Start der Premier League Rückkehr zur Fußball-Normalität in England

Stand: 13.08.2021 08:00 Uhr

In England sind fast alle Corona-Beschränkungen gefallen. Wenn die Premier League am Wochenende startet, werden die Stadien voll sein. Die Ausgaben der Klubs auf dem Transfermarkt tragen zur Vorfreude auf die Saison bei.

Von Hendrik Buchheister (Manchester)

Unter der Woche vermeldete die "Times" Erfreuliches für die Profis der Premier League. Umarmungen und Abklatschen beim Torjubel sind laut der Zeitung künftig wieder erlaubt. Zur Hochphase der Corona-Pandemie sahen sich die Spieler in Englands Elite-Klasse einer hitzigen Debatte über zu viel Körperkontakt ausgesetzt und kassierten eine offizielle Ermahnung von der Liga, doch bitte den Abstand zu wahren - auch in Situationen des emotionalen Überschwangs. In der neuen Saison, die an diesem Freitag (13.08.2021) mit dem Londoner Duell zwischen Aufsteiger FC Brentford und dem FC Arsenalstartet, dürfen sich die Fußballer der Premier League wieder guten Gewissens umarmen.

Erst "Freedom Day", jetzt Fußball-Fest

Auch sonst soll in England wieder vieles so sein wie vor der Pandemie. Der Auftakt der Spielzeit ist gleichzeitig die symbolische Rückkehr zur fußballerischen Normalität. Nach dem Ende der meisten gesetzlichen Corona-Restriktionen am 19. Juli - in England als "Freedom Day" gefeiert - werden die Stadien der Premier League wieder voll sein. Beziehungsweise: fast voll. Nur am Spielfeldrand und in der Nähe der Ersatzbänke sollen Plätze frei bleiben. Die Zuschauer sollen der "red zone", die Profis und Offiziellen vorbehalten ist, nicht zu nahe kommen.

Anders als bei der Europameisterschaft, bei der das Londoner Wembley-Stadion teilweise zu drei Vierteln gefüllt war, müssen Zuschauer in der Premier League keinen Nachweis über eine doppelte Corona-Impfung oder einen negativen Test vorweisen. Zumindest nicht offiziell. In der Praxis allerdings deuten die Signale in diese Richtung. Die Liga hat angekündigt, Fans in den ersten Wochen der Saison stichprobenartig auf eine Impfung oder ein negatives Testergebnis zu prüfen.

Bei einigen Vereinen - zum Beispiel bei Champions-League-Sieger FC Chelsea - sind eine doppelte Impfung oder ein negativer Test verpflichtend. Die Maßnahmen dienen als Vorbereitung auf Oktober. Ab dann plant die Regierung eine Impf-Pflicht für den Besuch von Großveranstaltungen.

Die Risiko-Debatte wird im Ausland geführt

Natürlich appelliert die Premier League an die Zuschauer, sich verantwortungsvoll zu verhalten. In den geschlossenen Stadion-Bereichen zum Beispiel sollen die Fans weiterhin Masken tragen. Wie praktikabel das ist, muss sich zeigen. Bei der EM haben die englischen Fans derartige Vorgaben weitgehend ignoriert. Das Turnier mit Englands Einzug ins Finale (das im Elfmeterschießen gegen Italien verloren ging) war eine vorgezogene Rückkehr zur Normalität für das heimische Fußball-Publikum. Die Debatte über die Risiken von Fan-Massen in Wembley und über die Delta-Variante wurde vor allem im Ausland geführt. In England bekam man davon nicht viel mit.

Auch dem Comeback voller Stadien in der neuen Saison stehen die Engländer mit uneingeschränkter Vorfreude gegenüber. Zwar stiegen die Zahlen der positiven Fälle seit Anfang Juni massiv, die Todeszahlen blieben im Vergleich dazu aber gering. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson deutete das als Zeichen für die Wirksamkeit der Corona-Impfungen. Die Impf-Quote ist hoch: Nach offiziellen Angaben haben 89 Prozent der Erwachsenen im Vereinigten Königreich mindestens eine Impf-Dosis erhalten, 75 Prozent sogar schon zwei. In den vergangenen Wochen gingen in England die Fall-Zahlen wieder zurück.

Transfermarkt: Rekorde statt Corona-Sparsamkeit

Zur Vorfreude der Engländer auf die Rückkehr zur fußballerischen Normalität trägt bei, dass auf dem Transfermarkt nichts von der Corona-Krise spürbar ist. Meister Manchester City brach den britischen Transferrekord mit der Verpflichtung von Jack Grealish von Aston Villa für umgerechnet fast 120 Millionen Euro und arbeitet am Kauf von Tottenham-Torjäger Harry Kane für eine noch höhere Summe. Manchester United verpflichtete Jadon Sancho von Borussia Dortmund für 85 Millionen Euro, der FC Chelsea holte Romelu Lukaku für 115 Millionen Euro von Inter Mailand zurück. Angesichts solcher Beträge kann man die Pandemie schnell vergessen.