Jürgen Klopp Trainer vom FC Liverpool

Start der Premier League Klopps anspruchsvolle Aufgabe beim FC Liverpool

Stand: 11.08.2023 08:08 Uhr

Sieben Jahre und zehn Monate ist Jürgen Klopp mittlerweile Trainer beim FC Liverpool. Das ist bemerkenswert, weil er damit der dienstälteste Premier-League-Trainer ist. Außerdem ist Liverpool nun Klopps längste Trainerstation noch vor Mainz (sieben Jahre, vier Monate) und Dortmund (sechs Jahre, elf Monate). Am Sonntag um 17.30 Uhr startet der 56-Jährige beim FC Chelsea (Zusammenfassung in der Sportschau) in seine achte komplette Premier-League-Saison - es könnte seine schwierigste werden.

Noch schwieriger, als die vergangene Spielzeit ohnehin schon war. Kein Pokaltitel, Achtelfinal-Aus in der Champions League, nur Platz fünf in der Liga - die unter Klopp erfolgsverwöhnten "Reds" verpassten sogar die Qualifikation für die Königsklasse.

Die große Frage ist nun: Gelingt es dem großen Motivator ein weiteres Mal, Feuer im Team und im Klub zu entfachen? Als er am 8. Oktober 2015 nach England wechselte, dümpelte Liverpool auf Platz zehn herum, hatte 15 Jahre lang keine Meisterschaft gefeiert. Unter Klopp folgten zwei Triumphe im EFL-Cup, einer im FA-Cup, der Champions-League-Sieg 2019 und auch der lang ersehnte Meistertitel 2020.

Umbruch vor allem in der Zentrale

Aktuell versucht Klopp, Optimismus zu verbreiten. Mit Blick auf die vergangene Saison sagte er: "Manchmal brauchst du einen Rückschlag, um zu realisieren: Ah, da ist das Problem." In den jüngsten Testspielen habe sein Team "frisch und richtig gut" ausgesehen.

Das kann damit zusammenhängen, dass der Kader eine Verjüngungskur bekommen hat, besonders im zentralen Mittelfeld. Dort haben James Milner (37, Brighton), Jordan Henderson (33, Al-Ettifaq), Fabinho (29, Ittihad Club) und Naby Keita (28, Werder Bremen) den Verein verlassen. Hinzu kommt der Abgang von Angreifer Roberto Firmino (31, Al-Ahli). Drei Liverpooler sind also dem Lockruf des Geldes aus Saudi-Arabien gefolgt.

Alexis Mac Allister und Dominik Szoboszlai als Hoffnungsträger

Zwei Neue für die Schaltzentrale sind bereits da. Alexis Mac Allister (24), 42 Millionen Euro teuer, ist bei Brighton & Hove Albion zum argentinischen Nationalspieler gereift. Bei der WM 2022 in Katar rutschte er nach der 1:2-Auftaktpleite gegen Saudi-Arabien in die Startelf und behielt seinen Platz bis zum Endspiel. Dort spielte er 116 Minuten, bereitete das zwischenzeitliche 2:0 durch Angel Di Maria vor und stemmte am Ende den Pokal in die Höhe.

Der zweite, etwas offensiver ausgerichtete Neue fürs Zentrum ist Dominik Szoboszlai. Für den Ungarn überwies Liverpool 70 Millionen Euro an RB Leipzig. Der Glaube an Szoboszlais Talent ist also groß, aber ob der 22-Jährige nach seinen Stationen in Österreich und Deutschland direkt auch in England einschlägt, bleibt abzuwarten.

Dietmar Hamann mit pessimistischer Prognose

Das Problem: Mit diesen beiden Namen ist die Liste von Liverpools Sommerzugängen schon zu Ende. Zwar haben Neu-Sportdirektor Jörg Schmadtke und sein Team noch bis zum 1. September um 18 Uhr Zeit für Nachbesserungen, aber bei einigen Experten überwiegt derzeit die Skepsis. "Wenn der Kader bis zum Ende des Transferfensters so bleibt, wäre es ein großer Erfolg für Liverpool, unter die ersten vier zu kommen", sagte Dietmar Hamann, der sieben Jahre für die "Reds" gespielt hatte.

Klopp genießt in Liverpool Heldenstatus, aber eine Garantie, dass er seinen bis Sommer 2026 laufenden Vertrag erfüllen darf, hat auch er nicht. "Wenn es diese Saison keinen guten Start für die 'Reds' gibt, dann könnte es schnell ungemütlich werden", sagte Hamann.

Selbst gewählte Abschiede in Mainz und Dortmund

Bisher hat Klopp das außergewöhnliche Kunststück vollbracht, seine Trainerstationen selbst zu beenden. In Mainz war der Anlass ein verpasster Aufstieg, in Dortmund ein schlechter Saisonstart.

In Liverpool hat Klopp ähnlich viel Zeit verbracht wie bei diesen beiden Stationen. Wie es nun weitergeht, dürfte eine der spannendsten Fragen der neuen Premier-League-Saison sein.