Fußball | Krieg in der Ukraine Der Fußball und Russlands Krieg: Worte sind wichtig

Stand: 01.03.2022 16:59 Uhr

Im Fußball haben drei Nationalverbände und die internationale Spielergewerkschaft im Umgang mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine die richtigen Worte gefunden und die FIFA zur richtigen Entscheidung gedrängt. Andere verpassten diese Chance. Ein Kommentar.

Worte sind wichtig. "Der Mitgliedsverband, der Russland vertritt, darf an Wettbewerben nur unter dem Namen russischer Fußballverband (RFU) und nicht als Russland teilnehmen." Es war ein Satz, der die Scheinheiligkeit zusammenfasste. Mit dieser Maßnahme wollte die FIFA die Frage lösen, wie mit Russland im Fußball umzugehen sei. Dem Land, das gerade einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt.

Es war auch das Verdienst der Nationalverbände aus Schweden, Tschechien und Polen, dass die FIFA damit nicht durchkam. Sie blieben unnachgiebig. Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza teilte mit: "Wir spielen nicht gegen Russland. Egal, welchen Namen die Mannschaft trägt." Die drei Verbände sollten Ende März in der WM-Qualifikation in den Play-offs gegen Russland spielen. Und so konnte die FIFA sich nicht mehr vor der Entscheidung drücken, ob sie Russland mitspielen lässt oder nicht. Und am Montagabend, mehr als vier Tage nach dem Beginn der Invasion der Ukraine durch Russland, mussten FIFA und UEFA gemeinsam nachgeben: Kein Spiel mehr mit Putin.

Schweden, Tschechien und Polen erzeugten den Druck

Schweden, Tschechien und Polen haben gezeigt, was Haltung bewirken kann. Sie ließen die FIFA nicht vom Haken und machten klar: Eine "Neutralität" zwischen Recht und Unrecht kann es nicht geben. "Wenn die Menschenrechtspolitik der FIFA mehr als nur Worte auf dem Papier ist, ist es jetzt an der Zeit, sie in die Tat umzusetzen und den russischen Fußballverband von der Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar 2022 auszuschließen", schrieb der polnische Verband am Montag. Wichtige Worte, der Druck wirkte.

Verbände wie England, Albanien, Dänemark, USA, Irland, Norwegen, Schottland, Wales, Niederlande und die Schweiz folgten und kündigten an, nicht mehr gegen Russland zu spielen. Der Deutsche Fußball-Bund ließ allerdings zumindest öffentlich ein vergleichbares Signal vermissen. Und auf Klubebene war es ein deutscher Vertreter, der ähnliche Möglichkeiten wie Polen, Tschechien und Schweden gehabt hätte - und sie nicht nutzte.

Leipzig verpasste eine Chance

RasenBallsport Leipzig steckte in der unglücklichen Situation, am Freitag im Achtelfinale der Europa League das Los Spartak Moskau gezogen zu haben. Es wäre auch für den Klub aus Leipzig möglich gewesen, sich wie Schweden, Tschechien und Polen zu positionieren: Kein Spiel mehr mit Putin. Leipzig hätte ungewohnte bis ungeahnte Sympathien ernten und sich angesichts der Situation sicher sein können, dass sich kein Verband traut, ein Spiel mit 3:0 für ein Team zu werten, dessen Regierung gerade Panzer auf Leipzigs Partnerstadt Kiew zurollen lässt. Es hätte nicht mal einen Boykott gebraucht, nur den Aufruf zur Sperre russischer Teams. Die Reaktionen aus Leipzig zur Auslosung fielen jedoch anders aus.

Man hoffe auf "eine friedliche Lösung des Konfliktes. Unabhängig davon wollen wir gegen Spartak gewinnen", sagte Florian Scholz, der kaufmännische Direktor. Fortan berief man sich in Leipzig auf die UEFA. Die Chance, Haltung zu zeigen, verpasste der Klub aus Leipzig tagelang.

Das Weiterkommen ins Viertelfinale bringt Leipzig nun mindestens 1,8 Millionen Euro. Ob das Geld gespendet wird? "Dazu werden wir uns Gedanken machen", sagte Sportdirektor Oliver Mintzlaff, der das Vorgehen des Klubs tränenreich verteidigte und auf ein gemeinsames Vorgehen mit der UEFA hinwies. Es waren andere, die die richtigen Worte fanden.

Spielergewerkschaft stellt fest: Zeit der "politischen Neutralität" ist vorbei

Die internationale Spielergewerkschaft FIFPRO teilte am Montag unmissverständlich mit, dass der FIFA-Plan, Russland nun "russischer Fußballverband" zu nennen, eine ungenügende Antwort auf die russische Aggression sei. "Fußball und Sport haben ihre eigene Verantwortung, darauf zu reagieren. Die bisherige Politik der politischen Neutralität hat den Test der Zeit nicht bestanden", schrieb FIFPRO: "Wir fordern daher, den russischen Verband mit sofortiger Wirkung zu suspendieren, bis Frieden, Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit wiederhergestellt sind." Worte, die wichtig sind.