.

Toni Kroos kennt zu seiner Zeit als deutscher Fußballnationalspieler nur einen Bundestrainer und eine Regierungschefin. Seine Sympathien für Angela Merkel zeigte er schon häufig, zuletzt nach dem Abend, an dem die Kanzlerin in das Trainingslager der DFB-Auswahl geschaltet war: "Ich bin immer beeindruckt von ihr."

Als Merkels Vorgänger Gerhard Schröder das Amt 2005 übergeben musste, war Kroos 15 Jahre alt. Als Schröder mit seinem legendären "Basta!"-Spruch Korrekturen in der Rentenpolitik ablehnte und damit Gerwerkschaften auf die Palme brachte, sogar noch fünf Jahre jünger.

"Ich habe mein Spiel nicht verändert und werde das auch nicht tun"

Vermutlich wird ihm daher gar nicht bewusst gewesen sein, dass Kroos in Herzogenaurach einen Basta-Spruch losließ, der dem Altkanzler zur Ehre gereichte. "Ich habe mein Spiel nicht verändert und werde das auch nicht tun", sagte der hoch dekorierte Mittelfeldspieler von Real Madrid am Freitag (11.06.2021) während einer Pressekonferenz.

Zu vorsichtig? Zu weit hinten?

Das war also vor dem ersten Gruppenspiel der EURO 2020, das mit 0:1 gegen Frankreich verloren ging, und in dem es nur wenige Chancen gab. Vielleicht, so die Diskussionen, spielte Toni Kroos doch ein bisschen zu vorsichtig, holte sich den Ball weit hinten ab, obwohl doch drei Innenverteidiger da waren, um das Spiel aufzubauen.

"Wir dürfen nicht zu tief spielen mit den Mittelfeldspielern", forderte Mannschaftskollege Emre Can vor dem so wichtigen zweiten Gruppenspiel gegen Portugal am Samstag (19.06.2021, live im Ersten). Das ging auch in Richtung Toni Kroos.

Grundlegend stellt niemand dessen Spiel infrage, schon gar nicht Joachim Löw. Aber dass Kroos sein Spiel ein bisschen nach vorne verlagern muss, um die Abstände zu den Offensivspielern kleiner werden zu lassen, dürfte vermutlich auch der Bundestrainer fordern.

"Natürlich die Möglichkeit, uns allgemein zu steigern"

"Meine Idee ist immer, so gut es geht und so sicher es geht, nach vorne zu spielen. Da haben wir natürlich die Möglichkeit, uns allgemein zu steigern, in die gefährlichen Räume des Gegners zu kommen", sagte Kroos am Tag vor dem Spiel gegen Portugal in einem exklusiven Interview mit der Sportschau, in dem er auch über die Achse mit ihm, Manuel Neuer, Mats Hummels und Thomas Müller sowie über seinen ehemaligen Mannschaftskollegen Cristiano Ronaldo und die Chancen aufs Weiterkommen sprach: "Es darf kein anderes Denken geben als ein positives."

Mehr als 93 Prozent der Pässe kamen gegen Frankreich an

Die Passstatistiken von Kroos gegen Frankreich waren mal wieder glänzend. Mehr als 93 Prozent seiner Zuspiele kamen an, er war 123-mal am Ball. Auch die mittellangen und langen Pässe kamen meist präzise an, aber war auch ein Pass dabei, der in Erinnerung bleibt?

Zu wenig Tempo, zu viele Querpässe, zu wenig Risiko. Die Kritik an seinem Spiel kennt Toni Kroos seit Jahren. Die Erfolge, die ihm mit diesem Spiel gelangen, sind seine besten Argumente gegen die Nörgler.

Kroos' Leistung gegen Frankreich war solide, nicht mehr, nicht weniger. Er wurde gelobt für seine Leidenschaft in der Defensive, erhielt Szenenapplaus für eine Grätsche, mit der er den Ball gewann. Seine Quote von 37 Prozent gewonnener Zweikämpfe blieb aber deutlich unter der für seine nun schon 103 Länderspiele. Die liegt bei 57 Prozent.

Vier Assists bei der WM 2014

Seit dem ersten Einsatz für die Eliteauswahl im März 2010 schoss Kroos 17 Tore und gab 20 Vorlagen. Allein vier Assists stehen auf dem Weg zum Titel bei der WM 2014 zu Buche, sämtlich per Freistoß oder Eckstoß.

Die Standardsituationen in der Offensive waren gegen Frankreich eine Schwäche der deutschen Mannschaft. Daran sollte Toni Kroos im Sinn der deutschen Mannschaft schon etwas ändern.